Der Pilot
geschafft.
Während er die Randbezirke der Siedlung umging, lauschte er dem Klang ferner Gesänge. In Kolonie Zwei lebte man, soviel er wußte, nach denselben Regeln wie in Kolonie Eins, daher mußten sich die Pilger zu diesem Zeitpunkt zur Abendandacht versammelt haben. Er reckte prüfend die Nase in den Wind und suchte nach einer togorianischen Witterung. Muuurgh bewegte sich einige Male auf Händen und Knien vorwärts und nahm schnüffelnd die Gerüche der Pilger auf, die diesen Weg in letzter Zeit beschriften hatten.
Fünf Minuten später zuckte er zusammen, als hätte er einen Schlag mit einem Energiestab erhalten. Mrrov! Mrrov hatte diesen Weg vor nicht mehr als einem Tag benutzt! Er schlich vorsichtig um die Gebäude am Rand der Kolonie herum und entdeckte zuerst das Dormitorium, in dem sie schlief, und dann die Fabrik, in der sie arbeitete.
Schließlich folgte er der frischesten Spur zu einem Pfad, von dem er als sicher annahm, daß er zum Altar der Hoffnungen führte. Kolonie Zwei war offensichtlich nach fast dem gleichen Muster wie Kolonie Eins angelegt worden.
Der Togorianer verschmolz, ohne weitere Nachforschungen anzustellen, wieder mit dem Urwald und hielt, so schnell er konnte, auf den Ort der Andacht zu. Einen Moment lang fragte er sich, ob Mrrov wohl bereits seine Witterung aufgenommen hatte, aber das war sehr, unwahrscheinlich. Er war in diesem Fluß bis auf die Knochen naß geworden und hatte es bewußt vermieden, seinem Instinkt zu folgen und sich an allem zu reiben und Duftmarken zu hinterlassen. Er wollte nicht, daß Mrrov den Versuch unternahm, ihm zurück nach Kolonie Eins zu folgen, und sich dabei womöglich im Urwald verirrte, sobald der Fluß seine Fährte unterbrach. Der Togorianer erreichte sein Ziel rechtzeitig und wehrte automatisch die mentalen und körperlichen Wellen der Erhöhung ab. Er kniff die Augen zusammen und musterte die Gestalten, die sich vor ihm krümmten. und entdeckte Mrrov. Ihr Körper zuckte, aber sie wand sich nicht wie die anderen. etwas stimmte nicht mit ihren Bewegungen und erlaubte es Muuurgh, sie mit Leichtigkeit unter den anderen auszumachen.
Sie tut nur so, dachte er. Ich wußte, sie ist zu willensstark, um sich lange von diesen Lügnern einwickeln zu lassen.
Er schärfte den Blick, um jede Linie ihres Körpers unter der Kutte zu erfassen. Doch er konnte nur ihren Kopf klar erkennen und die orangefarbenen Streifen, die einen lebhaften Kontrast zu ihrem weißen Fell bildeten. Er sehnte sich danach, ihre lieblichen gelben Augen zu sehen, aber er befand sich rechts hinter ihr, so daß sie ihn nicht sehen konnte.
Für einen Augenblick war Muuurgh drauf und dran, jede Vorsicht ebenso zu vergessen wie das Versprechen, das er Vykk gegeben hatte. Es kostete ihn seine ganze Kraft, sich nicht in die Versammlung der Pilger zu stürzen, seine zukünftige Gefährtin zu packen und mit ihr im Urwald zu verschwinden.
Doch er hatte Vykk sein Ehrenwort gegeben. Mrrov durfte nicht wissen, daß er hier war.
Während die Pilger am Ende der Erhöhung torkelnd wieder auf die Beine kamen, weiteten sich Muuurghs Augen, als er sah, daß Mrrov – wie ungefähr fünfzig der übrigen hundert Pilger auch – eine blaue Schärpe trug.
Diese Schärpe. Das ist das Zeichen der Auserwählten. Oh, nein! Aus Frustration und Furcht entfuhr ihm beinahe ein lautes Fauchen. Muuurgh lebte bereits seit vielen Monaten auf Ylesia, und er hatte schon viele solcher Schärpen gesehen.
Und richtig, als die Pilger begannen, in die Nacht hinaus zu schlurfen, richtete sich der Hohepriester auf und rief ihnen mit dröhnender Stimme zu: »Alle Pilger, die heute die blaue Schärpe erhalten haben, bleiben bitte noch hier. Euer Hoherpriester hat euch etwas mitzuteilen.«
Die Pilger mit den blauen Schärpen hielten gehorsam auf ihrem Weg in den Wald inne und trotteten statt dessen auf den Altar zu. Mrrov sah aus, als würde sie daran denken, sich die Schärpe vom Leib zu reißen und das Weite zu suchen, doch sie tat es nicht. Muuurgh heulte innerlich auf. Weiß sie etwa, was diese Schärpen bedeuten?
»Jenen unter euch, die eine blaue Schärpe erhalten haben, ist die Ehre zuteil geworden, zu den Auserwählten zu gehören. Eure Frömmigkeit und eure Hingabe für den All-Einen haben uns bewogen, euch für eine besondere Ehre zu bestimmen. Ihr werdet morgen abend zum letzten Mal vor diesem Altar an einer Andacht teilnehmen. Im Morgengrauen des folgenden Tages werdet ihr mit einem Raumschiff zu unseren
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