Der Partner
Massenhaft Beachtung, massenhaft Geld. Nein, Karl, ich habe diese Frau nicht geliebt. Und mir ihretwegen auch keine Sorgen gemacht.«
»Sind Sie jemals in die Hütte zurückgekehrt?«
»Nein, nie.«
Karl konnte und wollte die nächste Frage nicht unterdrücken. »Peppers Schrotflinte und seine Campingausrüstung wurden unter einem der Betten gefunden. Wie sind sie dort hingekommen?«
Patrick schaute eine Sekunde lang auf, als wäre er überrascht, dann wandte er den Blick ab. Karl registrierte diese Reaktion, und während der nächsten paar Tage musste er immer wieder an sie denken. Ein Ruck, ein Blick und dann, unfähig, die Wahrheit zu sagen, das Abgleiten zur Wand hin.
Wie heißt es doch so schön in jenem alten Film: »Wenn du einen Mord begehst, machst du fünfundzwanzig Fehler. Wenn du fünfzehn davon vermeiden kannst, bist du ein Genie.« Vielleicht hatte Patrick trotz all seiner peinlich genauen Planung Peppers Sachen ganz einfach vergessen. In seiner Hast hatte er es eben doch ein wenig zu eilig gehabt.
»Ich weiß es nicht«, sagte er unwirsch, immer noch an die Wand starrend.
Karl hatte bekommen, was er wollte, und drängte ihn zum Weiterreden. »Wo ging es danach hin?«
»Die Fahrt aus der Hölle«, sagte Patrick, den Kopf wendend. Ihm schien plötzlich wieder sehr viel daran zu liegen, mit der Geschichte fortzufahren. »Die Temperatur betrug ungefähr fünf Grad, was sich nachts auf einem Motorrad wie minus dreißig anfühlt. Ich blieb auf den Nebenstraßen, wich dem Verkehr aus und fuhr sehr langsam, weil ein eisiger Wind wehte. Ich überquerte die Grenze nach Alabama und hielt mich auch dort von den Hauptstraßen fern. Eine Moto-Cross-Maschine auf einem Highway um drei Uhr nachts könnte einem gelangweilten Cop zu denken geben, also mied ich die Ortschaften. Gegen vier hatte ich endlich die Außenbezirke von Mobile erreicht. Einen Monat zuvor hatte ich dort ein kleines Motel ausfindig gemacht, wo man Bargeld akzeptierte und keine lästigen Fragen stellte. Ich versteckte das Motorrad hinter dem Motel und schlich mich zurück auf den Parkplatz. Dann betrat ich das Haus durch die Vordertür, tat so, als wäre ich gerade einem Taxi entstiegen. Dreißig Dollar für ein Zimmer, bar, kein Papierkram. Ich brauchte eine Stunde, um wieder aufzutauen. Ich schlief zwei Stunden und erwachte bei Sonnenaufgang. Wann haben Sie eigentlich davon erfahren, Karl?«
»Soweit ich mich erinnere, etwa um die Zeit, als Sie auf Ihrem Motorrad durch die Landschaft brausten. Doug Vitrano rief mich kurz nach drei an. Er hat mich geweckt, was mich jetzt erst wirklich stocksauer macht. Da verzichte ich auf meinen Schlaf und trauere, während Sie Easy Rider spielen und unterwegs sind ins gute Leben«
»Ich hatte es noch nicht geschafft, Karl.«
»Nein, aber an Ihre Freunde haben Sie ganz sicher keinen Gedanken verschwendet.«
»In dieser Beziehung habe ich ein schlechtes Gewissen Karl.«
»Haben Sie nicht.«
»Sie haben recht, ich habe keines.« Patrick wirkte entspannt, voller Leben, ganz mit seiner Geschichte beschäftigt. Er grinste sogar.
»Sie sind bei Sonnenaufgang aufgewacht. Ein neuer Mann in einer neuen Welt. All Ihre Sorgen und Probleme lagen hinter Ihnen.«
»Jedenfalls die meisten davon. Es war ausgesprochen aufregend und darüber hinaus irgendwie beängstigend. Schlafen war schwierig. Ich sah bis halb neun fern, hörte nichts über meinen Tod, dann duschte ich, zog saubere Sachen an …«
»Einen Moment. Wo waren die Sachen, mit denen Sie sich die Haare gefärbt hatten?«
»Die habe ich irgendwo in Washington County, Alabama, in eine Mülltonne geworfen. Ich bestellte mir ein Taxi, was in Mobile nicht ganz einfach ist. Der Fahrer hielt vor meinem Zimmer, und ich fuhr ab. Keine Abmeldung. Ich ließ das Motorrad einfach stehen. Das Taxi setzte mich an einem Einkaufszentrum ab, von dem ich wusste, dass es um neun Uhr öffnen würde. Ich ging in ein Kaufhaus und erstand ein marineblaues Jackett, eine passende Hose und ein Paar Mokassins.«
»Wie haben Sie bezahlt?«
»In bar.«
»Sie hatten keine Kreditkarte?«
»Doch, ich hatte eine gefälschte Visa Card, die ich mir in Miami verschafft hatte. Man konnte sie nur ein paarmal verwenden, dann war es besser, sie zu vernichten. Ich sparte sie mir für den Mietwagen auf.«
»Wieviel Bargeld trugen Sie bei sich?«
»Ungefähr zwanzigtausend.«
»Und wo kamen die her?«
»Ich hatte eine Weile gespart. Ich verdiente gutes Geld, obwohl Trudy ihr Bestes tat,
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