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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Dann jedoch hörte er das Gemurmel der Gäste. Getuschel allenthalben. Das Gesicht des Papstes sollte entstellt sein. Gerüchte von einer Syphiliserkrankung des Papstes hatten schon länger die Runde gemacht. Litt er wirklich an dieser tödlichen Krankheit? Papst Alexander schaute machtbewusst in die Runde der Gäste seines Sohnes, denen Gier, Geilheit und Hunger ins Gesicht geschrieben stand. Er lachte laut und hämisch, nahm die Maske ab. Ein Raunen ging durch die erschrockene Menge. Eine dicke, schwarze, faulig aussehende Wunde bedeckte seine linke Wange.
    »Das wolltet Ihr doch sehen!«, tönte die laute Stimme Alexanders. »Wie ich innerlich am Verfaulen bin, zumindest, wenn man dem Tratsch auf der Straße Glauben schenken soll. Ich muss Euch aber leider enttäuschen. Es ist nur ein Abszess. Ein schmerzhafter zwar, aber nichts, was mich daran hindern sollte, heute mit Euch – und Euch«, ein gekonnter Griff unter den Rock einer der jungen Frauen, die in seiner unmittelbaren Nähe standen, »das Allerheiligenfest zu feiern.« Er setzte die Maske wieder auf.
    Applaus. Lachen. Das Fest begann. Ein Diener reichte Zink einen großen Krug besten Falerner Weins. Nun erlebte er zum ersten Mal, was es bedeutete, in Rom zu feiern. Richtig zu feiern. Eine Orgie zu feiern, mit den reichsten und verrufensten Menschen der Stadt, ach was, der ganzen Welt.
    Zuerst wurde geschlemmt und gesoffen, was das Zeug hielt. Cesare hielt derweil eine kleine Rede auf die Freuden der Völlerei und der Feinschmeckerei.
    »Wenn auch beides Todsünden sein sollen, mich schrecken sie nicht. Wisst ihr, was mit uns dann in der Hölle geschehen wird?« Er lachte. »Ich werde in Knoblauch eingelegt werden. Die Huren werden in grüner Sauce und Teig gebacken. Ihr werdet am Spieß gebraten werden. Und wir alle«, seine Hand ging über die anwesende Menge, die sich vor Lachen schüttelte, »werden den Dämonen und dem Teufel ein höllisch köstliches Festmahl sein.«
    Lautstarkes Gejohle der Gäste folgte dieser Feststellung.
    Als jeder satt war, ließ Cesare die jungen Frauen zusammenrufen, die alle die gleichen kurzen, weißen Kleider trugen. Zink zählte kurz durch: Fünfzig Frauen hatte Cesare um sich versammelt. In allen Größen, Hautfarben und Körpermassen. Große und Kleine, Dicke und Dünne, Flachbrüstige und Frauen mit gewaltigen Ausmaßen. So gesehen, für jeden Geschmack war etwas dabei.
    Auf Cesares Geheiß hin begann die Musik zu spielen, die Frauen begannen zu tanzen. Erst mit den Dienern, dann holten sie sich einen der Gäste nach dem anderen aufs steinerne Tanzparkett. Eine Weile dauerte es, dann waren alle Gäste in Bewegung. Alle männlichen zumindest. Wie Zink nicht entgangen war, waren fast alle Gäste Männer, jedoch drei Frauen hatte er gesehen, die nicht in Weiß gekleidet waren und die somit einen anderen Status hatten. Eine thronte in der Nähe des Papstes. Sie war etwa sechzig Jahre alt, immer noch sehr schön und hieß, wie Johannes Burckhard Zink auf dessen Frage wissen ließ, Vanozza de’ Cattanei. Sie war die langjährige Kurtisane des Papstes und die Mutter Cesare Borgias. Sie betrachtete das Fest mit sichtlichem Vergnügen, ohne jedoch aktiv daran teilzunehmen. Die zweite, eine jüngere Frau, war die derzeitige Favoritin im Bett des Papstes, die dritte Frau die aktuelle Lieblingskonkubine ›Herzog Valentinos‹.
    Auf eine weitere Geste Cesares hin ließen all die jungen, schönen Frauen plötzlich ihre weißen Kleider fallen und tanzten ab sofort komplett hüllenlos durch die Gemächer. Die Stimmung wurde immer aufgeheizter. Die Gesichter der Männer waren voller Gier und Geilheit und, je älter, desto gieriger und geiler. Die ersten Männer konnten bereits nicht mehr an sich halten und begrapschten die Frauen, öffneten ihre Jacken, Mäntel und Hosen und begannen vor allen Gästen, den Akt zu vollziehen. Damit hatten sie jedoch Cesares Programmplanung offensichtlich vorgegriffen, denn ein lautes Klatschen der Hände des Gastgebers beendete die ersten koitalen Vergnügungen. Die drei Männer, die bereits mit erigiertem Glied hinter der Kurtisane ihrer Wahl gestanden hatten, bedeckten wieder ihre Blöße und nahmen ein paar Schritte Abstand, ohne im Mindesten peinlich berührt zu sein, wie Zink erstaunt feststellte.
    Nun sollte der Höhepunkt des Festes folgen: Auf Cesares Geheiß stellten die Diener die schweren Kerzenleuchter auf den Fußboden, der Gastgeber hieß die fünfzig Kurtisanen sich hinzusetzen, nackt

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