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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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den Mund, und nach einem Moment zuckte er die Achseln und sagte: »Nun, ich habe
vier
Frauen. Und sie alle muß ich ernähren, sonst würde ich dieses Risiko nicht eingehen, und das ist die Wahrheit.«
    »Schlimm, wie?«
    »Schlimm.« Meister Yi deutete mit knochiger Hand auf die Straße und das umliegende Land. »Fünf Überfälle in diesem Jahr. Ich reise mit professionellen Wächtern, wie Ihr seht.« Ein weiterer Handschlenker in Richtung der Karawane und der stehenden Wagen, in deren Schatten die Reisenden saßen. Es waren mindestens fünfzehn Wächter, bemerkte Shoka, die mit ihrer einfachen, zusammengewürfelten Bewaffnung wie Mietlinge aussahen. »Kostet mich ein Vermögen«, sagte Meister Yi. »Und so ist es nicht nur in Hoishi, sondern auf dem ganzen Weg, von hier bis nach Ygotai. Banditen. Verbrecher. Man reitet ahnungslos dahin, und –
wusch! –
kommt aus dem Gebüsch ein Pfeil angeflogen. An Eurer Stelle würde ich mir Sorgen machen, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Wir machen uns Sorgen«, sagte Shoka. »Bis Ygotai, meintet Ihr.«
    »Und noch weiter! Schwere Zeiten, das könnt Ihr mir glauben.
Schwere
Zeiten. Früher war landauf, landab Polizei. Heutzutage ist man auf sich allein gestellt, sobald man die Stadt verläßt. Haltet gar nicht erst Ausschau nach dem Gebietsfürsten, der die Straßen in Ordnung hält!
Seine
Truppen hat er alle nach Cheng'di geschickt.«
    »Zum Kaiser.«
    »Wohin sie der Kaiser auch schicken mag. Überall Söldner. Und keine Polizei. Gut für den Handel in der Stadt. Aber ein Unglück für die Provinzen. Eine kleinere Karawane wäre ernstlich in Gefahr. Ich sag Euch was, Ihr solltet mal mit Eurer jungen Frau sprechen. Ihr solltet Euch ernsthaft mit ihr unterhalten. Heimweh ist etwas Verständliches. Aber diese Straße ist sehr gefährlich. Sehr gefährlich. Wenn Ihr meinen Rat hören wollt, dann kehrt nach Mon zurück und verbringt keine Nacht länger auf diesem Weg, um Eurer jungen Frau willen.«
    »Wir schaffen es schon«, sagte Taizu scharf.
    Die Augen des Karawanenleiters wanderten zu Taizu und verweilten auf ihr mit einiger Besorgnis, während er Einzelheiten in sich aufnahm, zu denen gewiß auch die Narbe gehörte; und vielleicht auch ihre allgemeine Erscheinung, die Rüstung, den kleinen Knoten aus Seidenbändern und ihr Haar, das kürzer war, als bei einer Frau üblich.
    Er räusperte sich.
    »Wir sind ehrliche Leute«, sagte Shoka. »Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen, Meister Yi. Wir sind keine Spione. Fragt mich nach Cheng'di, soviel Ihr wollt, und ich werde Euch antworten – jedoch keine Neuigkeiten verraten. Wir waren lange weg; und wir sind gespannt darauf, was Ihr uns zu erzählen habt.«
    Der Blick des Händlers wanderte zu Jiro, der neben ihrem Gepäck graste – ein Punkt zu ihren Gunsten, dachte Shoka: Jiros kostbare Ausstattung, sein Akzent und seine prächtige, wenn auch abgenutzte Rüstung paßten zu seiner Geschichte von einem Herrn, den es aufs Land verschlagen hatte, und
das
paßte wiederum zu den politischen Wirren, während Taizus Narbe und ihre Diktion – die unter seiner Anleitung einige Veränderungen erfahren hatte, jedoch immer noch nicht ganz der des Herzlandes entsprach – sowie ihr ungewöhnlicher und sehr sachlicher Aufzug vielleicht nicht gerade auf ein Banditentum, aber immer noch auf etwas Beunruhigendes hindeuteten.
    Wenn sie beide Männer gewesen wären, dann hätte man Söldner in ihnen vermuten können. Professionelle. Und man hätte den kleineren mit dem finsteren Gesicht für einen von der verrückten Sorte halten können, der im Lager wüste Kämpfe anzetteln und Blut vergießen mochte, bevor alles vorbei war.
    Was ihn zu einem größeren Verrückten machte als seine Frau und sie beide möglicherweise noch gefährlicher als Banditen erscheinen ließ.
    »Was ist mit den Straßen nach Ygotai?« fragte Shoka.
    »Bis Mandi in Ordnung. Dann unsicher. Wollt Ihr dorthin? Woher stammt Eure Frau?«
    »Aus Hua.«
    »Hua!«
    »Wie sieht es dort aus?« fragte Taizu. Sie hatte die Fäuste auf den Knien geballt. Sie verneigte sich höflich. »Bitte.«
    »Das kann ich nicht sagen. Ich weiß es nicht.« Meister Yi verneigte sich ebenfalls. »Was ich weiß, beruht auf Hörensagen. Es heißt aber, im Osten und Norden Mandis sei es sehr schlimm. Ihr wärt gut beraten, wenn Ihr auf Euren Mann hören würdet. Täglich kommen Menschen auf den Straßen um. Es passieren schreckliche Dinge.«
    »Der Regent ist immer noch an der Macht?« fragte

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