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Der Peststurm

Der Peststurm

Titel: Der Peststurm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Wucherer
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»Wir stehen das gemeinsam durch«, flüsterte sie mit einem tapferen Lächeln auf ihren Lippen, denen es ganz und gar nicht nach Lächeln zumute war.
    »Mhm. Wir überstehen auch dies«, flüsterte Judith etwas unsicher. Beide Frauen blickten Sarah so lange an, bis auch sie dieselbe kraftspendende Aussage traf und dabei sogar noch ein Stückchen weiter ging, als das eher unverbindlich klingende »Mhm« ihrer Mutter. Sie benutzte stattdessen ein klares »Ja!« … »Ja, wir schaffen das!«
     
    *
     
    Um sich die Gnade ihrer Herrin zu verdienen und um Eindruck zu schinden, hatte Rosalinde Ignaz dazu überredet, ihn bei der Suche nach Lodewig bis nach Sinswang hinaus begleiten zu dürfen.
    »Wer weiß? Vielleicht ist er ja dort irgendwo. Ich kenne mich in der Gegend sehr gut aus«, hatte sie ihr Ansinnen begründet, dabei aber geflunkert.
    Dass sich der Stallknecht über die Ortskenntnis der Küchenmagd zwar gewundert, aber keine Zeit für lange Reden gehabt hatte, war er Rosalindes Wunsch entgegengekommen.
    Nun waren sie auf dem Weg in den eineinhalb Meilen entfernten Weiler Sinswang und kamen gerade am Moosmannhof vorbei, wo sie nach Lodewig fragen wollten. Aber der ärmlich wirkende Bauernhof schien verwaist. »Die werden doch nicht alle an der Pest gestorben sein«, befürchtete Ignaz und bekreuzigte sich.
    Trotz ihrer Angst vor der Seuche sahen sie sich um. Auf der Suche nach den Bauersleuten warfen sie auch einen Blick durch die Stalltür, deren oberer Flügel einen Schlitz weit offen stand.
    »Ist da wer?«, rief Ignaz, bekam aber nur ein Schnauben zur Antwort.
    Durch das unüberhörbare Rufen wollte er sein Vorhaben, den Türflügel weiter zu öffnen, nicht als Einbruchsversuch gewertet sehen, falls doch noch jemand kommen würde. Den Augen der beiden blieb tatsächlich nicht lange Zeit, sich an das Dunkel des Stalles zu gewöhnen. Kaum konnten Rosalinde und Ignaz einigermaßen erkennen, was dort drinnen war, als sie schon den Bauern wild fluchend um die Ecke kommen hörten.
    Ignaz packte Rosalinde erschrocken am Ärmel, zog sie von der Stalltür zurück und stellte sich schützend vor sie. »Mist! … Verdammter Mist aber auch«, fluchte er. Nur allzu gerne hätte er das soeben nur flüchtig Gesehene noch etwas genauer betrachtet. Aber schon stand eine Mistgabel schwingende Gestalt vor ihnen und versuchte, sie zu verscheuchen.
    »Was wollt ihr hier?«, schnarrte der über und über verdreckte Bauer die gegen ihn wie eine Prinzessin wirkende Magd an, während er sich vor der Stalltür aufbaute und den oberen Flügel zudrückte.
    »Wir suchen einen jungen Mann: Lodewig, den Sohn unseres Herrn. Habt Ihr ihn gesehen?«, fragte Rosalinde ausgewählt höflich.
    »Kenne ich nicht. Wer soll das sein?«, knurrte ihr der Bauer umso unfreundlicher entgegen.
    »Lodewig Dreyling von Wagrain, der mittlere Sohn des Schlossverwalters unseres hochverehrten Grafen! Tut nicht so, als wenn Ihr ihn nicht kennen würdet.«
    »Hört mir auf mit dem Grafen. Was tut denn der gnädige Herr für uns? Er lässt uns Hungers sterben, während er sich den Wanst vollschlägt! Ich habe sogar gehört, dass dieser Feigling auch noch nach Konstanz abgehauen ist und uns mit der Pestilenz allein lässt«, ließ der Bauer seinem Unmut freien Lauf. Bevor er aber so richtig loslegen konnte, unterbrach ihn Ignaz.
    »Entschuldigt, aber wir sind die Falschen. Klagt Euer Leid den Beamten, die derzeit im alten Marstall ihren Dienst verrichten, oder sonst wem. Wir haben jetzt keine Zeit und müssen weiter. Habt Ihr den jungen Herrn nun gesehen oder nicht?«
    »Nein! Und jetzt verschwindet«, schrie der Bauer und stach zur Unterstützung seiner Aufforderung mehrmals mit der Mistgabel nach vorne.
    Die beiden wunderten sich zwar über dessen unfreundliches Verhalten, taten aber notgedrungen, wie ihnen geheißen. Als sie schon ein ganzes Stück weitergelaufen waren, schaute ihnen der grantige Bauer immer noch nach.
    »Hast du das edle Ross im Stall gesehen?«, fragte Ignaz.
    »Ja! Ein wunderschönes Pferd. Wie aus einem Märchen«, schwärmte die Magd, die selten so etwas zu sehen bekam, begeistert.
    Ignaz hatte keinen solch langen Blick wie Rosalinde erhaschen können, weswegen er nur den Schimmel, nicht aber das wertvoll aussehende Sattel- und Zaumzeug, das auf einem an der Wand befestigten Brett gelegen war, gesehen hatte.
     
    *
     
    Ulrich Dreyling von Wagrain wusste, dass sein hünenhafter Freund Nepomuk mit jeder Situation fertig werden und das Schloss

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