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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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erdulden?«
    »Wir müssen reden«, erwiderte Sano.
    »Was ist geschehen? Habt Ihr etwas herausgefunden?« Die Hoffnung auf Rettung belebte Hoshinas hageres, unrasiertes Gesicht. »Habt Ihr die Person gefasst, die mich in diese missliche Lage gebracht hat?«
    Da die Zeit drängte, unterließ es Sano, Hoshina zu erklären, dass sein eigenes abscheuliches Verhalten der Grund für seine Schwierigkeiten war. »Nein, ich habe den Drachenkönig nicht gefasst, aber ich habe einiges herausgefunden. Warum habt Ihr mir nichts von Anemone erzählt?«
    »Von wem?« Hoshina blickte Sano ehrlich verwirrt an. Dann erinnerte er sich. »Oh … ja, sicher, Anemone …«, sagte er in dem verwirrten Tonfall eines Mannes, der einem Geist der Vergangenheit gegenüberstand.
    »Wart Ihr Anemones Liebhaber?«, fragte Sano.
    Als Hoshina nickte, fuhr Sano fort: »War ihr Gemahl Dannoshin auch Euer Liebhaber?«
    Hoshina nickte erneut, kniff aber argwöhnisch die Augen zusammen.
    »Dannoshin hat Anemone ertränkt, weil ihr beide ihn durch Eure Affäre betrogen habt«, sagte Sano. »Wart Ihr der Ermittler, der in den Todesfällen ermittelt hat? Habt Ihr Eure Verbindung zu Anemone verschleiert, um Euch vor einem Skandal und einer Bestrafung zu schützen?«
    »Ja, aber was hat das mit meiner misslichen Lage zu tun?«, fragte Hoshina verärgert.
    Sano musterte ihn ungläubig. Wusste dieser Mann wirklich nicht, welche Bedeutung die Ereignisse hatten? »Es geht hier um einen Mord, mit dem Ihr zu tun habt – und den hättet Ihr gestern erwähnen müssen, als wir die Liste aufgestellt haben.«
    »Wir haben uns doch nur auf Personen konzentriert, die ich getötet oder auf den Richtplatz geführt habe«, sagte Hoshina. Beharrlich auf seine Verteidigung bedacht, stemmte er die Arme in die Hüften und straffte die Schultern. »Ich habe Anemone nicht getötet. Sie gehörte also nicht auf die Liste.«
    »Es könnte aber jemand behaupten, dass Ihr indirekt für ihren Tod verantwortlich wart«, stieß Sano hervor.
    »Ich war nicht dafür verantwortlich! Ihr Mord war die Tat ihres Gemahls und nicht meine Schuld. Für mich war Anemone bloß ein Zeitvertreib. Ist es meine Schuld, dass Ihr Gemahl so heftig reagiert hat?«, verteidigte Hoshina sich in gereiztem Tonfall. »Wie habt Ihr es eigentlich herausgefunden?«
    Sano musterte Hoshina voller Abscheu. Es sah diesem Mann ähnlich, jede Schuld von sich zu weisen. »Es spielt keine Rolle, wie ich es herausgefunden habe. Ihr hättet mir von dem Mord an Anemone erzählen müssen, anstatt mir mögliche Verdächtige zu verheimlichen.«
    »Ich habe nichts verheimlicht«, widersprach Hoshina. »Ich habe seit Jahren nicht mehr an Anemone gedacht. Ich habe sie nicht erwähnt, weil ich sie vergessen hatte.«
    »Anemone und ihr Gemahl sind gestorben, weil Ihr mit beiden eine Affäre hattet, und Ihr erinnert Euch nicht einmal mehr an sie?« Sano war fassungslos. Er hatte geglaubt, die schlimmsten Seiten Hoshinas zu kennen, doch die Verderbtheit dieses Mannes schien grenzenlos zu sein.
    »Ja, gut, ich hätte mich erinnern müssen. Und ich hätte Euch von Anemone berichten müssen.« Hoshina warf die Arme in einer gespielten Geste der Kapitulation hoch und funkelte Sano wütend an. »Was werdet Ihr jetzt tun? Wollt Ihr mich töten?«
    »Am liebsten«, sagte Sano, »aber ich brauche Eure Hilfe. Im Augenblick sucht ein ganzes Heer von metsuke- Agenten nach Informationen über Personen, die eine Beziehung zu Anemone und Dannoshin hatten, aber das dauert zu lange. Wegen Eures schlechten Gedächtnisses haben wir eine Menge Zeit verloren. Jetzt habt Ihr die Möglichkeit, diesen Zeitverlust auszugleichen. Ihr habt Anemone und Dannoshin gekannt. Wer von den Personen, die in ihrem Haushalt gelebt haben, könnte ihren Tod rächen wollen?«
    Der Schreck fuhr Hoshina in die Glieder. Er wurde blass. »Die Sache liegt eine Ewigkeit zurück. Ich kann mich nur noch schemenhaft daran erinnern. Wie sollte ich mich da an Angehörige ihres Haushalts erinnern können?«
    »Versucht es«, beharrte Sano. »Euer Überleben könnte davon abhängen.«
    Hoshina schritt unruhig durch den Raum, die Hände an die Schläfen gepresst. »Dannoshin hatte zwei Söhne aus erster Ehe«, sagte er schließlich. »Sie arbeiteten bei der Bürgerwehr von Miyako. Wir verstanden uns gut. Ich glaube nicht, dass sie einen Groll gegen mich hegten. Dannoshins Eltern lebten in dem Haus, aber sie waren sehr alt und müssten mittlerweile verstorben sein. Sonst fällt mir

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