Der Partner
betrat. Er lächelte die Frau an der Rezeption an und fragte, ob einer der Anwälte anwesend sei. Das war keine abwegige Frage. Sie waren als Trinker bekannt, und man wusste, dass sie nur gelegentlich zur Arbeit erschienen.
Die Frau führte ihn in einen kleinen Konferenzraum und versorgte ihn mit Kaffee. Vitrano kam als erstes herein; er sah erstaunlich ordentlich und nüchtern aus. Bogan erschien nur wenige Sekunden später. Sie taten Zucker in den Kaffee und unterhielten sich über das Wetter.
In den Monaten unmittelbar nach dem Verschwinden des Geldes hatte Cutter von Zeit zu Zeit bei ihnen hereingeschaut und sie über den neuesten Stand der FBI-Ermittlungen informiert. Sie wurden gute Bekannte, obwohl ihre Zusammenkünfte nur wenig bis gar nichts Ermutigendes hatten. Als aus den Monaten Jahre wurden, wuchsen auch die Abstände zwischen den einzelnen Treffen. Und der neueste Stand der Dinge war eigentlich immer derselbe: keine Spur von Patrick. Es war fast ein Jahr her, seit Cutter zuletzt mit einem von ihnen gesprochen hatte.
Und so glaubten sie, es wäre nur eine nette Geste von Cutter, dass er zufällig in der Nähe zu tun gehabt hätte und vermutlich eine Tasse Kaffee wollte, mit anderen Worten, sie glaubten, dass dies ein reiner Routinebesuch wäre. Cutter sagte: »Wir haben Patrick in Gewahrsam.« Charlie Bogan schloss die Augen und bleckte die Zähne. »Oh, mein Gott!« rief er, dann schlug er die Hände vors Gesicht.
»Oh, mein Gott!«
Vitranos Kopf sackte nach hinten, und er ließ den Mund offen stehen. Er starrte ungläubig an die Decke. »Wo?« brachte er schließlich heraus.
»Er befindet sich auf einem Militärstützpunkt in Puerto Rico. Er wurde in Brasilien gefasst.«
Bogan stand auf und ging zu einem Bücherregal in einer Ecke des Konferenzraums. Dort verbarg er sein Gesicht und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. »Oh, mein Gott!« sagte er immer wieder.
»Sind Sie sicher, dass er es wirklich ist?« fragte Vitrano, noch immer voller Unglauben.
»Ganz sicher.«
»Erzählen Sie mir mehr«, sagte Vitrano.
»Was zum Beispiel?«
»Wie Sie ihn gefunden haben. Und wo. Was er dort tat. Wie er aussieht.«
»Wir haben ihn nicht gefunden. Er wurde uns übergeben.«
Bogan kehrte mit einem Taschentuch an der Nase zum Tisch zurück.
»Tut mir leid«, sagte er verlegen.
»Kennen Sie einen Mann namens Jack Stephane?« fragte Cutter.
Beide schüttelten zögerlich den Kopf.
»Gehören Sie zu diesem kleinen Konsortium?«
Wieder schüttelten beide verneinend den Kopf.
»Ihr Glück. Stephane hat ihn gefunden, ihn gefoltert und dabei fast umgebracht, dann hat er ihn uns übergeben.«
»Das mit der Folter gefällt mir«, sagte Vitrano. »Erzählen Sie uns davon.«
»Vergessen Sie’s. Wir haben ihn gestern Abend in Paraguay übernommen und nach Puerto Rico gebracht. Er liegt dort in einem Militärkrankenhaus. In ein paar Tagen wird er von dort entlassen und hierher geflogen.«
»Was ist mit dem Geld?« brachte Bogan mit kratziger und trockener Stimme heraus.
»Keine Spur davon. Aber schließlich wissen wir nicht, was Stephano weiß.«
Vitrano starrte auf die Tischplatte; seine Augen flackerten unruhig. Patrick hatte neunzig Millionen Dollar gestohlen, als er vier Jahre zuvor verschwand. Er konnte unmöglich alles ausgegeben haben.
Selbst wenn er sich Villen und Hubschrauber und zahllose Frauen geleistet hatte, musste noch mehr als genug Geld übrig sein. Bestimmt würden sie es finden können. Der Anteil der Kanzlei betrug immerhin ein Drittel.
Vielleicht, aber nur vielleicht.
Bogan wischte sich die Augen und dachte an seine Ex-Frau, eine freundliche Person, die bösartig geworden war, als der Himmel über ihm einstürzte. Sie hatte sich durch den Konkurs in ihrer Ehre gekränkt gefühlt und deshalb ihr jüngstes Kind mitgenommen und war nach Pensacola gezogen, wo sie die Scheidung eingereicht und sehr unschöne Anschuldigungen erhoben hatte. Bogan trank und schnupfte Kokain. Sie wusste es und verwendete es unbarmherzig gegen ihn. Er hatte all dem nicht viel entgegenzusetzen gehabt. Im Laufe der Zeit schaffte er es zwar, clean zu werden, aber der Zugang zu dem Kind war ihm nach wie vor gerichtlich verwehrt.
Seltsamerweise liebte er seine Ex-Frau immer noch und träumte davon, sie zurückzubekommen.
Vielleicht würde das Geld seine Wirkung tun. Vielleicht bestand ja noch Hoffnung. Bestimmt würden sie es finden können.
Cutter brach das Schweigen. »Stephano steckt in ziemlichen
Weitere Kostenlose Bücher