Der Partner
hinter Lanigan her, aus uns unbekannten Gründen. Es konnte zum Beispiel jemand vom FBI sein, der dringend Geld brauchte. Reine Spekulation, ich weiß, aber wir dachten eben an alles. Die zweite, und unserer Meinung nach wahrscheinlichste Möglichkeit, ihr Klient kannte Lanigan, genoss dessen Vertrauen und war bereit, ihn ans Messer zu liefern. Jedenfalls gelangten mein Klient und ich zu der Überzeugung, dass wir uns die Gelegenheit unter gar keinen Unständen entgehen lassen durften. Die Suche hatte mittlerweile fast vier Jahre gedauert und eigentlich nirgendwohin geführt. In Brasilien gibt es, wie wir zu unserer leidvollen Erfahrung feststellen mussten, eine Million wundervoller Verstecke, und Lanigan schien genau zu wissen, was er tat.«
»Haben Sie den toten Punkt überwunden?«
»Nein, die Gegenseite brachte wieder Bewegung in die Sache. Im August dieses Jahres überfielen sie uns mit einem weiteren Angebot: neuere Fotos von Lanigan gegen nochmals fünfzig Riesen. Wir stimmten zu. Das Geld wurde auf ein Auslandskonto überwiesen. Sie übergaben mir die Fotos in meinem Büro in Washington. Es waren drei Schwarzweißaufnahmen, zwanzig mal fünfundzwanzig.«
»Dürfte ich sie bitte sehen?«
»Selbstverständlich.« Stephano holte sie aus seinem wie immer penibel geordneten Aktenkoffer und schob sie über den Tisch. Das erste war eine Aufnahme von Lanigan auf einem belebten Markt, offensichtlich aus großer Entfernung aufgenommen. Er trug eine Sonnenbrille und hielt etwas in der Hand, das aussah wie eine Tomate. Die zweite war entweder einen Augenblick vorher oder unmittelbar danach entstanden; er ging mit einer Tüte in der Hand einen Bürgersteig entlang. Er trug Jeans und sah aus wie ein x-beliebiger Brasilianer. Die dritte Aufnahme war die aussagekräftigste: Patrick in Shorts und einem T-Shirt beim Waschen der Haube seines VW-Käfers. Die Sonnenbrille war verschwunden und sein Gesicht deutlich zu erkennen.
»Keine Straßennamen, keine Nummernschilder«, bemerkte Oliver.
»Nichts. Wir studierten und analysierten die Fotos, fanden aber nichts. Wie ich bereits sagte - jemand mit Köpfchen.«
»Was haben Sie daraufhin unternommen?«
»Uns bereit erklärt, die Million zu zahlen.«
»Wann?«
»Im September. Das Geld wurde an einen Treuhänder in Genf überwiesen, der Anweisung hatte, es so lange zurückzuhalten, bis beide Seiten seiner Weiterleitung zugestimmt hatten. Unsere Abmachung lautete, dass ihr Klient fünfzehn Tage Zeit hatte, uns den Namen des Ortes und die Straße zu nennen, wo Lanigan lebte. Wir saßen fünfzehn Tage lang wie auf glühenden Kohlen, und dann, am sechzehnten Tag, packten sie nach dem üblichen Kriegsgeschrei endlich aus. Der Ort hieß Ponta Porä, die Straße Rua Tiradentes. Wir rasten zu der Stadt und pirschten uns an. Inzwischen hatten wir eine Menge Respekt vor Lanigan, und wir konnten uns lebhaft vorstellen, wie brillant er darin war, blitzschnell abzutauchen und dabei genau auf das zu achten, was hinter seinem Rücken vor sich ging.
Wir fanden ihn, dann beobachteten wir ihn eine Woche, nur um ganz sicher zu sein. Sein Name war Danilo Silva.«
»Eine Woche?«
»Ja, wir mussten Geduld haben. Er hatte sich aus guten Gründen für Ponta Porä entschieden. Es ist ein ausgezeichneter Ort, um unterzutauchen. Die örtlichen Behörden sind sehr kooperativ, wenn nur das Geld stimmt. Die Deutschen haben den Ort nach dem Krieg entdeckt. Ein falscher Schritt reicht aus, die Polizei bekommt einen Hinweis und erscheint, um ihn zu beschützen. Also warteten wir und planten unseren Zugriff sorgfältig. Dieser erfolgte schließlich außerhalb der Stadt auf einer kleinen Straße ohne Zeugen. Wir brachten ihn nach Paraguay an einen sicheren Ort.«
»Und dort haben Sie ihn gefoltert?«
Stephano schwieg für einen Augenblick, trank einen Schluck Kaffee, dann sah er Oliver an und sagte:
»So könnte man es vielleicht nennen.«
SIEBENUNDZWANZIG
Patrick wanderte im Konferenzraum umher und machte Streckübungen, während Sandy dasaß, ihm zuhörte und auf seinem Block herumkritzelte. Eine Schwester hatte ein Tablett mit Plätzchen gebracht, das noch unberührt auf dem Tisch stand. Sandy zeigte sich beeindruckt von den Plätzchen und fragte sich unwillkürlich, wie vielen des Mordes angeklagten Häftlingen wohl Plätzchen serviert wurden. Wie viele hatten ein eigenes Team von Leibwächtern, die ständig in ihrer Nähe waren? Bei wie vielen kam der Richter auf eine Pizza zu Besuch?
»Die
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