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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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mit dicken Ästen. «
    »Danken Sie Ihrem Schöpfer. Ich wollte, der Ast wäre in die Tiefe gerauscht und Sie hätten sich das Genick gebrochen.«
    »Das ist nicht Ihr Ernst?«
    »Warum sollte es mir nicht ernst damit sein? Wir steh um das Grab herum, kämpfen gegen die Tränen an und trösten die Witwe, und Sie hocken wie ein fetter Frosch auf einem Ast und lachen über uns.«

    »Sie versuchen nur, wütend zu sein, Karl.«
    Und er hatte recht. Nach viereinhalb Jahren war alle Wut verraucht, die Karl vielleicht einmal empfunden hatte. In Wahrheit war er sehr glücklich, hier am Fußende eines Krankenhausbettes sitzen zu dürfen, mit Patrick Pizza zu essen und von diesem die faszinierenden Details zu hören.
    Aber weiter als zur Beisetzung kamen sie nicht. Patrick hatte genug geredet, außerdem waren sie jetzt wieder in dessen Zimmer, einem Ort, dem Patrick nicht traute. »Erzählen Sie mir, wie geht es Bogan und Vitrano und den anderen?« sagte er, sich auf seinen Kissen entspannend und bereits auf das freuend, was er zu hören bekommen würde.

    FÜNFUNDZWANZIG
    Der letzte Anruf seiner Tochter lag zwei Tage zurück. Sie rief Paulo Miranda aus einem Hotel in New Orleans an, immer noch für ihren mysteriösen neuen Mandanten auf Reisen, immer noch vor Leuten warnend, die möglicherweise nach ihr suchten und ihn beobachteten, weil ihr Mandant in Brasilien Feinde hatte. Wie bei ihren früheren Anrufen hatte sie sich kurz gefasst und sich nur vage ausgedrückt; sie hatte Angst, obwohl sie sich sehr viel Mühe gab, es sich nicht anmerken zu lassen. Er war wütend geworden und hatte auf Klarheit bestanden. Sie machte sich eher Gedanken über seine Sicherheit. Er wollte, dass sie nach Hause kam. Er hatte einen Wutanfall und gab zum ersten Mal zu, dass er mit ihren Vorgesetzten gesprochen und dabei erfahren hatte, dass sie entlassen worden war.
    Sie hatte gelassen erklärt, dass sie jetzt selbständig arbeite, für einen reichen Mandanten mit internationalen Geschäftsbeziehungen, und dass das ständige Reisen, wie im Augenblick, Routine werden würde.
    Es war ihm zutiefst zuwider, am Telefon mit ihr zu streiten, zumal er sich große Sorgen um sie machte.
    Außerdem hatte Paulo die zwielichtigen Figuren satt, die in seiner Straße herumlungerten und ihm folgten, wenn er zum Markt ging oder in sein Büro an der Pontificia Universidade Catolica fuhr. Er hielt mittlerweile schon nach ihnen Ausschau; sie waren stets in seiner Nähe. Er hatte Spitznamen für sie. Paulo hatte wiederholt mit dem Verwalter von Evas Apartmenthaus gesprochen, und erfahren, dass auch dort verschlagen wirkende Kerle auf der Lauer lagen.
    Sein letztes Seminar, ein Überblick über deutsche Philosophie, war um ein Uhr zu Ende.
    Anschließend unterhielt er sich in seinem Büro eine halbe Stunde mit einem Studenten, der Probleme mit dem Lehrstoff hatte. Danach verließ er die Universität. Es regnete, und er hatte seinen Schirm vergessen. Sein Wagen stand auf dem kleinen Parkplatz der Fakultät hinter dem Gebäude, in dem für gewöhnlich die Seminare stattfanden.
    Osmar wartete. Paulo war tief in Gedanken versunken als er das Gebäude, die Augen auf den Boden gerichtet verließ. Ohne auf seine Umgebung zu achten, ging er unter den tropfnassen Bäumen hindurch und trat in eine Pfütze in der Nähe seines Wagens. Neben diesem parkte ein kleiner, roter Fiat-Lieferwagen. Der Fahrer stieg aus, aber Paulo bemerkte es nicht. Der Fahrer öffnete die Hecktür, aber Paulo sah und hörte nichts. Er wollte gerade nach seinen Wagenschlüsseln greifen, als Osmar ihn grob von der Seite anrempelte und in den geöffneten Lieferwagen stieß. Paulos Aktenkoffer fiel auf den Boden.
    Die Tür schlug zu. Jemand drückte ihm den Lauf einer Pistole zwischen die Augen und eine Stimme aus der Dunkelheit wies ihn an, sich ruhig zu verhalten.

    Die Fahrertür seines Wagens wurde geöffnet, und jemand streute die Papiere aus seinem Aktenkoffer an der Längsseite des Wagens entlang.
    Der Lieferwagen raste davon.
    Ein Anruf informierte die Polizei über die Entführung.
    Anderthalb Stunden waren sie mit Paulo unterwegs. Schnell die Stadt hinter sich lassend, fuhren sie aufs Land. Er hatte keine Ahnung, wo er sich befand. Im Wagen war es heiß - keine Fenster, keine Beleuchtung. Nur die Silhouetten der beiden Männer, die neben ihm saßen, waren zu erkennen, beide bewaffnet. Sie hielten hinter einem weitläufigen Farmgebäude an, und Paulo wurde hineingeführt.
    Sein Quartier lag auf

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