Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Partner

Der Partner

Titel: Der Partner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
aus dem Bett geholt und ihnen das große Geld versprochen. Sie sollten jetzt eigentlich bereits auf den Straßen sein.
    Sie rief zuerst ihren Vater an, kurz nach Sonnenaufgang, einer Zeit, die er immer mit seiner Zeitung und einer Tasse Kaffee auf seiner Terrasse genoss. Er lebte in einer kleinen Wohnung in Ipanema, drei Blocks vom Strand und nicht weit von seiner geliebten Eva entfernt. Das Haus, in dem er wohnte, war dreißig Jahre alt und damit eines der ältesten im feinsten Viertel von Rio. Er lebte allein.
    Ihre Stimme verriet ihm, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie versicherte ihm, dass sie in Sicherheit war und auch bleiben würde, dass ein Mandant in Europa sie unvermutet für zwei Wochen brauchte und dass sie jeden Tag anrufen würde. Dann teilte sie ihm mit, dass dieser besondere Mandant vielleicht ein wenig seltsam und sehr verschwiegen sei und es deshalb sein könne, dass er Leute ausschickte, die Auskünfte über ihre Vergangenheit einholen würden, aber er solle sich deshalb keine Sorgen machen. So etwas sei im internationalen Handel nichts Ungewöhnliches.
    Er hatte noch viele Fragen, wusste aber, dass er auf sie keine Antworten erhalten würde.
    Der Anruf bei ihrem vorgesetzten Partner war wesentlich schwieriger. Die Geschichte, die sie sich ausgedacht hatte, hörte sich gut an, hatte aber unübersehbare Lücken. Ein neuer Mandant hätte gestern am späten Abend angerufen, auf Empfehlung eines amerikanischen Anwalts, den sie vom Studium her kannte, und sie würde sofort in Hamburg benötigt. Sie würde mit einer Frühmaschine fliegen. Der Mandant arbeitete auf dem Gebiet der Telekommunikation und hätte weitreichende Pläne, seine Geschäftsbeziehungen nach Brasilien auszudehnen.
    Der Partner schlief noch halb. Er wies sie an, ihn später noch einmal anzurufen und eingehender zu informieren.
    Sie rief ihre Sekretärin an, tischte ihr dieselbe Geschichte auf und bat sie, alle Verabredungen und Termine bis zu ihrer Rückkehr aufzuschieben.
    Von Curitiba aus flog sie nach Säo Paulo, wo sie in eine Maschine der Aerolineas Argentinas umstieg, die nonstop nach Buenos Aires flog. Dabei benutzte sie zum ersten Mal ihren neuen Pass, bei dessen Beschaffung ihr Danilo vor einem Jahr geholfen hatte. Sie hatte ihn in ihrer Wohnung versteckt, zusammen mit zwei neuen Kreditkarten und achttausend amerikanischen Dollars in bar. Sie war jetzt Leah Pires, dasselbe Alter, aber mit einem anderen Geburtsdatum. Danilo kannte diese Details nicht; er konnte sie nicht wissen.
    Sie fühlte sich mit einem Mal wie jemand anders. Es gab eine Vielzahl von Möglichkeiten. Es konnte sein, dass er von Banditen erschossen worden war, die auf einer Landstraße ihren Geschäften nachgingen. Das kam im Grenzgebiet gelegentlich vor. Es konnte sein, dass er von den Schatten aus seiner Vergangenheit gefangen, gefoltert, umgebracht und im Dschungel verscharrt worden war.
    Möglicherweise hatte er geredet, und wenn er es getan hatte, dann war vielleicht ihr Name gefallen.
    Es konnte sein, dass sie den Rest ihres Lebens auf der Flucht verbringen musste. Zumindest hatte er sie von Anfang an darauf hingewiesen, dass es so kommen könnte. Vielleicht hatte er auch nicht geredet, und sie konnte Eva bleiben.
    Vielleicht war Danilo irgendwo noch am Leben. Sie würden ihm unter den Umständen so zusetzen, dass er um den Tod bettelte, aber sie konnten es sich nicht leisten, ihn umzubringen. Wenn die amerikanischen Behörden ihn als erste gefunden hatten, dann würde es eine Frage der Auslieferungsmodalitäten sein. Er hatte sich für Südamerika entschieden, weil es hier eine lange Geschichte des Widerstands gegen Auslieferungsgesuche gab.
    Wenn die Schatten ihn zuerst gefunden hatten, dann würden sie ihn schlagen, bis er ihnen gesagt hatte, wo das Geld war. Das war es, wovor er am meisten Angst hatte - unter Druck gesetzt zu werden.
    Sie versuchte, auf dem Flughafen von Buenos Aires ein wenig zu dösen, aber Schlaf war unmöglich.
    Sie wählte abermals die Nummer seines Hauses in Ponta Porä, dann die seines Handys und die der Wohnung in Curitiba. In Buenos Aires ging sie an Bord einer Maschine nach New York, wo sie drei Stunden wartete und dann mit der Swiss Air nach Zürich weiterflog.
    Sie hatten ihn auf die Rückbank des Volkswagen Vans gelegt und mit einem Sicherheitsgurt um die Taille festgeschnallt, damit er nicht herunterfallen konnte. Die vor ihnen liegenden Straßen waren schlecht. Er war mit nichts als seinen Laufshorts bekleidet. Der

Weitere Kostenlose Bücher