Der Partner
überwältigt worden.
Er hatte sowohl den Tod des ersten als auch die Ergreifung des zweiten überlebt. Weshalb sollte er nicht noch einmal entkommen? Ein drittes Leben rief nach ihm, aber diesmal eines ohne das Leid des ersten oder die Schatten des zweiten. Es würde das vollkommene Leben mit Eva sein. Sie würden irgendwo leben, wo, das spielte keine Rolle, solange sie nur beisammen waren und keine wie auch immer geartete Vergangenheit sie einholen konnte. Sie würden in einem großartigen Haus wohnen und viele Kinder haben.
Sie war stark, aber auch sie hatte ihre Grenzen, wie jeder Mensch. Sie liebte ihren Vater, und sehnte sich nach ihrer Heimat. Alle echten Cariocas lieben ihre Stadt und halten sie für eine eigens für sie bestimmte Schöpfung des Allmächtigen.
Er hatte sie in Gefahr gebracht, und jetzt musste er sie beschützen.
Würde er es noch einmal schaffen? Oder hatte ihn sein Glück bereits verlassen?
Cutter erklärte sich zu einem Treffen um acht Uhr morgens nur bereit, weil Mr. McDermott darauf bestand; es sei äußerst dringend. Das Bundesgebäude erwachte gerade langsam zu neuem Leben, als eine Handvoll Bürokraten ungewohnt früh erschien. Die übrigen Beschäftigten würden erst um neun Uhr eintreffen.
Cutter war nicht unbedingt das, was man grob nennt, aber auch nicht eben gastfreundlich.
Unterhaltungen mit aufdringlichen Anwälten rangierten auf seiner Skala von Lieblingsbeschäftigungen ganz unten. Er füllte zwei Plastikbecher mit kochendheißem Kaffee und gab sich den Anschein, als würde er seinen winzigen Schreibtisch aufräumen wollen.
Sandy dankte ihm ausgesprochen liebenswürdig dafür, dass er sich bereit gefunden hatte, mit ihm zu so früher Stunde zu reden, und Cutter taute ein wenig auf. »Sie erinnern sich an den Anruf, den Sie vor dreizehn Tagen erhielten?« fragte Sandy. »Von der Frau aus Brasilien?«
»Natürlich.«
»Ich habe mich ein paarmal mit ihr getroffen. Sie ist Patricks Anwältin.«
»Ist sie hier?«
»Gelegentlich.« Sandy versuchte, seinen Kaffee mit vorsichtigem Blasen ein wenig abzukühlen, dann riskierte er einen Schluck. Er erzählte rasch, ohne ihren Namen zu nennen, was er über Leah wusste.
Dann fragte er, wie sie bei der Stephano-Untersuchung vorankämen.
Cutter wurde mit einem Mal sehr zurückhaltend. Er machte sich mit einem billigen Kugelschreiber ein paar Notizen und versuchte für sich, Ordnung in die ganze Angelegenheit zu bringen. »Woher wissen Sie über Stephano Bescheid?«
»Meine Anwaltskollegin, die Frau aus Brasilien, weiß alles über Stephano. Erinnern Sie sich? Sie hat Ihnen den Namen genannt.«
»Wie hat sie von ihm erfahren?«
»Das ist eine lange, sehr komplizierte Geschichte, und das meiste davon kenne ich selbst noch nicht.«
»Weshalb bringen Sie es dann zur Sprache?«
»Weil Stephano immer noch hinter meinem Mandanten her ist und ich dem einen Riegel vorschieben möchte.«
Weiteres Gekritzel von Seiten Cutters, ein weiterer Schluck dampfend heißen Kaffees. Langsam gewann er einen Überblick über das, was wer zu wem gesagt hatte. Er war über das meiste von dem informiert, was bei Stephanos Vernehmung in Washington herausgekommen war, aber es gab Lücken. Auf jeden Fall war vereinbart worden, dass Stephano die Jagd einzustellen hatte. »Und woher wissen Sie das?«
»Weil seine Männer in Brasilien den Vater meiner Anwaltskollegin entführt haben.«
Cutter war unübersehbar tief bestürzt. Sein Blick wanderte zur Decke, während ihm tausend Gedanken durch den Kopf gingen. Plötzlich begriff er. »Könnte es sein, dass diese Anwältin aus Brasilien weiß, wo das Geld ist?«
»Durchaus eine Möglichkeit.«
Mit einem Mal war ihm alles sonnenklar.
Sandy fuhr fort: »Die Entführung hat lediglich den Zweck, sie nach Brasilien zurückzulocken, wo sie sich ihrer zu bemächtigen gedenken und ihr die gleiche Behandlung wie Patrick angedeihen lassen wollen. Es dreht sich alles nur um das Geld.«
Cutter fragte schwerfällig, aber nicht, weil er es wollte. »Wann hat die Entführung stattgefunden?«
»Gestern.« Ein Anwaltsgehilfe in Sandys Kanzlei hatte zwei Stunden vor dessen Treffen mit Cutter eine Story aus dem Internet geholt. Es war ein kurzer Bericht auf Seite sechs von O Globo, einer vielgelesenen Tageszeitung in Rio. Darin wurde der Name des Opfers mit Paulo Miranda angegeben.
Sandy hatte immer noch keine Ahnung von Leahs wirklichem Namen, aber man durfte mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass das FBI sie
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