Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
Vom Netzwerk:
der vom seligen Papstes Paul dem Zweiten erlassenen Kleiderordnung auch noch weiße Socken tragen.«
    Zink grinste bei der Vorstellung, den wohlbeleibten Bischof im flammend purpurroten Kardinalsrock mit weißen Söckchen herum spazieren zu sehen. Das Grinsen verging ihm jedoch sogleich, als ihm einfiel, dass er diese teure Garderobe höchstwahrscheinlich finanzieren sollte. Denn um genau das bat ihn Melchior von Meckau mit größter Selbstverständlichkeit. Und mit der gleichen Selbstverständlichkeit erfüllte Johannes Zink diesen Wunsch. Er wusste, es würde hundertfach zurück kommen.
     
    Bereits Ende Mai, nur drei Wochen, nachdem er dies verkündet hatte, wurde Melchior von Meckau, zunächst ›in pectore‹, also im Geheimen, zum Kardinalspriester erhoben. Allerdings sollte es noch vier Jahre dauern, bis er ganz hochoffiziell als Kardinal bestätigt wurde.
    Einer der wenigen, die darüber Bescheid wussten – und wissen durften, war Johannes Zink. So schaute er auch pflichtschuldigst in Melchior von Meckaus Domizil in Rom vorbei, um zu gratulieren und dem frischgebackenen Kardinalspriester seine Aufwartung zu machen.
    »Hört, Zink«, eröffnete dieser das Gespräch einmal ganz informell.
    »Was ich Euch jetzt sage, habt Ihr nie gehört, versteht Ihr: NIE! Und erst recht nicht von mir!«
    »Was habe ich nie gehört?« Zinks Grinsen ging von einem Ohr zum anderen.
    »Dass der Papst eine neue Münze suchen möchte. Er ist unzufrieden mit den Medici, die seit Jahren die päpstlichen Münzen prägen. Sie sind zu teuer und er hält sie für unzuverlässig.«
    Zink wusste genau, warum.
    »Weil sie so korrekt abrechnen, dass dem Heiligen Vater kein Diebstahl nachzuweisen ist?«
    »Sei’s drum, aber das ist Eure und der Fugger große Chance, in die päpstlichen Finanzen einzusteigen. Alles andere bisher ist lediglich Klimpergeld im Klingelbeutel.«
    »Nun gut, schade, dass ich es nicht gehört habe«, beendete Zink das Gespräch. »Und danke, dass Ihr es mir nicht gesagt habt.«
    Melchior von Meckau lachte lauthals.
    »Ihr seid so durchtrieben, da muss sich selbst der Papst in Acht nehmen.«
     
    Bereits zwei Tage danach erhielt Johannes Zink eine neue Audienz bei Papst Alexander VI. Diesmal war er gut vorbereitet. De Doffis hätte ihm auch gar nicht mehr helfen können. Der war im Frühjahr, kurz nach Zinks erster Papstaudienz, an einem Schlaganfall plötzlich verstorben. De Doffis hatte keine Verwandten, hinterließ aber eine Menge Geld und Besitztümer. Nicht so viel, dass es öffentliches Aufsehen erregt hätte, aber doch genug, dass einige Menschen ein begehrliches Auge darauf richteten.
    Aber zuerst stand die Verhandlung über die päpstliche Münze an. Zinks Taktik war so simpel wie Erfolg versprechend: Er würde dem Papst einfach einen größeren Anteil an den geprägten Münzen zugestehen, als die Medici dies in der Vergangenheit getan hatten. Ohne einen Diebstahl zuzulassen. Dafür durfte die Fuggerbank die Darlehen an den Papst besser, also höher verzinsen. Allen war gedient. Der Papst hatte sofort und gleich mehr Goldmünzen aus eigener Prägung zum Verprassen zu Verfügung. Und das päpstliche Schuldenbuch bei der Fuggerbank wuchs und wuchs.
    Auch wenn Zink diesmal noch keinen Alleinanspruch für die päpstliche Münze hatte durchsetzen können, ein Anfang dahin war gemacht.
    Denn im Gegenzug, zur Tilgung der vatikanischen Schulden, hatte die Familie Fugger noch im gleichen Jahr ein Monopol beim Papst erwirkt. Mit Monopolen kannte sich Jakob Fugger aus, gilt er doch bis heute als der Erste, der erfolgreich eines aufgebaut hatte. Dieses neue Monopol war allerdings ein anderes: Ein geistliches!
    Johannes Zink und die Fugger verwalteten mittlerweile das gesamte ›Gnadenwesen‹ in Deutschland, Skandinavien, Polen und Ungarn. Kein kirchlicher Titel war mehr zu haben, ohne auf die Fürsprache der Fugger angewiesen zu sein.
    Und Johannes Zink saß wie die Spinne mitten im Netz, verhandelte und schacherte mit Kirchentiteln aller Art.
    So entwickelte sich dieser Sommer für Johannes Zink und die Fugger überaus erfreulich. Nachdem Papst Alexander VI. endgültig und völlig eingewickelt worden war – das gute Verhältnis Zinks zu Cesare Borgia war dem ja beileibe nicht abträglich –, ging Zink diskret daran, sich das Erbe de Doffis’ zu sichern. Mittlerweile hatte nämlich Papst Alexander mitbekommen, dass da ein größerer Besitz urplötzlich herrenlos geworden war. Und, da de Doffis Kleriker gewesen war,

Weitere Kostenlose Bücher