Der Partner
Footballspieler verführte; ein legendäres Party-Girl, das es außerdem schaffte, mit Auszeichnung zu graduieren. Sie heiratete einen reichen Studenten und ließ sich nach zwei Jahren wieder von ihm scheiden. Dann genoss sie ein paar Jahre das Leben als Single, bis sie Patrick kennenlernte und heiratete, einen vielversprechenden jungen Anwalt und Neuling an der Küste. Ihr Liebeswerben war lang an Leidenschaft und kurz an Planung gewesen.
Während des Colleges, der beiden Ehen und ihren verschiedenen, nur kurze Zeit währenden Affären hatte Trudy Lance immer in Reichweite behalten. Er war für sie wie eine Sucht, ein kerniger, vitaler Bursche, von dem sie nie genug bekommen konnte. Schon mit vierzehn wusste sie, dass sie niemals ohne Lance würde leben können.
Lance öffnete die Tür mit nacktem Oberkörper, das schwarze Haar straff zu dem obligatorischen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er trug einen etwas zu großen Diamanten am linken Ohr. Cutter sah sich dem üblichen Grinsen ausgesetzt, mit dem Lance der Welt zu begegnen pflegte. Lance sagte kein Wort.
»Ist Trudy da?« fragte Cutter.
»Kann sein.«
Cutter zückte seinen Ausweis. Für einen Augenblick verschwand das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers. »Agent Cutter, FBI. Trudy und ich hatten schon früher das Vergnügen.«
Lance importierte Marihuana aus Mexiko mit einem großen, schnellen Boot, das Trudy ihm gekauft hatte. Den Stoff verkaufte er an eine Gang in Mobile. Die Geschäfte liefen nicht sonderlich gut, weil die DEA begonnen hatte, Fragen zu stellen.
»Sie ist im Fitneßraum«, sagte Lance, mit einer Kopfbewegung an Cutter vorbeideutend. »Was wollen Sie von ihr?«
Cutter ignorierte ihn und ging über die Einfahrt zu einer umgebauten Garage, aus der laute Musik tönte. Lance folgte ihm.
Trudy war mitten in einem anstrengenden Aerobic-Programm, das ihr von einem Supermodel auf einem großen TV-Bildschirm am anderen Ende des Raums vorgeturnt wurde. Sie sprang und wirbelte herum und bewegte dabei die Lippen zu irgendeinem namenlosen Song. Sie gab eine perfekte Vorstellung in ihrem straff sitzenden gelben Catsuit. Blonder Pferdeschwanz. Nirgendwo auch nur ein Gramm Fett. Cutter hätte ihr stundenlang zuschauen können. Sogar ihr Schweiß war sehenswert.
Sie trainierte zwei Stunden täglich. Mit fünfunddreißig sah Trudy immer noch aus wie jedermanns Schwärm auf der High-School.
Lance unterbrach das Video. Sie wirbelte herum, sah Cutter und bedachte ihn mit einem unwiderstehlichen Blick. »Was soll das?« fuhr sie Lance an. Offensichtlich war dieses Training etwas, worin sie nicht gestört werden durfte.
»Ich bin Special Agent Cutter, FBI«, sagte er und ging mit dem Ausweis in der Hand auf sie zu. »Wir sind uns schon einmal begegnet, vor ein paar Jahren.«
Sie tupfte sich das Gesicht mit einem Handtuch ab, dessen gelber Farbton perfekt mit ihrem Catsuit harmonierte. Ihr Atem hatte sich schon normalisiert. »Was kann ich für Sie tun?« Lance stand neben ihr. Die Pferdeschwänze passten gut zusammen.
»Ich habe eine wunderbare Neuigkeit für Sie«, sagte Cutter mit einem breiten Lächeln.
»Ja?«
»Wir haben Ihren Mann gefunden, Mrs. Lanigan, und er lebt.«
Eine kurze Pause trat ein. Die Nachricht tat ihre Wirkung. »Patrick?« sagte sie.
»Genau den meine ich.«
»Sie lügen«, höhnte Lance.
»Nein, ich fürchte nicht. Wir haben ihn in Puerto Rico in unserem Gewahrsam. Vermutlich wird er in ein oder zwei Wochen hierher gebracht. Ich dachte, ich sollte Ihnen die gute Nachricht überbringen, bevor wir die Presse informieren.«
Fassungslos und mit einem Mal sehr unsicher auf den Beinen wich Trudy zurück und ließ sich auf die Bank neben der Beinpresse gleiten. Ihre glitzernde, bronzefarbene Haut wurde aschfahl. Ihr geschmeidiger Körper verfiel zusehends. Lance eilte zu ihr, um ihr beizustehen. »Oh, mein Gott«, murmelte sie immer wieder.
Cutter reichte ihr seine Karte. »Rufen Sie mich an, wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann.«
Sie sagten kein Wort, als er sie verließ.
Für ihn war offenkundig, dass sie nicht wütend darüber war, von einem Mann hereingelegt worden zu sein, der seinen Tod vorgetäuscht hatte. Sie empfand auch nicht die geringste Spur von Freude über seine Rückkehr. Keinerlei Erleichterung über das Ende einer Heimsuchung.
Da war nichts als Angst; der grauenerregende Gedanke, das Geld zu verlieren. Die Versicherungsgesellschaft, das war gewiss, würde sofort auf Rückgabe der
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