Der Pakt
diesem Idioten Jonas getanzt hat?«
»Jonas ist ein guter Tänzer.«
»Nicht gut genug.«
»Nicht so gut wie du«, gab Sin zu. »Hast du ihr angeboten, mit ihr zu tanzen?«
»Wieso sollte ich sonst herkommen, bereit zu tanzen?«, wollte Nick wissen. »Es ist erst ihr viertes Mal und sie könnte jederzeit einen Fehler machen.«
»Hast du ihr das gesagt?«, fragte Sin. »Und du kommst hierher ohne die Spur eines Messerstichs? Mae ist ja so ein netter Mensch.«
Vielleicht hatte sie ihre Probleme mit Mae, wenn es um den Jahrmarkt der Kobolde ging, aber sobald sich jemand ihr gegenüber herablassend verhielt, war sie bereit, sie zu verteidigen. Sie sah sich nach ihr um und erblickte ihren pinkfarbenen Haarschopf.
Sie stand bei Alan. Sin spürte, wie sie verlegen wurde und der Drang fast unwiderstehlich wurde, nach unten zu sehen oder sich wegzudrehen, bevor er sie sah.
Alan sah sie nicht an. Er sprach mit Mae, den Kopf aufmerksam ihr zugeneigt. Er war so viel gröÃer als sie, dass es fast lächerlich und sehr süà aussah. Sie standen in der Nähe des Standes der schweigsamen Schwestern. Alan deutete auf eine gelbe Schriftrolle und sein Lächeln war warm und herzlich.
Aber es galt nicht ihr.
Sie sah wieder zu Nick. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete sie kalt. Wieder lieà er sie an Merris denken, die mit wehendem rotem Haar und schwarzen Augen die Wälder durchstreifte, doch sie verdrängte den Gedanken und versuchte daran zu denken, dass es nur ein schmollender Nick Ryves war. So konnte sie mit ihm fertigwerden.
»Mae ist eine Idiotin.«
»Bist du eifersüchtig auf Jonas?«, fragte Sin.
Nach kurzem Zögern lachte Nick. Es war ein scharfer, unangenehmer Laut.
»Nein. Eigentlich ist sie die Freundin meines Bruders.«
»Tatsächlich?«
»Alan ist verrückt nach ihr«, erklärte Nick. »Sie hat es verdient. Sie haben sich gegenseitig verdient. Sie werden zusammen sein.«
Mae hatte einmal behauptet, sie ginge nicht mit Alan aus, erinnerte sich Sin. Und sie hatte hinzugefügt, dass er ziemlich attraktiv war.
Damals hatte Sin sie für verrückt gehalten.
Eigentlich hätte sie sich jetzt besser fühlen müssen. Alan hatte sie nicht abgewiesen, weil er sie für dumm hielt oder sie ihm unangenehm war. Er wollte einfach jemand anderen. So einfach war das. Sin hatte einen Fehler gemacht.
»Also gefällt es dir nur nicht, abgewiesen zu werden«, stellte sie fest und lächelte Nick demonstrativ an.
»Na ja«, meinte Nick, »es passiert mir eben nicht oft. Es ist eine ganz neue Welt für mich. Ich würde dich ja um Rat fragen, aber ich könnte mir vorstellen, dass es dir auch nicht allzu oft passiert.«
Er lächelte zwar nicht, aber das Kompliment reichte aus, dass Sin neben ihm im Schatten eines Baumes weiter lächelte.
»Es passiert mir nie«, behauptete Sin und sah verstohlen zu Mae und Alan.
Im Gegensatz zu einem Dämon war sie sehr wohl in der Lage zu lügen.
Sie hatte nur kurz hinübergesehen und bemerkt, wie Alan Mae eine Schriftrolle von einem hohen Regal holte, doch als sie sich wieder umsah, war Nick verschwunden.
Sie überflog die Menge und sah ihn natürlich neben Alan und Mae stehen. Mae sah ihn stirnrunzelnd an, und Nick lehnte sich an den Stand und neigte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
Maes Gesicht wurde nachdenklich, und einen Moment später nickte sie kurz, löste sich vom Stand und von Nick und lief zielstrebig über den Markt. Alan blieb zurück, ein offenes Buch in der Hand.
Er war der Einzige, der Mae und Nick nicht hinterher sah.
Jeder konnte Nick hinter Mae sehen, wie ein Schatten, den man nicht abschütteln konnte, ein dunkler Wächter, wie der Leibwächter einer Königin.
Jeder sah, wie Mae über den Markt lief. Bei jedem Schritt leuchteten die Lichter, die ihr am nächsten waren, hell auf und verwandelten sich für kurze Zeit von Sternen in Sonnen. Das Licht in ihrem Haar leuchtete und strahlte, als würden ihr stets neue goldene Kronen auf den Kopf gesetzt, hunderte von Kronen.
Sin hatte die Dämonentänze für diesen Abend ausgesetzt, um sich als neue Anführerin des Marktes darzustellen.
Der Dämon hatte seine Unterstützung ihrer Rivalin angeboten und all ihre Bemühungen damit untergraben. Er lieà Mae glänzen und jeden wissen, dass er
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