Der Partner
Dinge ändern sich, Sandy«, sagte Patrick, ohne ihn anzusehen. »Wir müssen schnell handeln.«
»Worauf spielst du an?«
»Es wird sie nicht mehr lange hier halten, wenn ihr Vater weiter vermisst bleibt.«
»Ich habe wieder einmal wie so oft keine Ahnung, wovon du gerade sprichst. Die Lücken werden immer größer, und ihr beide redet ständig in Rätseln. Aber ich bin ja auch nur der Anwalt. Weshalb sollte ich irgend etwas wissen?«
»Sie hat die Akten, die Unterlagen und die ganze Story. Du musst zu ihr fahren.«
»Ich habe erst gestern nacht mit ihr gesprochen.«
»Sie wartet auf dich.«
»Tatsächlich? Und wo?«
»Es gibt ein Strandhaus in Perdido. Sie ist dort.«
»Lass mich raten. Ich soll alles stehen- und liegenlassen und sofort dorthin düsen.«
»Es ist wichtig, Sandy.«
»Das sind meine anderen Mandanten auch«, sagte er wütend. »Weshalb kannst du mir nicht ein bisschen mehr Spielraum lassen?«
»Tut mir leid.«
»Ich muss heute nachmittag ins Gericht. Meine Tochter spielt heute Fußball. Ist es denn zuviel verlangt, wenn ich rechtzeitig informiert werden möchte?«
»Eine Entführung konnte ich nun wirklich nicht vorhersehen, Sandy. Und du musst zugeben, dass die Umstände ein wenig ungewöhnlich sind. Bitte, versuch das zu verstehen.«
Sandy holte tief Luft und notierte etwas. Patrick ließ sich dicht neben ihm auf der Kante des Tisches nieder. »Tut mir leid, Sandy.«
»Und worüber sollen wir in dem Strandhaus reden?«
»Über Aricia.«
»Aricia«, wiederholte Sandy, dann wandte er den Blick ab. Er kannte den Fall; zumindest hatte er gelesen, was in den Zeitungen darüber berichtet worden war.
»Es wird einige Zeit in Anspruch nehmen, also solltest du dir eine Zahnbürste einpacken.«
»Soll ich etwa in dem Strandhaus übernachten?«
»Ja.«
»Mit Leah?«
»Ja. Es ist ein großes Haus.«
»Und was soll ich meiner Frau erzählen? Dass ich die Nacht mit einer bildschönen Brasilianerin allein in einem einsamen Strandhaus verbringen werde?«
»Das würde ich an deiner Stelle nicht tun. Erzähl ihr doch einfach, dass du ein Treffen mit dem Rest meines Verteidigerteams hast.«
»Das ist ja wunderbar.«
»Danke, Sandy.«
Nach einer Kaffeepause gesellte sich Underhill zu Oliver. Sie saßen nebeneinander, mit der Videokamera hinter sich, und ihre Blicke waren auf Stephano am anderen Ende des Tisches gerichtet.
»Wer hat Patrick verhört?« fragte Underhill Stephano.
»Die Namen meiner Mitarbeiter brauche ich nicht preis zugeben.«
»Hatte diese Person irgendwelche Erfahrung mit Verhören unter Folter?«
»Beschränkte.«
»Beschreiben Sie die Methoden, die verwendet wurden.«
»Ich weiß nicht …«
»Wir haben die Fotos von den Brandwunden gesehen Mr. Stephano. Und wir, das FBI, sind wegen der Verletzungen, die Ihre Leute ihm beigebracht haben, verklagt worden. Also erzählen Sie uns endlich, was Sie mit ihm veranstaltet haben.«
»Ich war nicht dabei. Ich habe das Verhör nicht geplant, weil ich auf diesem Gebiet kaum Erfahrungen habe. Ich wusste so in etwa, dass verschiedene Stellen an Mr. Lanigans Körper einer Reihe von Elektroschocks ausgesetzt werden sollten. Und das ist geschehen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie derart schwere Brandwunden hervorrufen würden.«
Es trat eine Pause ein, während der Underhill Oliver und Oliver Underhill anschaute. Sie glaubten ihm kein Wort. Stephano musterte sie nur überheblich.
»Und wie lange hat die Tortur gedauert?«
»Fünf bis sechs Stunden.«
Sie schauten in ihre Akten und flüsterten sich etwas zu. Underhill stellte ihm ein paar Fragen zur Identifizierung, und Stephano berichtete über das Abnehmen der Fingerabdrücke. Oliver kämpfte sich durch den zeitlichen Ablauf und verbrachte fast eine Stunde damit, genau festzustellen wann sie sich Patricks bemächtigt hatten, wie weit sie mit ihm gefahren waren und wie lange sie ihn verhört hatten Sie stellten ihm endlose Fragen über die Fahrt aus dem Dschungel zu der Landebahn in Concepciön.
Sie stocherten und verlangten Auskünfte über alles mögliche, dann steckten sie für einen Moment die Köpfe zusammen und kehrten zu der entscheidenden Frage zurück.
»Was haben Sie während des Verhörs von Mr. Lanigan über den Verbleib des Geldes erfahren?«
»Nicht viel. Er sagte uns nur, wo das Geld ursprünglich gewesen, und dass es inzwischen weitergeleitet worden war.«
»Können wir davon ausgehen, dass er Ihnen das unter extremem Druck stehend gesagt hat?«
»Das
Weitere Kostenlose Bücher