Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
Seine Wangen schimmerten in einem rötlichen Ton.
„Wo … bin ich?“, stöhnte er und öffnete benommen die Augen.
Sie wünschte, sie hätte seine Frage beantworten können. Vor ihnen lag ein riesiger Wald, aus dem unbekannte Laute drangen, und hinter ihnen befand sich nichts als das endlose Meer. Sie waren gefangen auf einem schmalen Streifen Sand.
Besorgt sah sie sich nach Giovanni um, doch sie konnte den Kapitän nirgends entdecken. Hoffentlich hatte ihn nicht das Meer behalten. Und was war mit Doktor Maberly, Gilbert Slater, Raymond Walsh und all den anderen? Jonathan und sie konnten doch unmöglich die Einzigen sein, die diese Katastrophe überlebt hatten.
Der junge Edelmann zitterte vor Anstrengung, als er sich auf alle viere hievte.
„Eine andere Welt“, stöhnte er. „Ich habe schon viele Länder bereist, aber dieses ist anders als alle, die ich sah.“
„Was machen wir jetzt?“
„Wir müssen herausfinden, ob wir auf einer Insel oder dem Festland gestrandet sind und ob es hier Zivilisation gibt.“
„Zivilisation?“
„Und Nahrung! Wir brauchen Nahrung und Trinkwasser. Das Meerwasser wird unseren Durst nicht stillen.“
Emilia nickte ernst und erhob sich. Das klang zumindest nach einem Plan. Sie versuchte sich den feuchtgewordenen Sand abzuklopfen, der an ihrer Kleidung wie eine zweite Haut klebte, als sich die Büsche und Sträucher, die die Vorhut des Dschungels bildeten, bedrohlich bewegten. Ein paar Vögel flatterten aufgeregt durch die Luft und kreischten schrill. Auch Jonathan hatte die drohende Gefahr bemerkt und stellte sich schützend vor Emilia, drängte sie ein Stück in Richtung Meer zurück und blickte sich angsterfüllt nach etwas um, dass er als Waffe gebrauchen konnte.
„Was, um alles in der Welt, ist das?“, hauchte sie.
„Wir werden es vermutlich gleich erfahren.“
Emilia bückte sich und zog den Dolch aus ihrem Stiefel. „Keine Sorge, zur Not haben wir das hier.“
Just in diesem Augenblick schoben sich die Ranken zur Seite und eine schwer beladene Gestalt kam auf sie zu. Sie trug Äste vor sich her, die ihr Gesicht gänzlich verbargen. Ihr Schritt war forsch und bestimmt. Mit einem Ächzen warf sie das Holz vor sich auf den Boden und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
„Giovanni!“, stieß Emilia erleichtert aus. Am liebsten wäre sie auf ihn zugerannt und hätte ihn kräftig umarmt, doch Jonathans misstrauischer Blick ließ sie innehalten.
„Wie ich sehe, seid ihr auf den Beinen“, sagte Gio beiläufig. „Dann könnt ihr mir helfen, ich will ein Feuer machen.“
„Ein Feuer?“, fragte Jonathan skeptisch. „Wozu soll das gut sein?“
„Jungchen, hast du denn nichts gelernt? Bei Schiffbruch muss man Rauchsignale geben, damit vorbeifahrende Schiffe auf uns aufmerksam werden.“
„Ich verbitte mir diesen Ton. Ich bin der Sohn des Earl of Kent. Ich verlange, dass Ihr mich meinem Stand entsprechend behandelt!“
„Es ist mir völlig gleich, wer du bist, Kind. Hier – auf dieser Insel – sind wir alle gleich. Jetzt geh in den Dschungel und besorge uns noch etwas Holz.“
„Ihr könnt mir keine Befehle geben, ich bin nicht länger Euer Gefangener. Sucht Euch Euer Holz allein. Emilia und ich sind nicht auf Euch angewiesen.“
Er griff nach ihrer Hand und zerrte sie mit sich. Emilia war zu perplex, als dass sie irgendetwas dagegen hätte ausrichten können.
„Ohne mich wärt Ihr längst ertrunken. Was glaubt Ihr, wer Euch aus dem Wasser gefischt hat – Eure Adligkeit?“
„Jonathan, was hast du vor? Wir können Giovanni doch nicht allein zurücklassen.“ Emilia versuchte sich von ihm loszureißen. Erst als sie sich befreit hatte, blieb auch Jonathan stehen. Wütend drehte er sich zu ihr um.
„Und wieso können wir das nicht? Willst du wirklich bei diesem Schwerverbrecher bleiben? Er gehört an den Galgen.“
Unschlüssig blickte sie zu Giovanni, der ihnen mit einem breiten Grinsen nachsah. Er wusste sehr genau, dass sie ohne ihn nicht weit kommen würden, dass sie auf ihn angewiesen waren. Auch Emilia gefiel es nicht, von irgendjemandem abhängig zu sein. Noch weniger gefiel ihr jedoch der Gedanke zu verhungern oder zu verdursten.
„Er scheint sich hier besser auszukennen als wir. Vielleicht wäre es sinnvoll, wenn wir in Anbetracht der Umstände zusammenhielten?“
Jonathan schnaubte verächtlich. „Und wer versichert mir, dass mich dieser Ganove nachts nicht hinterrücks erdolcht?“
„Welchen Vorteil hätte das
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