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Der Partner

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Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Visitenkarte.
    Sie warf einen Blick darauf, dann ließ Sie sie fallen. Für eine Frau, die drei mit dem Gesetz auf Kriegsfuß stehende Söhne großgezogen hatte, konnte eine derartige Überraschung nur Ärger bedeuten. »Einen Dollar zwanzig«, sagte sie, während sie auf Tasten tippte und die Theke entlangschaute, ob jemand sie beobachtete.
    »Ich habe nichts als gute Nachrichten für Sie«, sagte Sandy, zwei Dollar auf die Kasse legend.
    »Was wollen Sie?« sagte sie leise.
    »Zehn Minuten Ihrer Zeit. Ich warte dort drüben an einem Tisch.«
    »Aber was wvollen Sie?« Sie nahm die Scheine und gab ihm sein Wechselgeld zurück.
    »Bitte. Hinterher werden Sie froh sein, dass Sie mir Ihre Zeit gewidmet haben.«
    Sie mochte Männer, und Sandy war ein gutaussehender Kerl, viel besser gekleidet als die meisten der Kunden, die sie den Tag über ertragen musste. Sie hantierte mit den gebratenen Hähnchen, setzte eine neue Kanne Kaffee auf, dann sagte sie ihrer Vorgesetzten, dass sie ihre Pause nehmen würde.
    Sandy warnte geduldig an einem Tisch in der kleinen Eßnische, neben dem Kühlregal für das Bier und der Eismaschine. »Danke«, sagte er, als sie sich niederließ.
    Sie war Mitte Vierzig, mit einem runden, etwas zu aufdringlich mitbilligen Kosmetika geschminkten Gesicht.
    »Ein Anwalt aus New Orleans, ja?« sagte sie.
    »Ja. Und ich nehme an, Sie haben nichts über diesen Fall unten an der Küste gelesen, wo sie diesen Anwalt erwischt haben, der das viele Geld gestohlen hat?«
    Sie schüttelte schon den Kopf, bevor er ausgeredet hatte. »Ich lese überhaupt nichts. Ich arbeite hier sechzig Stunden die Woche, und ich muss für zwei Enkelkinder sorgen. Mein Mann kümmert sich um sie. Er kann nicht arbeiten. Kaputter Rücken. Ich lese nichts, sehe nicht fern, tue nichts, außer hier zu arbeiten und schmutzige Windeln zu wechseln, wenn ich zu Hause bin.«
    Sandy tat es fast leid, dass er gefragt hatte. Wie deprimierend.
    So anschaulich wie möglich erzählte er ihr Patricks Geschichte. Sie fand sie anfänglich amüsant, aber gegen Ende ließ ihr Interesse doch merklich nach.
    »Er sollte zum Tode verurteilt werden«, sagte sie, während Sandy eine Pause machte.
    »Er hat niemanden umgebracht.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, da wäre jemand in seinem Wagen gewesen.«
    »Ja. Aber dieser Jemand war bereits tot.«
    »Hat er ihn umgebracht?«
    »Nein, er hat ihn sich sozusagen nur ausgeborgt.«
    »Hören Sie, ich muss wieder an die Arbeit. Nehmen Sie mir die Frage nicht übel - aber was hat das alles mit mir zu tun?«
    »Der Tote, den er sich ausgeborgt hat, war Clovis Goodman, Ihr teurer dahingeschiedener Großvater.«
    Ihr verschlug es für einen Augenblick die Sprache. »Er hat Clovis verbrannt?«

    Sandy nickte.
    Sie kniff die Augen zusammen, als sie versuchte, ein halbwegs der Situation angemessenes Gefühl zu zeigen. »Weshalb?« fragte sie.
    »Er musste einen Tod vortäuschen.«
    »Aber weshalb Clovis?«
    »Patrick war sein Anwalt und sein Freund.«
    »Schöner Freund.«
    »Ich weiß, ich weiß. Hören Sie, ich versuche nicht, Ihnen irgendwelche Erklärungen zu liefern. Das alles ist vor mehr als vier Jahren passiert, lange, bevor Sie und ich auf der Bildfläche erschienen.«
    Sie trommelte mit den Fingern der einen Hand auf den Tisch, während sie nervös den Daumennagel der anderen mit ihren Zähnen bearbeitete. Der Mann, der ihr gegenübersaß, schien ein ziemlich kluger Anwalt zu sein, also würde das Vorspielen tränenreicher Gefühle für ihren geliebten alten Großvater vermutlich nicht funktionieren. Das alles war ziemlich verwirrend. Sollte er doch das Reden übernehmen.
    »Ich höre«, sagte sie.
    »Leichenschändung ist ein Verbrechen.«
    »Das sollte es auch sein.«
    »Man kann außerdem eine Zivilklage anstrengen. Das bedeutet, dass die Angehörigen von Clovis Goodman meinen Mandanten wegen des Verbrennens von dessen Leiche verklagen können.«
    Das war es also. Ihr Rücken versteifte sich, während sie tief Luft holte und lächelte, schließlich sagte sie: »Jetzt verstehe ich.«
    Sandy erwiderte ihr Lächeln. »Langsam kommen wir uns näher. Und deshalb bin ich hier. Mein Mandant würde gern mit Clovis’ Familie eine Abmachung treffen.«
    »Was bedeutet Familie?«
    »Noch lebender Ehemann, Kinder und Enkelkinder.«
    »Dann bin ich vermutlich die Familie.«
    »Was ist mit Ihrem Bruder?«
    »Luther? Der ist vor zwei Jahren gestorben. Drogen, Alkohol, das Übliche. Sie wissen schon.«
    »Somit sind Sie

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