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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Ein alter Mann, der alles riskierte, indem er sich in eine Lage begab, der er sein Leben lang ausgewichen war. Shoka verspürte keinerlei Angst, er wünschte nur, er hätte etwas anderes empfunden als nur Erschöpfung, oder etwas anderes wäre ihm ebenso wichtig gewesen wie der Wunsch, noch eine Stunde stillzuliegen, oder der Wunsch, Reidi möge eine Handbreit zur Seite treten und die Sonne abschirmen. Er machte eine Bewegung mit der Hand. Reidi trat etwas zu Seite, verwirrt von dem profanen Ansinnen, und Shoka ließ seinen Arm herabfallen und lehnte den Kopf an den Baum.
    »Es wird uns nichts passieren«, sagte er. »Ruht eine Weile aus, geht nach Choedri, hofft, daß Fürst Kegi zu Hause geblieben ist...«
    »Wir wissen nicht, wo sich die Söldner aufhalten«, sagte Reidi. »Fürst Shoka, wir haben den Fluß nicht überquert, um nun mit dem Rücken zum Wasser dazusitzen...«
    Ein Soldat wie aus dem Lehrbuch. »Männer und Pferde brauchen eine Ruhepause, Fürst.« Seine Stimme war heiser und brach, aber er hatte seinen Standpunkt klargemacht, fand er, wenn der alte Mann in seiner wachsenden Panik anderen Argumenten überhaupt noch zugänglich war. »Wir haben Dekkung, sie wissen nicht, daß wir hier sind – wir sind bloß die Wache, die sie hier zurückgelassen haben. Laßt sie nur kommen. Wir ziehen im Dunkeln weiter.«
    Das war nicht das, was Reidi hören wollte. Er stand da, biß sich auf die Lippen und sagte schließlich: »Wir sind hundert Männer, Fürst Saukendar.«
    »Ihr habt gesagt, nach Choedri werden wir mehr sein.«
    »Ich weiß es nicht. Wenn wir nach Keido zurückgegangen wären, wenn wir Ygotai besetzt hätten...«
    ...
wären meine Ländereien und meine Familie jetzt in
    Sicherheit, ich befände mich auf heimischem Boden...
    »
...
würden sich die anderen um uns scharen...«
    »Und den Chisei zur Frontlinie machen.« Wieder brach seine Stimme. »Näher bei Cheng'di wäre sie mir lieber. Aber werden sich die anderen Fürsten uns überhaupt anschließen? Die Offiziere aus der Armee? Werden die ausgehobenen Truppen für uns kämpfen – oder für den Regenten? Wenn Ihr daran irgendwelchen Zweifel hegt, Fürst Reidi, begeben wir uns am besten nach Süden und bleiben in Bewegung.«
    »Während unser Land zugrunde geht.«
    Shoka schloß die Augen. »Wir werden aufbrechen, Fürst, aber bei unserer Stärke ist es im Dunkeln besser. Wenn jemand übersetzen möchte, können ein paar Eurer Männer dabei behilflich sein und sich unter die Leute mischen. Es besteht kein Grund, irgendwelches Aufsehen zu erregen. Wenn sie jemand benachrichtigen sollte, kommen sie vielleicht nachsehen. Laßt einen Mann dort auf diesen Baum steigen. Gebt ihm einen Umhang, damit er nicht so auffällt, und laßt ihn die Straße beobachten. Ich werde eine Weile schlafen, und meine Frau desgleichen. Ich rate Euch und Euren Männern, es ebenso zu machen und Euch dabei abzuwechseln. Teilt die Ängstlichen als Wachposten ein. Die können sowieso nicht schlafen.«
    So wie er ihn ansah, gehörte Fürst Reidi offenbar zu den Letzteren, dachte Shoka.
    »Wenn es dunkel wird«, sagte Shoka, und Reidi verneigte sich knapp und entfernte sich.
    »Du solltest besser schlafen«, sagte Shoka daraufhin zu Taizu; und Taizu kam und setzte sich zu ihm und kuschelte sich wortlos an ihn.
    Das arme Mädchen, dachte er. Er berührte ihre Wange. Es war die Seite mit der Narbe. Er lehnte seine Wange an ihren Scheitel, spürte, wie sie den Arm um ihn legte. Als er die Augen schloß, sah er die Hütte vor sich. Sah sie im Morgenlicht, in diesem verdammten übergroßen Hemd, wie sie mit dem Wassereimer den Hügel hochgestapft kam...
     
    »Fürst!« flüsterte jemand, und Shoka wechselte vom Schlaf ins Zwielicht über, Taizu war wach, und der Mann sagte etwas von Reitern, die zurückkämen.
    »Wie viele?« fauchte er.
    »Fünf, sechs...«
    »Dann kümmert euch um sie, verdammt noch mal!« Er rieb sich die Augen und kniete sich hin. »Verflucht, wo ist mein Panzer!« Es rutschte ihm einfach so heraus.
    »Hier ist er, Meister Shoka.« Taizu, auf allen vieren. Während Pferde näher kamen und Männer an ihnen vorbeiritten.
    Und Bogensehnen sirrten, eine, zwei, ein Dutzend.
    Leiber stürzten zu Boden. Shoka tastete nach seinem Schwert. Doch es war schon vorbei. Reidis Männer fingen die Pferde ein. Shoka rappelte sich hoch und ging zu den verstreuten Körpern, stupste einen mit dem Fuß an. Mitten durch den Hals. Dieser Mann würde nicht mehr reden.
    Ebensowenig wie

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