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Der Pfeil der Rache

Der Pfeil der Rache

Titel: Der Pfeil der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Sansom
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hätte er Euch geohrfeigt.«
    »Er ging ins Haus, ehe er die Beherrschung verlor. Das ist es also. Jene Begegnung mit Rich und Seymour in Hampton Court war in der Tat kein Zufall. Er hat sie arrangiert, und auch die Raufbolde auf mich gehetzt. Rich ist irgendwie in die Angelegenheit mit Hugh verstrickt. Also ist tatsächlich etwas vorgefallen.« Nach kurzem Zögern sagte ich: »Und Michael Calfhill musste sterben. Und der Urkundsbeamte Mylling … Allmählich nimmt die Sache Dimensionen an …«
    »Umso mehr Grund, von hier fortzukommen. Ihr wisst, wie gefährlich Rich ist.«
    Ich überlegte. »Er hätte mich ergreifen lassen können, wenn er es gewollt hätte, an Ort und Stelle. Ein Grund hätte sich finden lassen. Aber er tat es nicht. Was auch immer ihn mit den Hobbeys und mit Hugh verbindet, er will auf keinen Fall, dass ich darüber spreche, weder mit Paulet noch mit sonst jemandem.«
    »Woher wusste er so schnell, dass man Euch mit dem Fall betrauen würde?«
    Das Sprechen fiel mir schwer. »Der Einzige, der an jenem Tag wusste, was die Königin mit mir besprechen würde, war Robert Warner.«
    »Der Eurer Meinung nach auch mit dem Fall Rolfswood in Verbindung stehen könnte.«
    »Und aus diesem Grund erpressbar war. Erpressung ist ja eine von Sir Richards Spezialitäten.«
    Barak blickte sich vorsichtig um, ehe er sagte: »Bei dieser Masse von Menschen in der Stadt wäre es doch ein Leichtes für Rich, jemanden zu kaufen, der Euch den Dolch in den Bauch rammt.«
    »Nein. Hiervor bewahrt mich die Schirmherrschaft der Königin. Wenn mir jetzt etwas zustoßen sollte, würde sie jeden Stein umdrehen, um zu ergründen, warum. Bei allem Bombast kann Rich mir kein Haar krümmen.«
    »Glaubt Ihr wirklich, sie mag Euch so sehr? Rich steht noch immer in hohem Ansehen beim König, trotz des Bestechungsskandals im vorigen Jahr hat er ihn behalten.«
    »Die Königin würde mich nicht im Stich lassen. Wenn sie Ermittlungen einleiten ließe, wer weiß, was sie an den Tag brächten? Nein, Rich behält mich im Auge, das ist auch schon alles.«
    »Glaubt Ihr, Seymour steckt mit Rich unter einer Decke, was den Curteys-Fall betrifft?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich halte es für wahrscheinlicher, dass Rich und Seymour sich an jenem Tag beide nach Hampton Court begeben hatten und dass Rich Seymour dazu anstiftete, im Eingang auf mich zu warten. Für Seymour wäre es unterhaltsam, und Rich hätte ein zusätzliches Druckmittel.«
    Barak blieb unvermittelt stehen, ignorierte den Fluch eines vorübereilenden Wasserträgers. »Hört zu, können wir nicht jetzt gleich aufbrechen?«
    »Geh ruhig, ich bleibe. Bis morgen früh, wie vereinbart.«
    Er seufzte. »Dann haltet in Gottes Namen die Augen offen. Kommt weiter, am Hafen sind wir sicherer. Heute Nacht halten wir die Dolche parat, und morgen früh reiten wir mit dem ersten Hahnenschrei aus der Stadt.«
    »Was steckt dahinter?«, fragte ich. »Was hat Rich mit zweitklassigen Landadeligen wie den Hobbeys zu schaffen?«
    Er antwortete kurz angebunden: »Das findet heraus, wenn wir wieder in London sind.«
    * * *
    Von der Oyster Street aus spazierten wir zum Kai. Jenseits des Point näherte sich die
Great Harry
, deren Masten und gehisste Marssegel in den Himmel ragten, mit majestätisch schwerer Behäbigkeit wieder den Reihen der Kriegsschiffe. Der Gigant manövrierte sich zuversichtlich auf einen Platz in der äußersten Reihe der Schiffe, vor die
Mary Rose
. Mehrere Schiffe hatten die großen Ruderboote losgebunden, die sie im Schlepptau hatten, und diese näherten sich nun behutsam den Seiten des mächtigen Schiffsrumpfes. Ich machte kleine Gestalten aus, die eine Art Leiter zu den Ruderbooten hinunterließen. Zwei weitere Kriegsschiffe, kleiner als die
Great Harry
, aber dennoch gewaltig, tauchten auf und reihten sich langsam ein.
    »Sieht aus, als kämen die Soldaten zurück«, sagte Barak.
    Wir ließen uns vor einem der Lagerhäuser auf eine Bank nieder und lehnten uns gegen die Mauer. Ich blickte zum Gosport-Strand hinüber, wo gegenüber dem Runden Turm eine weitere Befestigungsanlage zu sehen war. Die Sonne stand schon tief, und der feurig rote Himmel verhieß einen weiteren heißen Tag.
    * * *
    Die ersten Soldaten, die aus den Booten stiegen, waren Fremde. Sie kamen leise an Land, ohne wie üblich zu schwatzen und zu scherzen, wobei einige auf den Stufen ins Stolpern gerieten. Ein Feldwebel brachte die Männer in Reih und Glied und ließ sie wegtreten.
    Weitere Trupps

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