Der Pilot
Sulen Belos ist hinreißend, und sie konnte noch nie einem Flitzerpiloten widerstehen.«
Han lächelte sie arglos an. Großartig. Einfach großartig. Vom Regen in die Traufe! »Man muß uns Flitzerpiloten im Auge behalten. Wir leben für die Gefahr.«
Dael, der bereits halb zur Tür hinaus war, lachte, als hätte Han etwas ungemein Kluges von sich gegeben. »Also, ich rufe euch an! Schön, Sie kennenzulernen, Tallus!«
»Gleichfalls«, entgegnete Han.
»Vergiß nicht, dich zu melden«, insistierte Bria, dann schloß sie die Tür hinter Levare und lehnte sich dagegen. Dann folgte Stille.
Han hatte noch niemals eine so tiefgreifende Stille erlebt, nicht einmal in einem Raumanzug im Vakuum des Weltalls. Er blickte rasch von Bria zu Pavik und dann zu Sera. Alle drei starrten ihn voller Ingrimm an. Han räusperte sich vernehmlich. »Ich glaube, ich mache einen kleinen Spaziergang«, verkündete er. »Frische Luft schnappen.«
Ohne jemanden anzusehen, verließ er das Haus.
Bria hätte schreien können, dann war ihr eher nach Schluchzen zumute, doch sie kämpfte um ihre Selbstbeherrschung. Diese Situation war schon schlimm genug, ohne daß sie sich in einem hysterischen Weinkrampf verlor. Sie marschierte im Ankleidezimmer ihrer Mutter auf und ab. Pavik saß auf dem Sofa, gestikulierte wild und sprach mit erhobener Stimme; ihre Mutter saß in einem rosafarbenen Brokatsessel und wechselte zwischen atemlos ausgestoßenem »Oh, du lieber Himmel!« und »Bria, dein Bruder hat recht, wir müssen etwas unternehmen!«
»Du hast ihn doch gestern abend selbst gehört!« rief Pavik. »Er hat geleugnet, jemals Flitzerrennen geflogen zu sein, und er hat uns einen falschen Namen gegeben! Han Solo! Alles klar! Wer weiß, wie er wirklich heißt?«
»Hört auf!« rief Bria. »Han Solo ist sein richtiger Name!«
»Und warum ist dann >Tallus Bryne< als Gewinner der Flitzermeisterschaften im letzten Jahr registriert?« wollte Pavik wissen. »Er kann nicht beides sein, Bria. Find dich damit ab, dieser Typ benutzt einen falschen Namen, und der einzige Grund, warum jemand das tut, ist, daß er etwas zu verbergen hat. Und diesen Kerl sollen wir mit offenen Armen aufnehmen, nur weil du das so willst?«
»Oh, du lieber Himmel!« Sera rang die Hände.
Bria biß sich auf die Lippen, um nicht laut zu kreischen.
»Und noch etwas«, fuhr Pavik fort. »Ich erinnere mich allmählich wieder an alles. Tallus Bryne war nicht Solos einziger falscher Name. Ich erinnere mich an eine Zeit, ungefähr drei Jahre davor; er war noch ein Junge, bei einem Barbecue nach einem Flitzerrennen. Zu der Zeit nannte Solo sich Keil Garris, und er trat als Venadar Garris’ Sohn auf. Wißt ihr noch? Der Typ, der einen Sommer lang herumzog und Anteile an diesem Duralloy-Asteroiden verkaufte? Die ganze Sache entpuppte sich am Ende als Schwindel. Als Täuschungsmanöver.«
Bria erinnerte sich sehr wohl. »Aber selbst wenn dieser Garris ein Betrüger war, heißt das noch lange nicht, daß Han.«
Pavik warf verzweifelt die Arme hoch. »Schwesterherz, weißt du denn nicht mehr, daß die Eltern einiger unserer Freunde durch den Kauf wertloser Anteile an diesem gar nicht existierenden Asteroiden beinahe zugrunde gerichtet worden wären?« Er schnaubte. »Die ganze Garris-Familie bestand nur aus Betrügern – einschließlich deines neuen Freundes, Bria.«
»Das ist einfach furchtbar«, warf Sera Tharen ein. »Vielleicht sollten wir etwas tun.«
Bria und Pavik ignorierten ihre Mutter.
»Aber Han war damals noch ein Kind«, stellte Bria fest und kämpfte gegen die Tränen an. »Das hast du selbst gesagt. Er kann für das, was seine Eltern getan haben, nicht verantwortlich gemacht werden.«
»Aber er hat doch gar keine Eltern. Zumindest hat er uns das erzählt.«
Bria warf ihm einen stechenden Blick zu. »Na ja, vielleicht waren sie wirklich seine Eltern, und er verleugnet sie, weil sie Verbrecher waren«, wandte sie ein. »Pavik, Han ist ein guter Kerl. Ich wußte schon, das er ein schweres Leben hatte und, um zu überleben, Dinge tun mußte, mit denen er nicht einverstanden war. Aber er hat sich geändert. Er versucht, etwas aus sich zu machen, und du willst ihm nicht mal eine Chance geben.«
Pavik schnaubte hämisch. »Wenn sie überhaupt seine Eltern waren«, gab er zu bedenken. »Schwester. laß dich nicht von seinem guten Aussehen und der Tatsache blenden, daß er dich gerettet hat. Stelle dich der Realität, dieser Typ hat dich umworben, weil er unsere Familie
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