Der Palast
und meiner Enkeltochter vorgeschlagen.« Fürst Kii grinste den Kammerherrn siegessicher an. »Ihr sollt als Erster erfahren, dass ich soeben beschlossen habe, Fürst Matsudairas Vorschlag zuzustimmen.«
Yanagisawa stand da wie vom Donner gerührt. Wenn Fürst Kii dieser Eheschließung zustimmte, bedeutete das, dass er zur Partei Matsudairas überwechselte. Das Gleichgewicht der Kräfte würde ins Wanken geraten, und das Pendel der Macht würde zu Ungunsten Yanagisawas ausschlagen. Und wenn seine anderen Verbündeten erfuhren, dass Fürst Kii abtrünnig geworden war, würden andere Treuebrüche folgen. Yanagisawas Hoffnung, seinen Sohn als nächsten Shōgun auf den Thron zu setzen, sank binnen weniger Sekunden dramatisch – ebenso seine Aussichten, einen Wechsel des Regimes zu überleben.
Yanagisawa erkannte seine hoffnungslose Situation, die außergewöhnliche, drastische Maßnahmen verlangte.
»Ehrenwerter Fürst Kii«, sagte er. »Bevor Ihr Eure Entscheidung trefft … nehmt bitte meine Entschuldigung an, falls ich Euch gekränkt haben sollte.«
Jedes Wort bereitete Yanagisawa körperliche Qualen. Der Kammerherr bat selten um Verzeihung. Sein hoher Rang entband ihn von der Notwendigkeit, andere Menschen zu beschwichtigen – allenfalls den Shōgun.
Fürst Kii registrierte verwundert, dass Yanagisawa sich in einem solchen Maße demütigte, doch er blieb ihm eine Antwort schuldig.
»Ihr müsst wissen, dass ich Euren scharfen Verstand, Euren Mut und Euer Ehrgefühl respektiere«, stieß Yanagisawa rasch hervor. »Eure Freundschaft ist mir mehr wert als Euer Heer und Euer Vermögen.«
Die schmeichlerischen Lügen, die dem Kammerherrn normalerweise leicht über die Lippen gingen, blieben ihm nun fast in der Kehle stecken, weil er das Gefühl hatte, vor einem ihm untergeordneten Mann zu Kreuze zu kriechen. Fürst Kii stand regungslos und schweigend da und fragte sich, wie sehr der Kammerherr sich erniedrigen würde. Yanagisawa, dem seine eigene Demütigung beinahe den Verstand raubte, fiel sogar vor Fürst Kii auf die Knie. Er hatte noch nie vor einem anderen Mann als dem Shōgun gekniet, und sein ganzer Körper zitterte vor Widerstreben. Die Demütigung zerbrach seinen Stolz.
»Bitte, lasst uns Verbündete bleiben.« Als Yanagisawa sich zu seiner Bitte zwang, erkannte er seine eigene Stimme kaum wieder. Vor Scham und Wut über seine Erniedrigung und zugleich zitternd vor Angst, hob er den Blick zu Fürst Kii. »Lasst mich nicht im Stich.«
Fürst Kii schaute verächtlich auf ihn hinab. Dann brach er in Gelächter aus, womit er seiner Verachtung für den Kammerherrn und seiner Freude über die plötzlich ganz anders verteilten Rollen Ausdruck verlieh. »Verlasst sofort mein Anwesen!«, rief er. »Und kommt nie wieder her!«
Die Trommeln des Untergangs dröhnten in Yanagisawas Ohren. Ehe er protestieren konnte, rief Fürst Kii seine Soldaten vom Schlachtfeld herbei. Sie schwangen sich in die Sättel, kamen herangaloppiert und bereiteten sich auf eine weitere Schlacht vor.
»Beendet die Übungen und begleitet den ehrenwerten Kammerherrn von meinem Anwesen«, befahl Fürst Kii seinen Soldaten.
Yanagisawa hatte keine andere Wahl, als sich geschlagen zu geben und wie ein geprügelter Hund über das Übungsfeld davonzuschleichen, während Fürst Kii sich hämisch freute. Die Truppen und seine Gefolgsleute folgten dem Kammerherrn, bis dieser durchs Tor war. Als die Torflügel sich hinter ihm geschlossen hatten, zog ein Leichenzug mit singenden Priestern, Sargträgern und Trauernden die Straße hinunter. Glocken läuteten; Trommeln dröhnten. Wie gelähmt stand Yanagisawa einsam vor dem Tor und dachte mit einer Mischung aus Furcht, hilfloser Wut und Verbitterung daran, wie gründlich sein Plan missglückt war.
Er hatte jenen Verbündeten verloren, dessen Unterstützung er sich unbedingt sichern wollte. Und fast noch schlimmer war, dass er auf der Suche nach dem Entführer keinen Schritt weitergekommen war. Er hatte keine Beweise für Fürst Kiis Unschuld und konnte ihn nicht von der Liste der Verdächtigen streichen. Obendrein hatte der Zwischenfall Yanagisawa gezeigt, dass er den Charakter des daimyo völlig falsch eingeschätzt hatte, und das hatte verhängnisvolle Folgen. Jetzt war ans Licht gekommen, dass Fürst Kii einen Groll gegen Hoshina hegte. Vielleicht hatte er wirklich Rachepläne geschmiedet. Wenn Fürst Kii den Mut hatte, Yanagisawa zurückzuweisen, und wenn er genug Verstand besaß, um zu begreifen,
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