Der Pilot
andere Spezies, die er nicht kannte. Alle Menschen und Zweibeiner trugen hellbraune Kutten, die ihnen bis zu den Knien reichten, und hellbraune Kapuzen, die ihre Haare verbargen.
Han deutete auf die Menge. »Sind das Fabrikarbeiter?«
Der Sakredot zögerte, dann sagte er: »Das sind die Pilger, die sich dafür entschieden haben, in unseren Produktionsstätten dem All-Einen zu dienen.«
»Oh«, murmelte Han. »Verstehe.«
Er sah vieles, das ihm jetzt nach und nach klarer wurde. Und was er sah, flößte ihm ein mieses Gefühl ein. Diese Pilger kommen hierher, um religiöse Einkehr zu finden, und landen als Arbeiter in den Gewürzfabriken. Das riecht wie ein Vrelt – wie ein toter Vrelt.
Die ylesianische Sonne stand mittlerweile bereits sehr tief, berührte fast schon den Horizont. Han bemerkte, daß Scharen hellbraun gekleideter Arbeiter auf die Berge im Nordosten zuströmten. Veratil winkte Han mit einer kleinwüchsigen Hand. »Es ist nun für die glückseligen Pilger an der Zeit, an der Andacht teilzunehmen und in dem Einen erhöht zu werden und dem Ganzen ihre Gebete darzubringen. Beschreiten wir den Pfad des Einen zum Altar der Hoffnungen. Folgen Sie mir, Pilot Draygo.«
Han folgte dem Priester bereitwillig einen ausgetretenen gepflasterten Weg hinauf. Obwohl sie von Pilgern umgeben waren, beobachtete Han, daß sich niemand sehr weit in ihre Nähe wagte. Alle Pilger verbeugten sich mit über dem Herzen gefalteten Händen tief vor Veratil. »Sie entbieten ihren Dank für die Erhöhung, die ihnen bald zuteil wird«, erläuterte Veratil Han, während sie weitergingen.
Als sie sich von den Gebäuden fortbewegten, wurde der Urwald um sie herum immer dichter, bis der Pfad, den sie nun beschriften, von gewaltigen, weit ausgreifenden Ästen überschattet war. Han kam es fast so vor, als ginge er durch einen Tunnel.
Sie passierten ein weites, offenes Gelände, bei dem es sich offensichtlich um eine Art Moor handelte, da es vollkommen von großen Blüten bedeckt wurde, die so herrlich und exotisch waren, daß Han noch nie zuvor ihresgleichen gesehen hatte. »Die Blumenebene«, erläuterte Veratil, der noch immer den Fremdenführer spielte. »Und dies ist der Wald des Glaubens.«
Han nickte. Ich bin gespannt, wieviel ich davon noch aushalte, dachte er. Ich hoffe, die erwarten nicht von mir, daß ich konvertiere.
Nach einem Fußmarsch von etwa zwanzig Minuten gelangte die Versammlung zu einem großzügig angelegten, befestigten Areal, das an einem Ende von einem teilweise überdachten und durch drei monströse Säulen gestützten Altarraum dominiert wurde. Veratil bedeutete Han, daß er bei der Versammlung der Pilger bleiben sollte, während der Sakredot weiter auf die Säulen zuging. Han sah, daß sich mehrere t’landa Til unter den Säulen versammelt hatten; in einem davon meinte er Teroenza zu erkennen. Sie standen in einer Reihe um einen niedrigen Altar aus einem durchscheinenden weißen Stein herum, der von innen heraus zu glühen schien.
Die hohen, von Schnee gekrönten Berge türmten sich über dem Urwald auf und bildeten den eindrucksvollen Hintergrund der Szene. Han verrenkte sich fast den Hals, als er nach oben. und immer weiter nach oben schaute; die Spitzen der höchsten Gipfel waren hinter vorüberziehenden, im Sonnenuntergang rotgefleckten Wolken verborgen. Der Schnee an den Westhängen der Gipfel glühte purpurrot und rosa.
Imposant, mußte Han zugeben. Die Schlichtheit dieses naturgewachsenen Amphitheaters mit seinem befestigten Boden und dem von Säulen begrenzten Altarraum ließ diesen Ort wie eine mächtige natürliche Kathedrale erscheinen.
Die Gläubigen nahmen in Reihen Aufstellung und verharrten wartend.
Han hielt sich im Hintergrund, trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und hoffte darauf, daß die religiöse Zeremonie, die jetzt stattfinden sollte, nicht lange währte. Er hatte Hunger, sein Schädel pochte, und die Hitze machte ihn schläfrig.
Der Hohepriester streckte die zierlichen Arme aus und stimmte eine Liturgie in seiner Muttersprache an. Die Sakredoten, einschließlich Veratil, sprachen ihm nach. Schließlich gab die versammelte Menge (Han schätzte ihre Zahl auf vielleicht vier- oder fünfhundert) die Phrasen des Hohenpriesters zurück. Han beugte sich zu dem ihm am nächsten stehenden Pilger, einem Twi’lek, hinüber. »Was sagen sie?«
»Sie sagen >Der Eine ist das Ganze<«, übersetzte der Twi’lek, der ausgezeichnet Basic sprach. »Wünschen Sie, daß ich die
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