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Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders

Titel: Der Pistoleiro: Die wahre Geschichte eines Auftragsmörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klester Cavalcanti
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neunundzwanzig Jahre alt, der im September 1972 am Araguaia getötet werden sollte. Mundico hieß Rosalindo Souza, war aus Bahia, dreiunddreißig Jahre alt, er sollte ein Jahr später ums Leben kommen. Maria Lúcia, Cazuza und Mundico gehörten zu einem Außenposten der Bewegung mit Basis in der Region Pau Preto, keine drei Kilometer von João Coioiós Haus entfernt.
    »Sehr gut«, sagte Carlos Marra, und fuhr fort:
    »Tu, was du hier zu tun hast, als wüsste ich von nichts. Mach alles, wie du es mit den Kommunisten besprochen hast.«
    »In Ordnung, Delegado«, antwortete Coioió.
    »Wenn wir die drei schnappen, verspreche ich dir, dass du reich belohnt wirst.«
    Nachdem der Bauer gegangen war, winkte der Offizier Júlio zu sich an den Tisch.
    »Geh ihm nach, Júlio. Ich will genau wissen, was er in der Stadt treibt.«
    »Geht in Ordnung«, antwortete Júlio.
    »Júlio, pass auf. Ich muss alles wissen, was dieser Mann hier zu schaffen hat. Wirklich alles. Wenn er auf den Boden spuckt, will ich, dass du mir darüber berichtest, verstanden?«
    »Verstanden, Delegado. Sie können beruhigt sein. Am besten ich gehe gleich, damit der Mann nicht weg ist.« Er ging, noch bevor Coioió um die Ecke gebogen war.
    Die Beschattung war einfacher, als Júlio gedacht hatte. Zunächst ging der Bauer in einen Laden, und Júlio beobachtete ihn durch die Regale hindurch, in denen die Waren unordentlich herumstanden. Als der Mann wieder auf die Straße trat, trug er einen Stoffsack mit Bohnen, Reis, Kaffee und fünf oder sechs Päckchen Zigaretten. Von dort ging Coioió in einen von zwei Läden, die in Xambioá Waffen verkauften. Es war ein Verschlag von gerade einmal acht Quadratmetern, und es gab weder Regale noch Zwischenräume, hinter denen sich Júlio hätte verbergen können. Nur einen Tresen, hinter dem ein alter, weißhaariger Mann – er hätte Júlios Großvater sein können – stand, der die Kunden bediente. Dahinter lagerten in einem Regal Waffen und Munition aller Art. Júlio setzte sich, fünf Meter entfernt von dem Laden, im Schatten eines Militärfahrzeugs auf die Erde.
    Er folgte Coioió, bis dieser auf einem braunen Pferd aus der Stadt in den Wald ritt. Zehn Minuten später stand Júlio wieder im Waffenladen. In einem kurzen Gespräch mit dem Alten erfuhr er, dass der Bauer zwei Kartons Munition für eine Flinte, Kaliber 12, gekauft hatte und drei Kartons Revolvermunition Kaliber 38. Stolz kehrte er zur Polizeistation zurück. Er war sicher, dass er gute Arbeit geleistet hatte. Er wusste sogar, dass Coioió in der Bar von Seu Alberto eingekehrt war und ein Bier bestellt hatte. Aber er hatte nicht die ganze Flasche ausgegetrunken, nur zwei Glas, voll bis zum Rand, und war dann weitergegangen.
    »Gute Arbeit, Júlião. Du wirst immer besser«, lobte der Offizier, nachdem er Júlios minutiösen Bericht angehört hatte.
    Zwei Tage später standen Júlio, Carlos Marra und drei Soldaten vor Coioiós Hütte. Sie waren fast vier Stunden durch den Urwald gelaufen. Forel hätte auch dabei sein sollen, aber er war an Leishmaniose 1 erkrankt und lag mit hohem Fieber und offenen Stellen an den Beinen im Bett.
    In der strohgedeckten Hütte gab es keine Möbel. Nur fünf Hängematten, einen Holzherd und ein halbes Dutzend Hocker, die der Bauer selbst gebaut hatte. Coioiós Frau und die Kinder waren nicht zu Hause. Da er einen Kampf zwischen den Soldaten und den Kommunisten befürchtete, hatte er die Familie zu seiner Schwiegermutter in Pau Preto geschickt. Während des Abendessens bat Coioió, auch gehen zu dürfen. Er wollte nicht dabei sein, wenn die Guerilleros festgenommen würden. Der Anführer der Soldaten hatte keine Probleme damit. Doch Carlos Marra verlangte, dass der Bauer dabei wäre.
    »Sei ein Mann, Coioió«, sagte der Offizier von seinem Hocker aus, den Teller auf seinen Knien. Der Bauch hing ihm über die Hose.
    »Ich bin ein Mann, Delegado. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn hier die Hölle losbricht«, antwortete Coioió.
    »Jetzt ist es sowieso zu spät. Die Hölle ist schon längst losgebrochen«, sagte Marra mit vollem Mund und fuhr fort: »Und wehe dir, wenn du mitten in der Nacht verschwinden willst, hast du verstanden? Wir brauchen dich hier morgen früh.«
    Am Morgen des 16. Juni erwachte Júlio davon, dass Carlos Marra an seiner Hängematte rüttelte. Es hatte noch nicht einmal gedämmert. Der Offizier wollte aber, dass sie alle hellwach waren, wenn es zum Einsatz käme. Als die ersten Sonnenstrahlen

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