Der Paladin
leuchteten.
Und er ging zu seinem Pferd und saß auf, bevor ein Wort einen neuen Streit auslösen konnte.
Es wurde warm, und die Straße führte eben dahin, zwei Wegspuren aus seidigem gelbem Staub inmitten des wilden Spätsommergrases. »Möchtest du eine Weile reiten?« fragte Shoka schließlich, doch Taizu schüttelte den Kopf und wischte sich den Schweiß von der Schläfe. »Nein«, sagte sie. »Danke, Meister Shoka. Es geht schon.«
»Jiro kann das Schlafzeug tragen.«
»Nein«, sagte Sie munter, sogar fröhlich. Sie rückte sich das Schlafzeug höher auf die Schulter. »Eine Matte ist nicht so schwer.«
Heute hatte er noch nicht einmal gesagt, daß sie umkehren sollten. Sie hatte seit dem Morgen noch kein böses Wort gesagt. Es war ein verführerischer Frieden, der einen dazu verleiten konnte, einfach so weiterzumachen, koste es, was es wolle.
Weil es jedoch um Taizus Haut ging, war er dazu nicht bereit. Seit gestern waren deutlich erkennbare Wagenspuren auf der Straße, im gelben Staub; stellenweise waren das Gras und das Unkraut niedergedrückt, umgeknickt, aber noch nicht braun.
»Da ist jemand vor uns«, meinte Taizu irgendwann.
»Ich habe mich schon gefragt, wann du es bemerken würdest.«
Sie drehte sich um und blickte ihn stirnrunzelnd an.
»Das hätten sie uns im Dorf auch sagen können.«
»Wir haben nicht danach gefragt, oder?«
»Es wäre nett gewesen, wenn sie es uns gesagt hätten!«
»Schon möglich. Aber ich bin ein Herr aus Chiyaden. Wer redet mit den Herren schon über solche Kleinigkeiten? Dafür haben wir unsere Lakaien. Das ist eine Frage der Hierarchie.«
Sie machte ein finsteres Gesicht. »Brauchen Herren denn nicht zu wissen, was vor sich geht?
Ich
hätte es gesagt, und ich komme vom Land.
Ich
finde, es wäre zuvorkommend gewesen zu sagen, daß jemand auf der Straße unterwegs ist.«
»Natürlich hättest du das«, sagte er. »Du würdest bis an die Steigbügel gerannt kommen und es dem Herrn sagen.«
»Hm. Nein. Ich würde ihn durch eine kaputte Brücken fallen oder auf Fremde stoßen lassen. Wenn er mir nicht gefällt, würde ich das tun.«
Shoka lächelte. »Das würdest du.«
»Natürlich würde ich das.«
»Ist das in Hua so Sitte?«
»Wir würden unseren Fürsten niemals durch eine Brücke fallen lassen. Wir würden sagen, Fürst Kaijeng, Ihr solltet sie reparieren. Fürst Kaijeng, hier kamen Fremde vorbei.«
»Fürst Kaijeng war ein guter Mensch.«
»Habt Ihr ihn gekannt?«
»Nicht besonders gut. Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Abgesehen vom Jahr der Überschwemmung hat er sich nie am Hof aufgehalten. Damals bat er um Hilfe.«
»Da war ich noch nicht geboren.«
Shoka bedachte dies und schüttelte wehmütig den Kopf. »Also, damals war ich am Hof. Das war noch unter der Herrschaft des alten Kaisers. Fürst Kaijeng erstattete dem Kaiser Bericht. Er hat mich beeindruckt. Er war ein bescheidener Mann. Er bat darum, ihm für dieses Jahr die Steuern zu erlassen. Er kaufte sechs Wagenladungen Reis und Kleidung und schickte sie seinen Lehnsmännern, damit die Bauern, wie er sagte, bei Kräften blieben: es sei eine Menge Wiederaufbauarbeit zu leisten, und wenn das Land verwüstet sei, gliche eine wohlgenährte Bevölkerung Soldaten bei einem Feldzug. Damit beeindruckte er den Kaiser so sehr, daß er seinerseits zehn Wagenladungen Kleidung und Reis schickte; und im nächsten Jahr schickte Hua die vollen Steuern zurück, außerdem als Geschenk das Beste, was das Land zu bieten hatte, für die Tafel des Kaisers.«
»Davon habe ich gehört.«
Er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Ihr Tonfall war unbeschwert. Tatsächlich war es das erste Mal, daß sie über Hua sprechen konnte. Er wollte den Bogen nicht überspannen.
»Anständiges Verhalten zahlt sich aus«, sagte er. »Eine Dame sollte sich das merken.«
Das brachte ihm einen finsteren Blick von Taizu ein, den sie ihm unter ihrer Schlafmatte und dem Schwert, dem Bogen und dem Köcher hervor, die sie geschultert trug, zuwarf. »Daß Ihr ihnen bloß keine Lügen über mich erzählt!«
»Was soll ich ihnen denn sagen? Verzeihung, Ihr Herren, aber ich bin Saukendar aus Yiungei und begleite dieses Bauernmädchen zurück nach Hua, damit sie Fürst Gitu umbringen und mich heiraten kann. Aber sicher doch.«Sie machte den Mund zu und funkelte ihn an.
»Nun?« fragte er. »Ich halte es für besser, daß du meine Frau bist, jedenfalls in den Augen der Leute, die uns begegnen. Solange du anständig verheiratet bist,
Weitere Kostenlose Bücher