Der Papstkäufer
hatte er selbstverständlich sofort seine gierigen Finger danach ausgestreckt.
Da tauchte plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Testament auf. Ein sehr eindeutiges dazu. De Doffis vermachte all sein Geld seinem langjährigen Arbeitgeber, der Firma Fugger. Dazu musste das Geld nicht einmal großartig bewegt werden, da de Doffis es sowieso bei Fugger angelegt hatte.
»Wenn ich das Geld bei mir selber anlege«, so hatte de Doffis zu Lebzeiten gerne gescherzt, »dann kann ich mit mir selbst den vorteilhaftesten Zinssatz aushandeln.«
Damit war jetzt natürlich Schluss, das Kapital wanderte mit einem Federstrich vom Einlegerbuch ins Stammbuch. Und, Wunder über Wunder, seine schöne Villa mitsamt seinem restlichen römischen Besitz vermachte de Doffis … seinem Nachfolger als Faktor der Fuggerbank: Johannes Zink!
Dieses Domizil in bester Lage, dazu gehörten zudem gleich mehrere Olivenhaine, war etwas, was sich der sparsame Schwabe Zink niemals gekauft hätte, niemals hätte sich leisten können, zumindest zu diesem Zeitpunkt.
Das vornehme Haus war, im Gegensatz zu vielen Stadthäusern reicher Kaufleute, die zur Sicherheit ihrer Bewohner und deren Warenlager eher wie Burgen aussahen und oft im Erdgeschoss nicht einmal Fenster besaßen, geschnitten wie eine altrömische Villa: Offen, luftig, mit zwei geräumigen, schattigen Innenhöfen, einem imposanten Giebel und einigen prächtigen Arkadengängen. Nur ein runder Eckturm mit Zinnen verriet ein klein wenig Wehrhaftigkeit. Der weite, gut angelegte Garten, der zudem einen eigenen Brunnen besaß, ließ nach allen Seiten Raum.
Johannes Zink hatte mit dem Diebstahl dieser Villa einen weiteren, wichtigen Schritt heraus aus der schwäbischen Enge getan. Er liebte die großzügigen Räume seines neuen Domizils, die teuren Möbel aus schwerem Holz, die handgewirkten Teppiche.
»Nie mehr im trüben Licht der Kienspäne lesen«, war einer seiner ersten Gedanken gewesen, nachdem er die massiven, in allen Wohnräumen von der Decke hängenden eisernen Lüster bewundert hatte. Ob er sich die Unmenge Kerzen würde leisten können, die dafür benötigt wurden, interessierte in diesem Moment nicht. So genoss er es und startete sogleich seinen Einzug in die De-Doffis-Villa.
Jeder im Dunstkreis der Fugger, wie auch der Kurie, wusste Bescheid, dass diese dreiste Fälschung des Testaments von Zink persönlich angeleiert worden war. Jeder, sogar der Papst. Aber der konnte sich auf einmal nicht mehr beschweren, geschweige denn, Zink zur Ordnung rufen. Denn Mitte August des Jahres war Papst Alexander VI., verruchtester Papst vor und nach seiner Zeit, der korrupte, intrigante Lebemann aus der Familie der Borgia, tot. Kurz, bevor er seine und Cesares Pläne in die Tat hatte umsetzen können, den Kirchenstaat in einen vererblichen Staat der Familie Borgia zu machen. Seine Diener erzählten sogleich Geschichten von einem Teufel, der mit Gewändern und Insignien des Papstes in den letzten Tagen durch die Gänge des Vatikans gehuscht sei. Dämonisch habe dieser sie angerufen: »Ego sum Papa!« – »Ich, der Teufel, bin der Papst!« Die Gerüchteküche kochte über. Alexanders Leichnam sei schwarz und aufgedunsen, mit aus dem schäumenden Mund hervortretender Zunge. Er sähe so dämonisch und fürchterlich aus, dass niemand vom Hofstaat ihn zu berühren wagte. So hätte man ihm schließlich ein Seil um die Füße gebunden und ihn würdelos ins Grab hinein geschleift. Aufgrund der Umstände des Todes machten sofort Gerüchte über einen Giftanschlag die Runde.
Zink indes machte Scherze über den vermeintlichen Giftmord.
»Ich habe damit nichts zu tun. Ich war auf der Reise nach Augsburg.«
Tatsächlich war er gerade bei Jakob Fugger zu Besuch gewesen, um diesen von dem erfreulichen Testament seines alten, verstorbenen Faktors in Kenntnis zu setzen. Aber allein die Tatsache, dass Zink Scherze über den angeblichen Giftmord des Papstes machte, unterstrich, dass man ihm in Rom mittlerweile so einiges zutraute. In dem Wirrwarr um die Untersuchung des Todes von Papst Alexander und der Regelung seiner Nachfolge, mit dem Konklave und allen Nebenerscheinungen, geriet die Testamentsanfechtung des Heiligen Stuhls zuerst in den Hintergrund, dann in Vergessenheit.
Als kurz darauf aus dem Wettstreit zwischen französischen, italienischen und spanischen Kandidaten ein gichtiger, bereits todkranker Kardinal, der bürgerlich Francesco Todeschini Piccolomini hieß, hervorging, der im Monat darauf als
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