Der Papstkäufer
mitgemacht hatten, und überreichte ihm unter großem Gelächter aller Anwesenden ein Paar teure Schuhe.
»Das soll Euer Preis sein, falls Ihr noch laufen könnt.«
Schließlich war das Fest vorbei. Als Zink Anstalten machte, nach Hause zu gehen, hielt ihn Cesare Borgia am Arm fest.
»Und, hat dem Fuggerfaktor unser kleines, privates Fest gefallen?«
Zink nickte. Seine Augen glühten.
»Ganz erstaunlich.«
»Viel habt Ihr nicht mitgetan?«
»Ich bin Kaufmann, kein Lustmolch.«
Cesare grinste. »Ihr seid sehr berechnend, wisst genau, was Ihr wollt, so glaube ich. Ihr seid zwar neu in Rom, aber ich werde Euch im Auge behalten. Ihr seid klug und gefährlich. Eine unübertreffliche Kombination.«
Zink grüßte höflich und verließ Cesare Borgias Gemächer.
9
Mit Melchior von Meckau verband ihn mittlerweile eine regelrechte Freundschaft – eine seiner wenigen –, auf der Basis gegenseitiger Schlitzohrigkeit. Der Bischof verbrachte immer weniger Zeit in Brixen und immer mehr Zeit in Rom. Regelmäßig luden Zink und er sich gegenseitig zu Schlemmereien und Gelagen ein. Bei diesen Gelegenheiten war sich Johannes Zink immer seiner Unterlegenheit bewusst, was das Domizil betraf. Der Brixener Bischof residierte angemessen, Zink jedoch nur in einem kleinen Haus in der Nähe der Fuggerbank. Die ersten Monate hatte er gar unter dem Dach der Fuggerbank gehaust, bis der Umfang der Geschäfte und Gespräche, die doch mehr Diskretion erforderten, diesem Zustand ein Ende bereitet hatte. Mittlerweile war Zink auf der Suche nach einem, auch für den Faktor der Fugger, wahrhaft standesgemäßen Logis. Obgleich er wusste, das würde in Rom sehr teuer werden.
Zink überbrachte Melchior von Meckau bei diesen Treffen immer gute Nachrichten in Bezug auf den Kontostand, den jener dann häufig noch mit einem Säcklein Goldmünzen postwendend erhöhte.
»Ach, lieber Zink«, seufzte er bei einer dieser Gelegenheiten.
»Seele und Leib wollen gleichermaßen gestreichelt sein, sind doch beide Gottes Werk.«
Zink nickte, stopfte sich noch eine Wachtel ins hungrige Maul und ließ einen Krug Falerner hinterherlaufen.
»Wie gefällt mir Rom doch viel besser als Brixen«, lästerte von Meckau weiter, mit vollen Backen kauend. »Keine neidischen Blicke, hier sind selbst die Prälaten so gut gemästet, dass sie einen in Frieden lassen.«
»Nur unser feiner Dresdner Stollen fehlt uns hier«, zollte Zink der Erinnerung an ihr erstes geschäftliches Treffen Tribut. Beide grinsten sich an wie zwei Lausbuben, die dem Pastor einen Frosch in den Kragen gesetzt hatten.
Eines schönen Frühlingstages, beide saßen im Patio von Melchior von Meckaus Villa und genossen die ersten wärmenden Strahlen der römischen Frühlingssonne, verkündete Melchior von Meckau seinem Bankier:
»Mein lieber Zink, ich werde jetzt für einige Zeit mit den Einzahlungen aussetzen.«
Der schwieg bestürzt, bis der Brixener Bischof ihn aufmunterte.
»Nein, es ist nichts Dramatisches passiert. Ihr seid immer noch in meiner Gunst. Ganz im Gegenteil. Ich werde demnächst die Kardinalswürde erhalten. Dann kann ich mich wirklich und wahrhaftig in Rom niederlassen.«
Der Fuggerfaktor witterte sofort ein Geschäft.
»Wenn Ihr dabei Unterstützung benötigt, lieber Bischof, lasst es mich wissen.«
»Danke, Zink, aber ich habe schon alles in die Wege geleitet. Nur die zwölftausend Gulden, die mich die Ernennung kostet«, Zink nickte anerkennend ob dieses Schnäppchenpreises, »die kriegt Ihr nicht zu sehen. Aber sobald ich mich im Kardinalsnest eingerichtet habe – aber wem sage ich das –, werden meine Einkünfte umso stärker zu Euch fließen.«
Die beiden Männer schüttelten sich in aller Freundschaft die Hände, wobei der Brixener Bischof noch anmerkte:
»Wenn ich es recht überlege, mein lieber Zink, dann könnt Ihr doch etwas für mich tun.«
»Was immer in meiner Macht steht«, erwiderte dieser schmeichelnd.
»Im Vergleich zur Garderobe des Papstes, die lediglich aus einem weißen Scheitelkäppchen, weißen Strümpfen und einer weißen Soutane besteht, kommt mich die Erstausstattung als Kardinal teuer zu stehen. Ich habe mir sagen lassen, dass allein der rote Kardinalsrock mit der roten Seidenbordüre und den in Handarbeit gesäumten Knopflöchern ein kleines Vermögen kostet. Dazu benötige ich ein Chorhemd aus Spitzen, eine Mozzetta, ein Pileolus sowie Zingulum und Birett [3] . Und als wäre das alles nicht genug, müssen alle Kardinäle seit
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