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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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hinterher.
    »Ist das alles?«, fragte der Kastellan, der Nepomuks Vorhaben mitgehört hatte, gespannt.
    »Ja, ja! Es ist schon gut, Ulrich. Ich habe nicht vergessen, dass ich ihm im Auftrag meines manchmal mit einem Übermaß an Großzügigkeit gesegneten Abtes ein kleines Fass Messwein mitbringen muss«, knurrte der Mönch, bevor er sich wieder Lodewig zuwandte.
    Da der junge Mann abermals keine Antwort gab, rief ihn Nepomuk so laut, dass es sogar die Magd und der Knecht hörten, die im Schlosshof das magere Geäst und das Bruchholz, das sie seit Wochen in den gräflichen Wäldern oberhalb des Schlosses mühsam gesammelt hatten, zu Brennholz verarbeiteten. Seit Diederichs Tod schon hatte Rosalinde Hausverbot und half seither Ignaz bei dessen Arbeit. Obwohl Konstanze wieder gesund war und es ihr offensichtlich auch moralisch besser ging, wollte sie Rosalinde immer noch nicht sehen. Dennoch liebte die Magd ihre Herrin und deren Familie. Sie würde alles dafür tun, wieder in die Gemeinschaft innerhalb des Hauses aufgenommen zu werden und ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen zu dürfen. Sie war zwar traurig über ihre Situation, nahm diese aber stillschweigend in Kauf, … wenn man sie an Lichtmess nur nicht fortschicken würde. Bis dahin waren es nur noch zwei Monate. Bei diesem Gedanken konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten.
    Ignaz sah dies und wusste genau, was Rosalinde bewegte. Er trat zu ihr und nahm sie tröstend in den Arm. »Mach dir keine Gedanken. Es wird alles gut.«
    »Lodewig! Verdammt noch mal, wo bist du denn? Möchtest du nicht mit mir ins Dorf hinuntergehen?«, rief Nepomuk und riss die Tür des Vogteigebäudes auf, weil er vermutete, dass sich der Schlingel im Schlosshof aufhielt.
    »Habt ihr Lodewig gesehen?«, fragte er die beiden, die nur ihre Köpfe schüttelten.
    »Und noch etwas … «, fügte er schmunzelnd hinzu, »wenn ihr einen Priester braucht, wisst ihr ja, wo ihr mich findet.«
    Auch wenn die Magd mit dem Knecht nur eine durch den Arbeitsalltag geprägte Freundschaft verband, schoss Rosalinde die Schamesröte ins Gesicht, während Ignaz nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Obwohl die beiden den hünenhaften Mönch zwischenzeitlich auch etwas besser kennengelernt hatten, war er ihnen immer noch nicht ganz geheuer. Aber: Er konnte kein schlechter Mensch sein. Immerhin schien er ihre geheimsten Gedanken und die tief im Inneren schlummernden Gefühle erkannt zu haben, lange bevor sie dies selbst tun sollten.
     
    Kurz bevor sich Nepomuk wieder der Haustür zuwenden konnte, um Lodewig zu holen, wurde er von hinten angesprungen. Da die Kälte weiter angezogen hatte, rutschte er dadurch auf der Treppe aus und verlor den Halt. Er spürte etwas, das ihn nach unten drückte, wusste aber nicht, was es war. Da er während des Sturzes mit sich selbst zu tun hatte, konnte er nicht gleich klären, was sich auf seinem Rücken befand und sich auch noch um seinen Hals gekrallt hatte. Erst als er sich am Treppenende aufrappelte, hörte er, wie Lodewig erfreut schrie: »Ich bin ein großer Kämpfer! Ich habe einen Riesen bezwungen!«
    »Du Saubub, du nixiger«, bekam er von Nepomuk im Dialekt dessen Zeit in München zur Antwort, während sich beide auf dem Boden wälzten und miteinander rangelten.
    Schnaufend und lachend lagen sie jetzt mitten im Geäst, das noch nicht zu Brennholz zerkleinert worden war. Als sie sich aufrappelten und zum Vogteigebäude zurückliefen, legte Nepomuk seinen Arm auf Lodewigs Schultern und bestätigte ihm, dass er in der Tat dereinst ein großer Kämpfer werden könne, wenn er sich weiterhin fleißig in den verschiedenen Kampftechniken üben würde. »Jetzt aber ernsthaft, Lodewig, hast du nicht gehört, was ich dich gefragt habe?«
    »Natürlich! Klar, dass ich dich zum Propst begleite, … wenn ich während eurer sicherlich langweiligen Unterhaltung auch mal rausgehen darf«, milderte er seine Zusage etwas ab.
    »Ich merke schon, dass dich das, was ich mit ihm zu besprechen gedenke, nicht interessiert«, antwortete Nepomuk und machte dabei ein derart betrübtes Gesicht, dass beide schon wieder herzhaft lachen mussten.
    »Dass ich aber mit dem Ortspfarrer auch über die Taufe eures Kindes sprechen möchte, interessiert dich schon, oder?«
    Lodewigs Gesicht bekam schlagartig ernsthafte Züge. Während er seine Antwort innerlich formulierte, runzelte er nachdenklich die Stirn und kniff die Lippen zusammen. »Natürlich! Es ist gut, wenn dieses heikle Thema

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