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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Kaiser gewählt. Aber erst über ein Jahr später gekrönt.
    Bei der Schmierung der Kurfürsten, um Karl V. gegen den Willen des Papstes zu wählen, ließ Jakob Fugger Zink bewusst außen vor. Der war inzwischen, nicht durch seine angeschlagene Gesundheit, sondern durch seinen Ruf, zur Belastung geworden und hätte für eine erfolgreiche Kaiserwahl des Habsburgers hinderlich sein können.
     
    Aus dem gleichen Sommer ist im Vatikan ein, für Zinks Verhältnisse, erstaunliches Schriftstück erhalten: Er beschaffte dem Franziskanerinnenkloster in Augsburg, dem seine Schwester vierzig Jahre lang vorgestanden war, einen großen römischen Ablass, somit die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Das ist das einzige erhaltene Dokument aus Johannes Zinks Leben, nach dem zu urteilen er etwas getan hatte, ohne an seinen eigenen Vorteil zu denken.
    Zur gleichen Zeit starb Tetzel in Leipzig an der Pest.
    Im November veröffentlichte Luther seinen ersten ›Sermon vom Wucher‹. Dabei hatte er sicherlich Fugger und Zink im Kopf gehabt. Bei dieser Gelegenheit forderte Luther unmissverständlich, ›dem Fugger und dergleichen Gesellschaft einen Zaum ins Maul zu legen.‹
     
    Während Martin Luther mit der Verbreitung seiner rebellischen Anschauungen beschäftigt war, blieben auch seine Gegner nicht untätig. Die ›Leipziger Disputation‹ hatte Luther noch angreifbarer gemacht. Johannes Eck hatte er nun die Waffen in die Hand gegeben, um Luther in Rom endgültig als Ketzer zu denunzieren. Und selbstverständlich nutzte er diese Gelegenheit.
    Ein Jahr nach der Kaiserwahl wurde die Bulle ›Exsurge Domine‹ erlassen, in welcher Luther der Kirchenbann angedroht wurde, wenn er nicht innerhalb von sechzig Tagen einundvierzig der in seinen Werken vertretenen Thesen zurücknähme.
    Diese Bulle war fast einen Meter lang und einen halben Meter breit.
    Im gleichen Monat wurden einundsiebzig Sätze aus Luthers Schriften als ketzerisch erklärt und ihm unumstößlich eine letzte Frist von sechzig Tagen zum Widerruf gelassen. Andernfalls sollte er dem Bannfluch verfallen. Die Veröffentlichung dieser Bulle wurde Johannes Eck übertragen.
    Jedoch auch davon ließ sich Luther nicht beeindrucken. Er beschimpfte Eck und verfluchte die Bulle. Gegen Ende des Jahres verbrannte Martin Luther die Bulle feierlich vor dem Elstertor in Wittenberg, im Beisein von zahlreichen Hochschullehrern, Studenten und Einwohnern Wittenbergs. Anfang des nächsten Jahres war der Kirchenbann perfekt. Luther war, aus der Sicht des Papstes, vogelfrei.
     
    Johannes Zink trieb derweil, als eine seiner letzten Amtshandlungen in Rom, Schulden ein. Und zwar gemeinsam mit Matthäus Ehem, dem Faktor der langjährigen Rivalen aus Augsburg, den Welsern. In Krisenzeiten musste man Seite an Seite kämpfen.
     
    Immer noch hielt Zink regelmäßigen Kontakt zu seinem Freund Johannes Eck, obwohl der immer seltener in Rom weilte. Er musste ja, auch im Sinne Fuggers und Zinks, Luther bekämpfen. Langsam hatte sich der anfängliche gegenseitige Respekt zwischen Luther und Eck für den Intellekt und die rhetorischen Künste des jeweils Anderen, in Ablehnung verwandelt, die in Feindschaft enden sollte. Ursprünglich hatte Eck Luthers Anliegen durchaus wohlwollend gegenübergestanden. Ecks öffentlich gemachte Haltung zum Zins und seine bekannten Kontakte zu Jakob dem Reichen ließen ihn in den Augen Luthers dann aber nur noch als Fuggerknecht, als Opportunist und Handlanger des Großkapitals erscheinen. Eck hatte Luthers Thesen pikant kommentiert und als ›Adnotationes‹ zum Eichstätter Bischof geschickt. Diese waren nicht zur Veröffentlichung gedacht gewesen, gelangten jedoch durch eine Indiskretion in Luthers Hände. Der schäumte vor Wut über diese Anmerkungen, die ›Obelisci‹ genannt wurden. [16] Er konterte mit ›Asterisci‹. [17]
    In der Folgezeit wurde das Verhältnis der beiden brillanten Rhetoriker immer schlechter. Luther machte aus Johannes Eck eine Zielscheibe für die protestantische Propaganda und erklärte ihn, neben dem Papst und Fugger, zu seinem ganz persönlichen Feindbild.
    In späteren Jahren beschimpfte Martin Luther ihn als ›Doktor Sau‹ und ›das Schwein aus Ingolstadt‹. Brillant verkürzte er dessen Titel ›Dr. Eck‹ auch gerne zu ›Dreck‹.
    Aber Luthers größte Bewährungsprobe sollte noch kommen …

35
     
    Am 17. April 1521 stand eine große, erwartungsvolle Menschenmenge seit Stunden vor dem Wormser Bischofshof. Die Stadt war komplett

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