Der Partner
man Patrick gefunden, auf der anderen Seite der Welt, wo er sich die ganze Zeit über versteckt hatte. Er ist fortgelaufen und hat sich versteckt.«
»Warum?«
»Weil er seinen Freunden sehr viel Geld gestohlen hat. - Und weil er ein sehr böser Mann ist, wollte er das ganze Geld für sich behalten.«
»Er hat einen Mann getötet und Geld gestohlen?«
»So ist es, mein Liebling. Patrick ist kein guter Mensch.«
»Tut mir leid, dass du mit ihm verheiratet warst, Mommy.«
»Ja, mein Liebling. Aber da ist noch etwas, was du verstehen musst. Du bist zur Welt gekommen, als Patrick und ich verheiratet waren.« Sie ließ die Worte im Raum stehen und beobachtete die kleinen Augen, um zu sehen, ob ihre Tochter begriff, was das für sie bedeutete. Offensichtlich nicht. Sie drückte Ashley Nicoles Hand und sagte: »Patrick ist dein Vater.«
Ashley Nicole sah ihre Mutter fassungslos an, und in ihrem Kopf begann sich alles zu drehen. »Aber ich will nicht, dass er …«
»Tut mir leid, Liebling, Ich wollte es dir erst sagen, wenn du viel älter bist, aber jetzt wird Patrick zurückkommen, und es ist wichtig, dass du es weißt.«
»Und Lance? Ist er nicht mein Vater?«
»Nein. Lance und ich sind einfach zusammen, das ist alles « Trudy hatte ihr nie erlaubt, in Lance einen Vater zu sehen. Und Lance seinerseits hatte nicht das geringste Interesse daran gezeigt, sich dem Gedanken der Vaterschaft auch nur zu nähern. Trudy war eine ledige Mutter. Ashley Nicole hatte keinen Vater. Das war nichts Ungewöhnliches und völlig in Ordnung.
»Lance und ich sind schon sehr lange Freunde«, sagte Trudy, die Initiative behaltend; es war ein Versuch, tausend Fragen zu verhindern. »Sehr gute Freunde. Er liebt dich sehr, aber er ist nicht dein Vater. Jedenfalls nicht dein richtiger Vater. So leid es mir tut, dein richtiger Vater ist Patrick, aber mache dir deswegen keine Sorgen.«
»Will er mich sehen?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde alles tun, um ihn von dir fernzuhalten. Er ist ein sehr böser Mensch. Er hat dich verlassen, als du ganz klein warst. Er hat mich verlassen. Er hat eine Menge Geld gestohlen und ist verschwunden. Er hat damals keine Rücksicht auf uns genommen, und er tut es auch heute nicht. Er wäre nicht zurückgekommen, wenn sie ihn nicht gefunden hätten. Wir hätten ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Also mach dir keine Sorgen um Patrick und darüber, was er jetzt vielleicht tun könnte.«
Ashley Nicole rutschte ans Fußende des Bettes und setzte sich auf den Schoß ihrer Mutter. Trudy umarmte und tätschelte sie. »Es wird alles wieder gut, mein Liebling, das verspreche ich dir. Ich wollte dir das alles gar nicht erzählen, aber bei all diesen Reportern da draußen und dem ganzen Zeug im Fernsehen - also, da habe ich es einfach für das beste gehalten.«
»Warum sind diese Leute da draußen?« fragte sie, den Arm ihrer Mutter umklammernd.
»Ich weiß es nicht. Ich wollte, sie würden verschwinden «
»Was wollen sie?«
»Fotos von dir. Fotos von mir. Fotos, die sie in die Zeitungen setzen können, wenn sie über Patrick berichten und über all die schlimmen Dinge, die er getan hat.«
»Also sind sie wegen Patrick da draußen?«
»Ja, mein Liebling.«
Sie drehte sich um, schaute Trudy in die Augen und sagte: »Ich hasse Patrick.«
Trudy schüttelte den Kopf, als wäre das Kind ungezogen, dann drückte sie es fest an sich und lächelte.
Lance war in Point Cadet geboren, einem alten Fischerdorf auf einer kleinen, in die Bucht von Biloxi hineinragenden Halbinsel. Der Point war eine Arbeitergegend, in der die Immigranten landeten und die Garnelenfischer lebten. Lance wuchs auf den Straßen des Point auf und hatte dort immer noch viele Freunde. Einer von ihnen war Cap. Es war Cap gewesen, der am Steuer des mit Marihuana beladenen Kleinlasters gesessen hatte, als die Leute von der Drogenbehörde ihn stoppten. Sie hatten Lance geweckt, der mit seiner Schrotflinte zwischen großen Blöcken Cannabis geschlafen hatte. Cap und Lance bedienten sich desselben Anwalts, bekamen dieselbe Strafe und wurden mit neunzehn zusammen ins Gefängnis gesteckt.
Jetzt hatte Cap eine Kneipe und verlieh Geld zu Wucherzinsen an die Arbeiter in den Konservenfabriken. Lance traf sich mit ihm auf einen Drink im Hinterzimmer der Kneipe, etwas, was er mindestens einmal im Monat zu tun versuchte. Aber seit Trudy reich geworden und nach Mobile gezogen war, bekam Cap Lance immer seltener zu Gesicht. Sein Freund hatte Sorgen. Cap
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