Der Pilot
kleinen Verkehrsmittel sitzen, das schwebend seinen Weg fortsetzte, und fuhr fort, die Stadt mit Blicken zu messen. Der Shuttle ließ die großen Gebäude hinter sich und durchflog jetzt die Wohngebiete am Stadtrand.
Han mußte zugeben, daß sich hier augenscheinlich gut leben ließ, während er die zahlreichen Plätze und Höfe mit ihren Springbrunnen bestaunte, die von Wohlstand zeugenden Häuser und die sauberen Straßen, auf denen er gutgekleidete Alderaaner erblickte. Aber das hier ist nicht das Viertel, das ich suche. Besser, ich schaue mich auf eigene Faust um. Die wollen sicher nicht, daß Touristen die Gegend sehen, in die ich gehen will.
Nachdem der Shuttle ihn hatte aussteigen lassen, umrundete Han das Stadtzentrum und sondierte die Lage. Er wandte sich intuitiv einem Stadtteil zu, dessen Häuser kleiner und weniger gut instand gehalten waren. Schließlich entdeckte er ein Viertel, dessen Bewohner eindeutig weniger gut betucht waren und das mehr Wirtshäuser und Pfandleihen aufwies.
Han beobachtete die Straßen, durch die er auf der Suche nach einem bestimmten Menschenschlag ging. Schließlich fand er, wonach er Ausschau gehalten hatte: Ein Junge, dessen Kleidung hart an der Grenze zu verschlissen, verdreckt und zu klein balancierte, schlenderte die Straße entlang und faßte jeden Passanten wie zufällig ins Auge. Han erkannte das Kind auf Anhieb, obwohl er den Kleinen noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Taschendieb. Vor zehn Jahren war er solch ein Kind gewesen.
Han machte größere Schritte, bis er mit dem Jungen gleichgezogen hatte. Wie nicht anders zu erwarten, verlagerte der Bursche sofort das Gewicht und änderte seine Gangart, um Han anzurempeln, sobald der Corellianer an ihm vorübergehen würde. Ebenso vorhersehbar waren die blitzschnellen Finger, die tief in die Tasche der Fliegerjacke eintauchten. Die Finger kamen leer wieder zum Vorschein; Hans ID und die paar Kredits, die er bei sich trug, waren sicher in der Innentasche seines Overalls verstaut.
Han verlängerte seine Schritte, bis er sich vor den Jungen gesetzt hatte, dann wirbelte er ohne Vorwarnung auf dem Absatz herum und stellte sich dem Kleinen in den Weg. »He, du«, begann er, lächelte freundlich und hielt die Identidisk und das Geld des Jungen in die Höhe. »Was verloren?«
Dem Burschen klappte vor Verblüffung die Kinnlade runter, dann erholte er sich von dem Schreck und starrte Han aus glühenden schwarzen Augen an.
Han lehnte sich lässig gegen eine Ladenfront. »Nicht sehr achtsam von dir, diese Sachen zu verlieren.«
Der Junge plusterte sich auf wie eine giftige Mrelfa-Eidechse und stürzte sich mit Feuereifer in eine Beschreibung von Hans erblich bedingten persönlichen Angewohnheiten sowie seines mutmaßlichen Endes. Han hörte geduldig zu, bis der Gassenjunge ins Stottern geriet und sich zu wiederholen begann, dann bedeutete er ihm, still zu sein. »Ich geb’s dir ja wieder«, versprach er liebenswürdig. »Im Austausch gegen ein paar Informationen.«
Der Junge gab ihm einen mürrischen Blick zurück und schüttelte sich das viel zu lange Haar aus dem Gesicht. »Was für Informationen, du Sohn einer kranken Perversen?«
Han schnippte eine der Kreditmünzen in die Luft und fing sie mühelos und ohne hinzusehen wieder auf. »Hüte deine Zunge, Junior. Ich will bloß wissen, wo man in dieser Stadt hingeht, wenn man Geschäfte machen will.«
»Was für Geschäfte?«
»Du weißt, was für Geschäfte. Geschäfte, von denen das Gesetz nichts mitzukriegen braucht. Geschäfte mit Substanzen, die man legal nicht erwerben kann.«
»Gewürze?« Der Junge runzelte die Stirn. »Welche?«
»Glitzerstim.«
Die Stirn des anderen zeigte noch mehr Falten. »Was ist das?«
Ich bin wirklich ein Glückspilz, dachte Han. Ich gerate an den einzigen dämlichen Taschendieb von Aldera. Großartig.
»Glitzerstim«, wiederholte Han. »Das ist. nun ja, wirklich wertvoll. Sogar wertvoller als Carsunum.«
Der Junge schüttelte wieder den Kopf. »Davon hab’ ich auch noch nie gehört.«
Das glaube ich einfach nicht! »Was ist mit Andris? Gibt’s hier kein Andris? Man schmeckt damit Essen ab, benutzt es zur Konservierung.«
Das Kind nickte. »Ja. Andris. Das gibt’s hier. Teures Zeug.«
»Genau«, nickte Han. »Und wenn man Andris kaufen will, an wen wendet man sich da?«
»Ich kaufe keines, Mann«, entgegnete der Junge. »Jetzt gib mir mein Geld und meine ID zurück!«
»Einen Augenblick. Geduld«, ermahnte Han ihn und hielt
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