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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Kreis waren die Namen der Landbesitzer verzeichnet.
    »Das sollten wir uns genauer ansehen«, sagte Sano.
     
    Der Shōgun saß auf dem Podium im Großen Audienzsaal des Palasts und leitete eine Besprechung, in der es um Staatsausgaben ging. Unter anderem nahmen Uemori Yoichi, Mitglied des Ältesten Staatsrats und oberster Militärberater der Tokugawa, sowie mehrere hohe Heeresoffiziere an der Besprechung teil. Während Uemori ausführlich über neue Anschaffungen für das Heer, Festungen, die instand gesetzt werden mussten, und die genaue Bestückung des Waffenarsenals sprach, sorgte der Shōgun sich um seine Mutter. Verzweifelt malte er sich aus, wie sie irgendwo gefangen gehalten wurde. Das untätige Herumsitzen war ihm unerträglich. Voller Ungeduld wartete er auf Neuigkeiten des Kammerherrn Yanagisawa und des sōsakan Sano. Wie gern hätte der Shōgun selbst etwas unternommen, um seine Mutter zu retten und die Entführer zu fassen!
    »Herr, würdet Ihr das bitte unterzeichnen.« Uemori streckte den Arm in die Höhe und legte die Dokumente oben auf den Tisch.
    Der Shōgun schaute mit unsicherem, schüchternem Blick auf die Unterlagen. Da er die Diskussion nicht verfolgt hatte, wusste er nicht, ob er die Ausgaben genehmigen sollte; aber er hätte es auch nicht gewusst, wenn er zugehört hätte. Es war so schwierig, ein Land zu regieren!
    »Was ist das?«, fragte er und tippte behutsam mit dem Finger auf die Seiten.
    »Genehmigungen für Gelder aus dem Staatsschatz, um die Kosten zu decken, über die wir soeben gesprochen haben«, erklärte Uemori mit geduldiger Nachsicht.
    Der Shōgun seufzte. Hatte er eine andere Wahl, als die Ratschläge anderer Menschen zu befolgen? Plötzlich packte ihn grenzenlose Wut auf seine eigene Unfähigkeit und auf die ganze Welt.
    »Wie könnt Ihr es wagen, mich in diesen … äh, schweren Stunden mit solchen Bagatellen zu belästigen?«, brüllte er seine Untergebenen an. Die Männer hoben erstaunt die Blicke. Der Shōgun zerknüllte die Dokumente und warf sie Uemori an den Kopf. »Nehmt das und steckt es Euch in den Hintern!«
    Uemori duckte sich; die anderen Männer verfolgten mit wachsamen Mienen den Wutausbruch ihres Herrn. In diesem Augenblick betrat Dr. Kitano, der oberste Arzt des Palasts, den Saal. »Bitte verzeiht die Störung, Herr«, sagte er.
    »Was wollt Ihr?«, fragte der Shōgun.
    Dr. Kitano kniete nieder und verneigte sich. »Suiren ist aus der Bewusstlosigkeit erwacht. Ich habe den Befehl, den sōsakan-sama zu benachrichtigen, aber ich kann ihn nicht finden. Daher hielt ich es für das Beste, Euch zu informieren, Herr.«
    Der Shōgun runzelte verwirrt die Stirn. »Wer ist Suiren?«, fragte er.
    Dr. Kitano staunte über die Unwissenheit des Shōgun. »Sie ist die Leibdienerin Eurer Mutter. Die einzige Überlebende das Massakers an der Tōkaidō.«
    »Und was habe ich damit zu tun, dass sie … äh, wieder bei Bewusstsein ist? Warum belästigt Ihr mich mit dieser Sache?«, knurrte der Shōgun.
    »Es besteht die Möglichkeit, dass Suiren etwas gesehen oder gehört hat, das uns helfen könnte, den Aufenthaltsort Eurer ehrenwerten Mutter zu finden«, mischte Uemori sich ein.
    »Und jetzt ist sie bei Bewusstsein und … äh, kann uns sagen, was sie weiß?« Nachdem der Shōgun begriffen hatte, um was es ging, erwachte seine Angst. » Sōsakan Sano soll sofort zu ihr gehen!« Dann erinnerte er sich. »Halt, wartet. Sano -san versucht, Dannoshin Minoru aufzuspüren. Und Kammerherr Yanagisawa ebenfalls.« Er zeigte auf seine Schreiber. »Schafft die beiden sofort herbei!«
    Ehe die Schreiber sich zur Tür wandten, sagte Uemori: »Mit Verlaub, Herr, aber vielleicht sollte dem Kammerherrn und dem sōsakan-sama erlaubt werden, ihre Ermittlungen fortzusetzen.«
    Der Shōgun biss sich auf die Lippe. Es beschämte ihn, dass Uemori die Situation besser einschätzen konnte als er selbst. »Gut, bemüht Euch nicht«, rief er den Schreibern zu.
    »Jemand anders könnte die Leibdienerin verhören«, schlug Uemori vor.
    »Ja, Ihr habt Recht«, pflichtete der Shōgun ihm bei, fragte sich dann aber verzweifelt: »Aber wen soll ich zu ihr schicken? Eine solch wichtige Aufgabe kann ich nicht jemandem Beliebigen überlassen.«
    Plötzlich schoss dem Shōgun ein Gedanke durch den Kopf. Warum gehe ich nicht selbst zu ihr? Es schien die beste Lösung zu sein, weil das Verhör der Dienerin auch seinen Tatendrang befriedigen würde. Während die Versammelten ihn beobachteten und sich fragten,

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