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Der Pakt der Wächter: Roman

Der Pakt der Wächter: Roman

Titel: Der Pakt der Wächter: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Ziegenbart und spitzen, behaarten Ohren. Seine Zähne sahen aus wie die Reißzähne eines Hundes, sein Kopf war spitz, und er hatte einen Buckel.«
    »Danach meldeten sich immer mehr Augenzeugen zu Wort«, berichtet Marcello Castiglione. »Satan bekam nun ein mehr tierisches und weniger menschliches Äußeres. Sie statteten ihn mit Hörnern, Klauen und Flügeln aus. Wissen Sie übrigens, wieso Engel Flügel haben? Die Künstler haben ihnen Flügel verpasst, um zu erklären, wie es möglich war, dass sie sich zwischen Himmel und Erde hin und her bewegen konnten.«
    »Jetzt stellt euch vor«, sagt Luigi mit schwärmerischem Blick, »wir würden Satans Bibel entdecken! In der die Geschichte von Lucifer das wahre Wesen des Teufels offenbart. Der Erzengel, der es gewagt hat, Gottes zerstörerische Herrschaft über die Menschen in Frage zu stellen. Der Engel, der gegen Gott rebellierte.«
    »Wieso glauben Sie, dass es ausgerechnet diese ›Bibel‹ ist, die wir in Island gefunden haben?«
    »Deduktion«, sagt Marcello Castiglione.
    »Und ein mathematisches Zeichen«, fügt Luigi hinzu.
    »Mathematisch?«
    »Die Weise, in der Kolumbus die drei Zeichen Anch, Ty und Kreuz in dem Schema aus zusammen neun Zeichen angeordnet hat, wird kaum zufällig gewesen sein.«
    Marcello schreibt auf einen Bogen Papier:
    Anch. Ty. Kreuz.
Ty. Kreuz. Anch.
Kreuz. Anch. Ty.
    »Lassen Sie uns jedes Symbol durch einen Zahlenwert ersetzen«, sagt Marcello Castiglione. »Die Zahl 1 steht in vielen Weltreligionen für die göttliche Einheit. Die Zahl 2 für die Dualität des Seins, die Zweiseitigkeit. Mann und Frau. Yin und Yang. Leben und Tod. Und die Zahl 3 hat so viele religiöse Dimensionen – von der Dreieinigkeit bis zu den drei Weisen, die Jesus drei Gaben brachten -, dass ich sie hier nicht alle nennen kann. 1, 2 und 3 sind unsere fundamentalsten Zahlen. Und nun machen wir Folgendes: Wir ersetzen Bartolomeus’ Symbolkombination durch eine Kombination aus Zahlen, wobei Anch 1 ist, Ty 2 und Kreuz 3. Schreiben wir das Ganze also mit Zahlen statt mit Worten auf.«
     
     
     
1
2
3
2
3
1
3
1
2
     
     
    »Und von diesen Zahlen ausgehend, soll ich einen Zusammenhang zu Satan herstellen?«, frage ich.
    »Deduzieren Sie!«, sagt Marcello Castiglione. »In der Bibel finden wir den Zusammenhang in dem originalen griechischen Manuskript der Johannesoffenbarung. Numerisch umgesetzt, erscheint es als χξς, in schriftlicher Form als εξακοσιοι εξηκοντα εξ. In lateinischen Buchstaben: hexakosioi hexékonta hex .«
    »Ähm. Und in unseren westlichen Zahlen?«
    »Sie meinen unsere arabischen Zahlen?« Luigi grinst. »Ganz einfach. Zählen Sie sie zusammen.«
    Marcello Castiglione nimmt sich das Zahlenschema wieder vor und ergänzt es.
     
     
     
1
2
3
=
6
2
3
1
=
6
3
1
2
=
6
=
6
6
6
     
     
    »666!«, platze ich heraus. »Die Zahl des Tieres!«
    »Horizontal und vertikal«, unterstreicht Marcello Castiglione.
    »Selbst mit römischen Ziffern geschrieben ist die 666 eine magische Zahl«, sagt Luigi und schreibt in seine Handfläche:
    DCLXVI
    »Schreibt man jedes Zeichen der römischen Zahlenreihe zwischen 1 und 500 einmal auf, steht dort
    IVXLCD
    »Bei genauerem Hinsehen werden Sie erkennen, dass das DCLXVI von hinten gelesen ist.«
    »666. Die Zahl des Tieres aus der Offenbarung des Johannes«, sagt Marcello Castiglione.
    »Die Zahl, die für den Antichrist steht«, sagt Luigi.
    Und für den einen oder anderen verborgenen Hinweis aus dem Snorri-Codex in Island, denke ich im Stillen. Aber das sage ich nicht laut.
     
    Zu fortgeschrittener Nachtstunde verlassen wir den Herrenclub und schlendern schweigend zurück zum Hotel.
    Als ich endlich einschlafe, quält mich ein beängstigender Traum, an den ich mich am nächsten Morgen aber nicht mehr erinnern kann. Nur mein Bettzeug ist nass geschwitzt.

2
     
    Nachdem ich mich geduscht und rasiert habe, rufe ich Thrainn an und erkundige mich, ob irgendetwas in dem Text darauf hinweist – hier zögere ich und räuspere mich verlegen -, dass seine Kollegen mit der Übersetzung der Satansbibel beschäftigt sein könnten.
    »Satansbibel?«, wiederholt Thrainn mit einem Lachen. Nach einer langen Pause, in der er mir wohl die Chance geben will, einzugestehen, mir einen Scherz mit ihm erlaubt zu haben, antwortet er: »Wenn ich ehrlich sein soll, wusste ich noch nicht einmal etwas von der Existenz einer Satansbibel .«
    »Eine Hypothese...«
    »Egal, wie, das Manuskript scheint definitiv nichts

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