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Der Palast

Der Palast

Titel: Der Palast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowland
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zu üben«, sagte Yanagisawa.
    »Eine Belagerung könnte Dannoshin dazu bringen, Eure Mutter zu töten, ehe das Heer sie retten kann«, gab Sano zu bedenken.
    Der bestürzte Blick des Shōgun wanderte von Sano zu Yanagisawa. Dann erschlaffte er wie ein Drachen bei nachlassendem Wind. »Daran habe ich … äh, nicht gedacht«, murmelte er. Er fiel auf die Knie und hielt sich mit beiden Händen den Kopf. »Was hab ich getan?«, rief er, von panischem Schrecken erfasst. »Habe ich meine Mutter durch meine Hast zum Tode verurteilt?«
    Seine Gefolgsleute wandten die Blicke von diesem Bild des Jammers ab. Obwohl Sano Mitleid mit dem Shōgun verspürte, dessen eigenständiges Handeln fehlgeschlagen war, und er es hasste, seinen Herrn zu kritisieren, konnte er in diesem kritischen Moment keine Rücksicht auf die Eitelkeit Tokugawa Tsunayoshis nehmen. »Noch ist es nicht zu spät, Eure Fehler wettzumachen«, sagte Sano. »Schickt uns nach Izu.«
    »Wir überholen das Heer und verhindern jede Aktion, die das Leben von Fürstin Keisho-in gefährden könnte«, versprach Yanagisawa.
    »Wir bringen sie unversehrt nach Hause zurück.« Und Reiko und Midori ebenfalls, fügte Sano in Gedanken hinzu.
    Der Shōgun, der mit einem Mal die Dringlichkeit begriff, rief: »Ja! Ja! Worauf wartet Ihr noch?« Er ließ die Hände sinken und warf sie in die Höhe, als wollte er Sano und Yanagisawa aus dem Saal fegen. »Geht!«
    Als Sano und Yanagisawa den Saal verließen, warf der sōsakan-sama einen Blick zurück auf den Shōgun, der auf dem Podium zusammensank. Er vergrub das Gesicht in den Händen und jammerte über seine Unbesonnenheit.

27
    D
    er Drachenkönig musterte Reiko missbilligend. »Auf Eurer Kleidung ist Blut.«
    Er hatte sie erneut aus dem Quartier der Frauen zu sich rufen lassen, während Keisho-in und Fürstin Yanagisawa das Baby badeten und Midori schlief. Reiko vermutete, dass der Drachenkönig sie gerufen hatte, um die Leidenschaft, die sie in ihm entfacht hatte, nun endlich zu befriedigen. Sie verdrängte ihre Angst und nahm allen Mut zusammen, um erneut zu versuchen, den Drachenkönig zu überlisten. Als sie den Kopf senkte, sah sie auf ihrem Kimono die roten Flecke von Midoris Niederkunft.
    »Ihr müsst Euch waschen«, sagte der Drachenkönig. »Kommt mit.«
    Er führte Reiko die Treppe hinunter in einen anderen Raum, in dem es nach Schimmel roch. In den Holzboden war ein Badezuber eingelassen. Weinreben rankten sich über die vergitterten Fenster und verliehen dem Abendlicht einen grünlichen Schimmer. Die Holzwände waren mit schwarzem Schimmel überzogen.
    »Zieht Euch aus«, befahl der Drachenkönig.
    Reiko verabscheute den Gedanken, doch sie war sich seiner Macht bewusst, ihr Schlimmes anzutun, wenn sie ihn verstimmte. Falls sie ihren guten Willen, ihm zu gehorchen, nicht unter Beweis stellte, würde sie sein Misstrauen nicht zerstreuen können, und ihr Plan, sich und ihre Freundinnen zu befreien, würde scheitern. Sie drehte dem Drachenkönig den Rücken zu, knotete die Schärpe auf und ließ ihren Unterrock fallen.
    Der Drachenkönig sagte kein Wort, doch Reiko hörte, dass er erregt zu keuchen begann. Widerwillig schlüpfte sie aus dem weißen Unterkimono und stand nackt vor ihm, seinen begehrlichen Blicken preisgegeben. Sie fröstelte, und ihre Muskeln spannten sich, als sie an Sano dachte und von Herzen bedauerte, dass dieser Mann nun sah, was nur ihrem Gemahl vorbehalten sein sollte.
    »Wunderschön«, murmelte der Drachenkönig, als er mit den Fingern über ihren Oberkörper und die Rundung ihrer Hüfte strich.
    Reiko überlief eine Gänsehaut. Innerlich bereitete sie sich auf die Vergewaltigung vor, vor der sie sich seit der ersten Begegnung mit dem Drachenkönig fürchtete. Ihre Kehle war wie zugeschnürt; sie bekam kaum noch Luft.
    Der Drachenkönig zog die Hand zurück. »Nehmt jetzt ein Bad«, sagte er in gedämpftem Tonfall. »Auf dem Brett findet Ihr Seife und einen Eimer. Entschuldigt mich.«
    Reiko hörte, dass er den Raum verließ. Ihre Angst legte sich ein wenig. Aus irgendeinem Grund zögerte er ihre Vergewaltigung heraus, doch möglicherweise war diese ihre letzte Gnadenfrist, ehe er seine Lust befriedigte. Der Drachenkönig hatte ihre Kleidungsstücke mitgenommen. Wären die Wachen vor der Tür und ihre gefangenen Freundinnen nicht gewesen, wäre sie nackt davongelaufen. Reiko füllte den Eimer mit Wasser und goss es über ihren Kopf. Dann schrubbte sie ihren Körper und wusch ihr Haar mit dem

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