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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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niemand ein.«
    »Denkt nach!«
    »Ich versuche es ja!« Den Tränen nahe, stampfte Hoshina mit dem Fuß auf den Boden.
    Sano erkannte, dass er durch seine Ungeduld alles nur verschlimmerte. »Wir sollten anders an die Frage herangehen«, schlug er deshalb vor. »Wer außer Dannoshin wusste von Eurer Affäre mit Anemone?«
    »Niemand.« Hoshina ließ die Arme sinken. Er stand kurz vor dem Zusammenbruch. »Wir waren sehr diskret. Ich schlich mich spätnachts, wenn alle schliefen, ins Gartenhäuschen, wo Anemone auf mich wartete.«
    »Wer wusste davon?« Sano wiederholte die Frage, denn irgendjemand musste davon gewusst haben, und dieser Jemand hatte sich zwölf Jahre später in den Drachenkönig verwandelt.
    Hoshina schüttelte verzweifelt den Kopf. Plötzlich aber reckte er sich. »Wartet …«, murmelte er. Seine trüben Augen strahlten. »Anemone hatte einen Sohn mit Dannoshin. Er war ungefähr fünfzehn Jahre alt … ein seltsamer, unangenehmer Bursche.« Hoshina verzog angewidert das Gesicht. »Immer wenn ich in das Haus ging, schlich er herum und starrte mich böse an. Und einmal, als Anemone und ich uns liebten, hörten wir ein Geräusch in den Sträuchern vor dem Gartenhäuschen. Es muss dieser Junge gewesen sein, der hinter uns herspioniert hatte.«
    Endlich machen wir Fortschritte, ging es Sano durch den Kopf. »Wie hieß dieser Junge?«
    »Dannoshin Minoru«, sagte Hoshina mit offensichtlichem Stolz auf sein gutes Erinnerungsvermögen.
    »Der Sohn von Anemone … er hätte allen Grund, ihren Tod zu rächen«, sagte Sano.
    »Er muss der Drachenkönig sein«, pflichtete Hoshina ihm bei und klatschte vor Freude in die Hände bei dem Gedanken, dass seine Qualen bald vorüber waren. »Er muss seit Anemones Tod meine Vernichtung geplant haben.«
    »Ich muss herausfinden, was aus ihm geworden ist«, sagte Sano, »seine Spur aufnehmen und feststellen, wo er die Geiseln versteckt hat. Ich werde den metsuke bitten, die Archive nach Informationen über Dannoshin Minoru zu durchsuchen.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Hoshina mit spöttischer Miene. »Mir ist gerade noch etwas eingefallen. Ich habe den Burschen gesehen. Ich weiß, wo er ist.«
    »Wann habt Ihr ihn gesehen?«, fragte Sano, der erstaunt die Stirn runzelte. »Und wo?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Hier in Edo. Er ist erwachsen geworden und hat sich verändert, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, und ich wusste nicht, woher ich ihn kannte. Aber jetzt fällt es mir wieder ein. Er arbeitet als Inspektor beim Ministerium für Tempel und Heiligtümer.«
    Sanos Überlegungen nahmen Gestalt an, als er begriff, wie der Drachenkönig, die Schwarze Lotosblüte und die Entführung zusammenpassten. Das Ministerium für Tempel und Heiligtümer hatte unter anderem die Aufgabe, religiöse Sekten zu überwachen und dafür zu sorgen, dass sie das Gesetz beachteten und sich nicht gegen das herrschende Regime erhoben. Dem Ministerium fiel also größtenteils die Aufgabe zu, die Schwarze Lotosblüte auszurotten, und es stellte Inspektoren ein, die durchs Land reisten, um nach gesetzwidrigen Aktivitäten der Sekte Ausschau zu halten.
    »Dannoshin Minoru kam durch seine Arbeit mit den geächteten Anhängern der Schwarzen Lotosblüte in Kontakt«, überlegte Sano. »Auf diese Weise hat er den geheimen Tempel gefunden und Höchste Weisheit kennen gelernt. Doch statt es der Polizei zu melden, hat er beides zu seinem Vorteil genutzt. Er hat Mariko als Spionin bei Fürstin Keisho-in eingeschleust. Vermutlich hat er seine Beziehungen zum bakufu spielen lassen. Dann scharte er eine Bande rōnin um sich, die aus Anhängern der Schwarzen Lotosblüte bestand und die ihm geholfen haben, Fürstin Keisho-ins Gefolge in einen Hinterhalt zu locken und die Mutter des Shōgun zu entführen.«
    »Werdet Ihr das alles dem Shōgun berichten?«, fragte Hoshina und ergriff Sanos Arm. »Nehmt mich mit! Wenn er hört, dass ich den Entführer identifiziert habe, wird er so dankbar sein, dass er mich freilässt und mich wieder in mein Amt einsetzt.«
    Es sah Hoshina ähnlich, die Situation zu seinem persönlichen Vorteil zu nutzen und sich allein das Verdienst zuzuschreiben, anstatt nur den Teil, der ihm zustand. »Ihr geht nirgendwo hin«, sagte Sano und schüttelte Hoshinas Hand ab. »Ich muss herausfinden, wo der Drachenkönig die Geiseln festhält, und sie retten.«
    Vielleicht hatte Hoshina zu seiner Rettung beigetragen, indem er das wichtigste Indiz geliefert hatte. Doch der

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