Der Partner
geheime treibende Kraft hinter der Kostenüberschreitung.«
Mast legte ein Stapel Dokumente vor Patrick auf den Tisch. Patrick nahm eines davon und wusste sofort, um was es sich handelte. »Das ist ein Beispiel für die fiktiven Löhne, die New Coastal Shipyards in Rechnung stellte. Es ist eine per Computer erstellte Lohnliste für eine Woche im Juni 1988. Sie weist vierundachtzig Namen aus, sämtlich falsch, und beziffert ihren Wochenlohn. Die Gesamtsumme beläuft sich auf einundsiebzigtausend Dollar.«
»Wie kam man dort zu diesen Namen?« fragte Mast.
»Zu jener Zeit beschäftigte New Coastal etwa achttausend Mitarbeiter. Sie wählten häufig vorkommende Namen aus - Jones, Johnson, Miller, Green, Young - und änderten jeweils nur das Initial für den Vornamen.«
»Wieviel Lohnkosten wurden so fälschlich berechnet?«
»Aricias Buchführung zufolge waren es neunzehn Millionen Dollar im Laufe von vier Jahren.«
»Wusste Mr. Aricia, dass sie fälschlicherweise berechnet worden waren?«
»Ja, die Fälschung ging auf seine Initiative zurück.«
»Und woher wissen Sie das?«
»Wo sind die Tonbänder?«
Mast reichte ihm ein Blatt Papier, auf dem die Tonbänder von mehr als sechzig Gesprächen aufgelistet waren. Patrick studierte es für eine Minute. »Ich glaube, es ist Band Nummer siebzehn«, sagte er. Der für den Karton mit den Bändern verantwortliche Assistent des Bundesstaatsanwalts suchte Band Nummer siebzehn heraus und legte es in ein auf dem Tisch stehendes Bandgerät ein.
Patrick sagte: »Es folgt ein Gespräch zwischen Doug Vitrano und Jimmy Havarac, zwei der Partner.
Es fand in Vitranos Büro am 3. Mai 1991 statt.«
Das Gerät wurde eingeschaltet, und sie warteten auf die Stimmen.
ERSTE STIMME: Wie schafft man es, neunzehn Millionen Dollar für nicht geleistete Arbeitsstunden zu kassieren?
»Das ist Jimmy Havarac«, sagte Patrick schnell.
ZWEITE STIMME: Das war nicht schwer.
»Und das ist Doug Vitrano«, sagte Patrick.
VITRANO: Die tatsächlichen Arbeitskosten beliefen sich auf fünfzig Millionen Dollar pro Jahr. Für vier Jahre waren das mehr als zweihundert Millionen. Sie haben einfach zehn Prozent draufgeschlagen. Es ist in dem Papierkram untergegangen.
HAVARAC: Und Aricia hat das gewusst?
VITRANO: Es gewusst? Es war sein Werk.
HAVARAC: Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.
VITRANO: Es ist alles Schwindel, Jimmy. Alles ist ein ausgemachter Schwindel. Die Arbeitskosten, die überteuerten Rechnungen, die doppelte und dreifache Berechnung von teuren Instrumenten. Alles.
Aricia hat das von Anfang an geplant, und zufällig arbeitete er für einen Konzern, von dem bekannt ist, dass er die Regierung schon früher häufig übers Ohr gehauen hat. Er wusste, wie der Konzern arbeitete. Er wusste, wie das Pentagon arbeitete. Und er war gerissen genug, um seine Pläne in die Tat umzusetzen.
HAVARAC: Wer hat Ihnen das erzählt?
VITRANO: Bogan. Aricia hat Bogan alles erzählt. Bogan hat dem Senator alles erzählt. Wir halten den Mund, spielen mit und werden alle Millionäre.
Die Stimmen verstummten. Das von Patrick sorgfältig aufbereitete Band war zu Ende.
Die Mitglieder der Grand Jury starrten unvermittelt auf das Bandgerät.
»Könnten wir noch mehr hören?« fragte einer der Geschworenen.
Mast zuckte die Achseln und sah Patrick an; der sagte: »Ich halte das für eine großartige Idee.«
Mit Patricks laufendem Kommentar und gelegentlich auch anschaulicher Analyse dauerte das Abhören der Bänder fast drei Stunden. Das »Kabinett-Band« wurde bis zum Schluss aufgespart und insgesamt viermal abgespielt, bevor die Geschworenen auf ein weiteres Abhören verzichteten. Um sechs bestellten sie Abendessen aus einem nahegelegenen Restaurant.
Um sieben wurde Patrick gestattet, die Sitzung zu verlassen.
Während sie aßen, lieferte Mast Informationen und Kommentare zu den spektakulären Dokumenten.
Er führte die verschiedenen in Frage kommenden Bundesgesetze auf. Mit den so überzeugend auf Band aufgenommenen Stimmen der Gauner lag die ganze Verschwörung offen zutage.
Um halb neun Uhr abends erging der einstimmig gefasste Beschluss der Grand Jury, Benny Aricia, Charles Bogan, Doug Vitrano, Jimmy Havarac und Ethan Rapley wegen gemeinschaftlich begangener Verschwörung und Betrugs unter dem False Claims Act anzuklagen. Im Falle eines Schuldspruchs musste jeder von ihnen mit einer Haftstrafe von bis zu zehn Jahren und einer Geldstrafe von fünfhunderttausend Dollar rechnen.
Senator Harris Nye
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