Der Partner
geben«, sagte er, fast zu sich selbst, immer noch herumwandernd.
»Mir liegt mehr an mir selbst als an Parrish«, sagte Patrick.
»Es geht hier nicht nur um Parrish, das ganze System steht auf dem Spiel, Patrick. Wenn du in deren Augen leer ausgehst, dann hast du dir praktisch deinen Weg aus dem Gefängnis freigekauft. Alle mit Ausnahme von dir ständen schlecht da.«
»Vielleicht stehe ich mir auch selbst am nächsten.«
»Das respektiere ich. Aber du kannst das System nicht demütigen und dann erwarten, dass man dir gestattet, in den Sonnenuntergang davonzureiten.«
»Niemand hat Parrish dazu gezwungen, loszurennen und sich eine Anklage wegen vorsätzlichen Mordes zu besorgen. Damit hätte er ein oder zwei Wochen warten können. Niemand hat ihn gezwungen, es der Presse zu verkünden. Ich habe keinerlei Mitleid mit ihm.«
»Glaubst du, ich? Aber das ist ein harter Brocken, Patrick.«
»Dann mache ich euch die Sache ein wenig leichter. Ich bekenne mich der Leichenschändung schuldig, aber ich sitze keinerlei Strafe ab. Nicht einen einzigen Tag. Ich werde vor Gericht erscheinen, mich schuldig bekennen, eine Geldstrafe bezahlen, Parrish die Genugtuung einer Verurteilung verschaffen, aber dann bin ich weg von hier.«
»Dann wärst du vorbestraft.«
»Nein, ich wäre frei. Wen in Brasilien interessiert es schon, ob mir hier jemand auf die Finger geklopft hat?«
Sandy hörte mit dem Herumwandern auf und setzte sich neben ihn auf das Bett. »Du kehrst also nach Brasilien zurück?«
»Das ist mein Zuhause, Sandy.«
»Und die Frau?«
»Wir werden entweder zehn oder elf Kinder haben. Die Entscheidung darüber steht noch an.«
»Wieviel Geld wirst du haben?«
»Millionen. Du musst mich hier herausholen, Sandy. Ein anderes Leben wartet auf mich.«
Eine Schwester rauschte herein, schaltete das Licht an und sagte: »Es ist elf Uhr, Patty. Die Besuchszeit ist vorbei.« Sie berührte ihn leicht an seiner Schulter. »Ist alles okay, Sweetie?«
»Mir geht’s gut.«
»Brauchen Sie etwas?«
»Nein danke.«
Sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war. Sandy griff nach seinem Aktenkoffer. »Patty?«
sagte er.
Patrick zuckte mit den Achseln.
»Sweetie?«
Ein neuerliches Achselzucken.
Auf dem Weg zur Tür fiel Sandy noch etwas ein. »Eine letzte Frage. Als du den Wagen in den Abgrund gejagt hast, wo war Clovis da?«
»Dort, wo er immer war, wenn wir zusammen unterwegs waren. Auf dem Beifahrersitz, angeschnallt.
Ich habe ihm ein Bier zwischen die Beine geklemmt und ihm Lebewohl gesagt. Er hatte ein Lächeln im Gesicht.«
ACHTUNDDREISSIG
Um zehn Uhr morgens waren die Instruktionen für die Rückerstattung des Geldes noch nicht in London eingetroffen. Eva verließ ihr Hotel und unternahm einen langen Spaziergang entlang Piccadilly. Ohne ein bestimmtes Ziel und ohne jeden Zeitdruck ließ sie sich in der Menge treiben, schaute in Schaufenster und genosss das Leben auf den Straßen. Drei Tage in Einzelhaft hatten bewirkt, dass sie die Geräusche der vorbeihastenden Leute besser zu würdigen wusste. Ihr Lunch bestand aus einem warmen Salat mit Schafskäse, den sie in der Ecke eines überfüllten, alten Pubs verzehrte. Sie genoss das Licht und die glücklichen Stimmen von Leuten, die keine Ahnung hatten, wer sie war. Und es interessierte sie auch nicht.
Patrick hatte ihr erzählt, dass er in seinem ersten Jahr in Säo Paulo oft einfach nur glücklich darüber gewesen war, dass kein Mensch seinen Namen kannte. Jetzt, wo sie in diesem Pub saß, hatte sie das Gefühl, eher Leah Pires als Eva Miranda zu sein.
Sie fing an, in der Bond Street einzukaufen, zuerst das Notwendigste - Unterwäsche und Parfüm -, doch wenig später waren es Armani, Versace und Chanel, ohne Rücksicht auf die Preise. Sie genoss den Augenblick und war einfach eine sehr reiche Frau.
Es wäre einfacher und gewiss weniger dramatisch gewesen, wenn sie bis neun gewartet und sie in der Kanzlei verhaftet hätten. Aber schließlich waren ihre Arbeitsgewohnheiten unberechenbar, und einer von ihnen, Rapley, ging nur selten aus dem Haus.
Man entschied sich für einen Quasi-Überfall vor Tagesanbruch. Was machte es schon, wenn es ihnen Angst einjagte und sie vor ihren Familien demütigte? Was machte es schon, wenn die Nachbarn alles mitbekamen? Greift sie euch, während sie noch schlafen oder unter der Dusche stehen, das ist und bleibt die beste Taktik.
Charles Bogan kam im Pyjama an die Tür und begann, als der US-Marshal, ein Mann, den er
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