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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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Stofflappen und der Reiskleie-Seife. Trotz der widrigen Umstände genoss Reiko das Bad, nachdem sie sich mehrere Tage nur flüchtig hatte waschen können.
    Mit einem Stoffbündel unter dem Arm erschien der Drachenkönig im Türrahmen. »Hier sind Tücher zum Abtrocknen und saubere Kleider«, sagte er.
    »Danke«, erwiderte Reiko. Sie fröstelte in dem kühlen Badezuber, als der Blick des Drachenkönigs durch das Wasser auf ihren Körper fiel.
    »Seid Ihr mit dem neuen Quartier zufrieden?«, fragte er.
    »Ja, sehr.« Die Schiebetür und die Wandtäfelungen waren stabil und durch senkrechte Balken, die durch die Türriegel in den Boden auf der Außenseite geschoben wurden, fest verschlossen. Doch Reiko hatte entdeckt, dass die Holzstäbe vor dem Fenster vermodert und zerbrechlich waren.
    »Ich habe über unser Gespräch nachgedacht.« Der Drachenkönig kauerte sich vor den Zuber und sprach mit leiser, verschwörerischer Stimme. »Von jetzt an werdet Ihr nur noch von Ota bewacht, wenn Ihr nicht in meiner Gesellschaft seid. Ihm vertraue ich. Die anderen dürfen sich nicht mehr in Eurer Nähe aufhalten.«
    »Ich danke Euch«, sagte Reiko, erfreut über die Nachricht, dass ihre Bewachung gelockert worden war. »Jetzt fühle ich mich sicherer.«
    Der Drachenkönig nickte nachdenklich, während er Reiko betrachtete. »Ihr friert. Steigt aus dem Badezuber.«
    Er trat einen Schritt zurück und wartete. Reiko drehte sich um, ehe sie sich erhob; dann stieg sie aus dem Wasser. Hastig trocknete sie sich ab und zog die Kleidung an, die er ihr mitgebracht hatte: einen weißen Unterrock und einen bläulichen Seidenkimono, der mit weißen Blumen bedruckt war. Reiko knotete die blaue Schärpe zu und fragte sich, woher der Drachenkönig die Frauenkleidung hatte. Als sie mit den Fingern durch ihr nasses Haar strich, fiel ihr Blick auf die Blumen auf dem Kimono.
    Es waren Anemonen.
    Die Kleidung, die der Drachenkönig ihr gebracht hatte, hatte seiner verstorbenen Geliebten gehört.
    Schaudernd begriff Reiko, dass er diese Sachen seit Anemones Tod vor zwölf Jahren aufbewahrt haben musste. Sie roch den faden Hauch eines Parfums und den Körpergeruch in der Kleidung. Die Sachen waren nicht gewaschen worden, seit Anemone sie das letzte Mal getragen hatte. Reiko stellte sich vor, wie der Drachenkönig die Kleidung streichelte, an Stoffen roch und dabei Erregung verspürte. Offensichtlich hielt er hartnäckig an der Illusion fest, dass Reiko die Verkörperung von Anemone war, indem er ihr deren Kleidung gab. Empört drehte sie sich zu ihm um. Seine sonderbaren Züge strahlten vor Bewunderung. »Der schwache Geist Eurer Seele hat den leblosen Körper verlassen«, sagte er mit dröhnender Stimme. »Ihr triebt in verzaubertem Schlummer in unergründlichen Tiefen, durch Wasserkanäle bis hin zu dem Palast, wo wir nun wieder vereint sind.« Er berührte Reikos nasses Haar. »Kommt. Ich muss Euch etwas zeigen.«
    Er führte sie in sein Gemach hinter der Trennwand. In einem kleineren Raum entdeckte Reiko die Quelle des Weihrauchdufts, der durch den ganzen Palast schwebte und den Drachenkönig umhüllte. Braune Stäbe räucherten in einer Messingschale auf einer kleinen Eisensäule. Neben der Schale brannten Kerzen rund um das Gemälde einer jungen Frau.
    »Das seid Ihr in der Blüte Eures Lebens, Anemone«, sagte der Drachenkönig zu Reiko. »Ihr seid heute so schön wie damals.«
    Reiko erkannte eine entfernte Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Porträt.
    »Ich habe Euren Traueraltar in Ehren gehalten, seitdem Ihr gestorben seid«, sagte er. »Meine Treue hat Euch ins Leben zurückgebracht.«
    Reiko schaute sich in dem Gemach um. Ihr Blick fiel auf das Bettzeug, das zusammengerollt in einer Ecke lag. Das war der Beweis, dass dieser geistig verwirrte Mann neben dem Altar schlief und die Tote verehrte.
    »Wer war sie?«, fragte Reiko neugierig, obwohl ihre Frage die Gefahr barg, die Illusion zu zerstören, dass sie selbst Anemone war.
    Der Drachenkönig blickte auf das Bild. »Sie war meine Mutter.«
    »Eure Mutter?«, rief Reiko erstaunt, denn der Drachenkönig hatte ihr gegenüber keineswegs das Verhalten eines Sohnes an den Tag gelegt. »Ich dachte …«
    »Dass sie meine Geliebte war?« Der Drachenkönig lächelte. »Das war sie wirklich.« Jetzt sprach er nicht mehr mit Reiko, als hielte er sie für Anemone, sondern er redete mit einer Fremden, die von Anemones Geist beseelt war. »Wir waren uns viel näher, als Mutter und Sohn es normalerweise

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