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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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kommt niemand auf krumme Gedanken.«
    Taizu blickte rechtzeitig wieder nach vorn, um einer großen Pflanze ausweichen zu können. »Wenn ich Euch nicht dabei hätte«, sagte sie bissig, »würde ich bis zum Abend zurückbleiben und dann im Dunkeln an ihnen vorbeigehen.«
    »Und erschossen werden.«
    »
Im großen Bogen
an ihnen vorbeigehen. Ohne Lärm zu machen. Ich wüßte mir schon zu helfen.«
    »Davon bin ich überzeugt, aber ich dachte, wir hätten beschlossen, nicht mehr darüber zu streiten.«
    »Ich nicht. Das wart Ihr.«
    »Das habe ich anders in Erinnerung. – Siehst du das?«
    Am fernen Horizont, wo die Straße am Flußufer eine Biegung machte, war ein dunkler Fleck. Taizu hielt Ausschau, ging eine Weile auf Zehenspitzen und reckte sich, um besser sehen zu können.
    »Bauernvolk oder Händler«, sagte sie schließlich. »Mehrere Wagen.«
    »Händler, denke ich. Eine ganze Menge Wagen. Wir werden den ganzen Tag brauchen, um ihren Vorsprung aufzuholen, schätze ich, und sie gegen Abend erreichen...«
    »Das wird ihnen nicht gefallen.«
    »Das kann ich ihnen nicht verdenken.«
    Mindestens zehn, elf Personen, schätzte Shoka, als sich die Bodenwellen allmählich verschleierten und die Karawane vor ihnen auftauchte – die sie jetzt am späten Abend bestimmt mit einiger Besorgnis beobachtete. Der Hoi befand sich links von ihnen. Die Berge reckten ihre kahlen Flanken empor, sie waren zu steil und zu steinig für Bäume: Ödland nannten die Einheimischen diese Gegend an der Grenze zwischen Hoishi und Hoisan, ein verdächtiger Ort für das Auge des Soldaten – oder für das eines Händlers, der zweifellos fürs Reich bestimmte Wagen voller Jade oder auch Eisen und wertvoller Metalle mit sich führte.
    Darum war es nicht verwunderlich, daß die Karawanenwächter zurückblieben und ihnen entgegensahen, gepanzerte Wachen auf struppigen Steppenponys mit Bogen in den Händen und angelegten Pfeilen.
    »Beweg dich vorsichtig«, sagte Shoka und hob die Hand, um zu zeigen, daß sie leer war.
    Die Wachen machten keine solche Geste. Das hatte er auch nicht erwartet.
    »Wir können einen Bogen schlagen«, sagte Taizu. »Setzen wir uns einfach ab. Es wird ihnen nicht gefallen, wenn wir an ihren Wagen vorbeikommen und spionieren.«
    »Es ist ebensogut unser Weg wie ihrer.«
    »Ich will mich nicht von Pfeilen spicken lassen!«
    »Und ich will nicht, daß sich Jiro die Füße verletzt.
    Das ist verdammt schweres Gelände dort draußen.«
    »Ihr wollt bestimmt auch nicht, daß Jiro einen Pfeil abbekommt. Er ist ein großes Ziel. Ihr sitzt darauf. Ich gehe neben ihm.«
    »Ruhig, nur ruhig. Ich dachte, du hättest vor nichts Angst.«
    »Doch vor Pfeilen«, murmelte Taizu. »Ich mag Pfeile nicht.«
    »Nun, sie schießen nicht, oder?« Er ritt mit erhobener Hand weiter. Die Karawane hielt an, einer der Reiter preschte an die Spitze der Kolonne, und bald darauf kam ein anderer Mann zurückgeritten, ein rot und grau gekleideter Mann.
    »Das ist bestimmt der Karawanenleiter«, sagte Shoka, als zwei der Wächter von den stehengebliebenen Wagen herangeritten kamen, in gemächlichem Tempo, das ihrer eigenen stetigen Annäherung angepaßt war. »Laß uns freundlich sein, hörst du?« Und laut: »Guten Tag! Wir sind Reisende wie Ihr. Mit Eurer Erlaubnis werden wir Euch überholen.«
    Die Reiter kamen knapp bis auf Hörweite heran und blieben stehen, als Shoka anhielt.
    »Reisende mit demselben Weg«, sagte Shoka. »Mit Eurer Erlaubnis reiten wir an Euch vorbei.«
    »Ihr seid aus Chiyaden?« rief einer der Wächter.
    »Das stimmt. Shoka aus der Provinz Tengu. Das ist meine Frau Taizu. Und euer Herr?«
    »Meister Yi. Meister Lun Yi aus dem Königreich Yin.«
    Der Sprecher verneigte sich; Shoka verneigte sich; Taizu ebenfalls.
    Und so wurde es ihnen gestattet, zusammen mit den Wächtern an den Wagen entlangzureiten, während die Wagen stehenblieben und ihnen der Karawanenleiter entgegenritt.
     
    Sie und der Karawanenleiter nahmen auf Matten Platz, und während dieser sie nach Neuigkeiten ausfragte, tranken sie Tee.
    »Ich habe nur sehr wenig zu berichten«, sagte Shoka. »Meine Frau und ich lebten seit den Unruhen in meiner Heimat abgeschieden am Rande von Hoishi. Und deshalb...« Er zuckte die Achseln, ohne Taizu anzusehen. »Was soll man machen? Entweder eine unglückliche Frau oder eine beschwerliche Reise.«
    Der Karawanenleiter sah Taizu kurz an, und was immer ihm zu einer nörgelnden Frau einfallen mochte, blieb ungesagt; er verschloß

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