Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)
unter.“
„Um Himmelswillen!“
Zu allem Überfluss war der Strick, mit dem sein Hals an das Ziegengehege fixiert war, besonders widerspenstig. Verzweifelt säbelte sie an dem Tau, während Jonathan die Knoten an seinen Füßen öffnete.
„Ich hab’s gleich“, keuchte Emilia. Die Tiere hinter den Gitterstäben meckerten verstört und rammten ihre Hörner immer wieder gegen die Stangen.
„Beeil dich!“ Jonathan geriet allmählich in Panik und zerrte an dem Strick.
„Hör auf, du machst es nur noch schlimmer.“
Konzentriert schnitt sie weiter, bis sich die Fessel endlich von der Stange löste. Jonathan war frei. Er entfernte den Strick von seinem Hals und rieb sich die strapazierten Handgelenke.
„Was machst du da?“, fragte er Emilia, die eine Luke am Boden aufriss und vor dem ihr entgegenschwappenden Bilgenwasser zurückwich.
„Ich muss etwas Wichtiges holen.“
„Was kann so wichtig sein, dass du dich dafür in Lebensgefahr begibst?“
Jonathan hatte recht. In der Bilge hatten sich beträchtliche Wassermassen angesammelt. Es war reiner Selbstmord, dort runterzugehen.
„Ich brauche deine Hilfe, Jonathan! Nimm eine Öllampe und halte sie über die Luke, damit ich den Weg zurückfinde.“
„Du bist völlig verrückt, aber ich mache es.“ Sie wartete, bis er die Lampe angezündet hatte.
„Wünsch mir Glück.“
Mit diesen Worten ließ sie sich in die Finsternis des Bilgenwassers hinab und tauchte zu dem Steg, unter den sie die Flasche geklemmt hatte, in der sich ihre Schatzkarte befand. Sie hangelte sich an der Holzlatte entlang und tastete den Boden nach ihrem wertvollsten Besitz ab – doch sie fand ihn nicht. Panik stieg in ihr hoch. Sie musste sich beeilen, denn die Luft wurde allmählich knapp. Endlich bekam sie den Flaschenhals zu fassen und zog das Gefäß hervor. In diesem Moment hob sich der Schiffsbug und trieb ihr sämtliche Wassermassen entgegen, die Emilia einfach mit sich rissen. Jonathans rettendes Licht geriet in weite Ferne. Verbissen presste sie die Lippen zusammen. Sobald das Schiff ins Wellental zurücksank, würde sie wieder Auftrieb bekommen. So lange galt es auszuhalten. Ihre Lungen brannten. Verzweifelt klammerte sie sich an ihrer Flasche fest. Sie durfte jetzt nicht aufgeben. Nicht, nachdem sie es bis hierhin geschafft hatte. Endlich senkte sich das Schiff. Die Wassermassen flossen zurück und schwemmten sie zu der Luke zurück. Jonathan ergriff ihre Hand und zog sie nach oben. Schwer keuchend sank sie auf die Knie. Doch anstatt sich auszuruhen, griff sie nach einem losen Seil und band es um ihre Taille. Das andere Ende knotete sie um ihre Flasche.
„Was, um alles in der Welt, hast du mit dieser alten Flasche vor?“ Jonathan beobachtete sie kopfschüttelnd.
Sie wollte seine Frage beantworten, aber ein gewaltiges Krachen verhinderte die Antwort. Es klang wie das gleichzeitige Abfeuern mehrerer Kanonen. Das Schiff drohte zur Seite zu kippen. Emilia und Jonathan wurden durch die Luft gewirbelt und schlugen hart auf dem Boden auf, als die Seaflower erneut zu rollen begann, und der gewichtige Schiffsleib wieder zurück in die andere Richtung schwang.
„Wir müssen zu den Beibooten“, sagte sie hastig, nahm seine Hand und eilte zur Treppe. Wasser drang durch die Ausstiegsluke ein. Ein Schwall ergoss sich über sie, als ein gewaltiger Brecher das Deck vorübergehend unter Wasser setzte. Als sie das Deck erreichten, stockte ihnen der Atem.
Finsternis umschloss das Schiff, hochaufgetürmte Sturmwolken bedeckten den Himmel, und eine wahre Sintflut prasselte auf die Seaflower nieder. Männer wurden einfach über Bord gespült. Sie konnten sich nicht an den Seilen halten, die wegen des Unwetters quer über das Deck gespannt worden waren. Wellen peitschten meterhoch und donnerten über die Reling.
Immer wieder durchzuckten Blitze die tiefe Dunkelheit und tauchten in das wilde Meer ein.
Mit ohrenbetäubendem Donnern schlug ein weiteres grelles Inferno in ihrer Nähe ein und tauchte das Meer um sie herum in ein unwirkliches Licht. Für einen Augenblick erkannte sie dunkle scharfkantige Zacken nicht weit vor dem Bug des Schiffes. Einen Augenblick später hörte sie Jonathan brüllen: „Klippen direkt vor uns!“ Offenbar hatte auch er sie gesehen.
„Beidrehen!“, brüllte Giovanni. Gerwin tat alles, um das Steuerrad herumzureißen. Wegen des Sturmes hatte man drei weitere Männer ans Ruder gestellt, und mit vereinten Kräften gelang es ihnen, den Kurs des Schiffes zu
Weitere Kostenlose Bücher