Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)
Toto herausgefunden hatte, dann war Antonia in größerer Gefahr, als er angenommen hatte.
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38.
«Du hast was?», brüllte Roberto in sein Handy.
«Was soll das Geschrei, eh?», regte sich der notaio auf. «Das geht dich überhaupt nichts an!»
«Wann haben sie die Unterlagen abgeholt?»
«Auch das geht dich gar nichts an.»
«Jetzt hör mal zu, notaio . Wenn die feststellen, dass Antonias Pachtvertrag fehlt, ist sie in höchster Lebensgefahr.»
«Ich weiß nicht, was du da redest. Ist mir auch egal. Ein Bote hat die Mappe vor einer Stunde abgeholt, und darin befindet sich der unterschriebene und von mir beglaubigte Vertrag.»
«Eben nicht! Ich habe ihn rausgenommen!»
«Du hast was?» Jetzt brüllte Papalardo.
«Ich hatte meine Gründe.»
«Du hast aus einer notariellen Mappe ein Dokument herausgenommen?» Der notaio sprach plötzlich bedrohlich leise und war kaum noch zu verstehen.
«Non mi rompere le palle!» Roberto legte einfach auf. Irgendwelche Erörterungen über Recht und Ordnung waren das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn sowieso schon heftig. Vor einer Stunde abgeholt! Er wählte Antonias Nummer. Es klingelte. Endlos. Roberto checkte seinen Gürtel, die Pistole, das Ersatzmagazin, die halbe Wurst , porca troia , wann würde er sie endlich gegen die kleine, äußerst nützliche MagLite ausgetauscht haben! Endlich meldete Antonia sich.
«Hör zu», sagte Roberto, «es ist äußerst dringend. Wo bist du gerade?»
«Ach, weißt du Roberto, mir war plötzlich so schwächlich zumute, nach allem, was –»
«Bitte, Antonia, sag mir, wo du bist.»
«Bei mir zu Hause, in Smirra, was ist denn in dich gefahren, ist etwas mit Oma?»
«Nein. Jetzt pass auf: Du verschließt sofort alle Türen und Fenster und lässt niemanden herein, bis ich da bin.»
«Bei der Kälte, Roberto, sind meine Türen und Fenster doch ohnehin geschlossen und –»
«Es geht um Leben und Tod», unterbrach Roberto sie. «Nimm das Betäubungsspray von Malpomena, greif dir ein Messer oder ein Beil, wenn du eins hast, und verhalte dich mucksmäuschenstill. Hast du das verstanden?»
Stille.
«Antonia?»
«Ja», piepste Antonia. « Oddio , beeil dich, Roberto.»
«Ich bin schon auf dem Weg. Sag deinen Schwestern Bescheid, die sollen ins Krankenhaus kommen, aber unten im Foyer warten, ich erzähl euch dann die Einzelheiten, bevor wir zu eurer Oma gehen.»
Als Nächstes wählte er Cottellis Nummer, und auch bei ihm musste er es ewig klingeln lassen, bis er endlich abhob.
«Hör zu, Cottelli, du musst sofort jemanden von uns ins Ospedale Santa Maria della Misericordia schicken, fünfter Stock, zur Baronessa Concetta Del Vecchio Onori. Bewaffnet. Er soll niemanden ins Zimmer lassen, bis ich da bin.»
Stille.
«Cottelli? Hast du mich gehört?»
«Ich habe dich gehört», kam es matt zurück, und der maresciallo capo unterbrach die Verbindung ohne ein weiteres Wort.
Maria Corbucci, diese verdammte Venusfalle, dachte Roberto, nichts als Elend brachte sie über die Männer! Cottelli war ja nur noch ein Schatten seiner selbst.
Kaum hatte er aufgelegt, klingelte sein Handy. Stefano Papalardo. «Was gibt’s?»
Der notaio klang plötzlich sehr geschäftlich. «Ich habe hier den Anwalt der Firma Toggi in der anderen Leitung. Er will wissen, wann Sie den Vertrag von Antonia Del Vecchio beibringen.»
«Gar nicht.» Roberto legte wütend auf, diese verdammten Mistkerle, und rannte los. Zum Glück ging es bergab, die Via Mazzini hinunter, sein Cinquecento stand wie immer auf dem Borgo Mercatale. Natürlich wäre jetzt ein Dienstwagen der Polizia Municipale mit Blaulicht besser, aber dafür hätte er zurück in die Wache gemusst, um einen Schlüssel zu holen – wenn denn überhaupt ein Auto zur Verfügung stand. Das kostete Zeit, und die, das Gefühl war eindeutig, die hatte er nicht.
Als er Carlo Manzonis Schuhgeschäft passierte, kam der Schuhverkäufer herausgeschossen. «Roberto, gut, dass ich dich treffe! Ich muss mit dir reden!»
Roberto hielt sein Tempo, kein sehr hohes, aber gemessen an seinen körperlichen Möglichkeiten, handelte es sich definitiv um eine Bestleistung. Carlo tippelte neben ihm her. «Das muss ich auch. Aber nicht jetzt.»
«Es geht um meine Zukunft, um mein Leben!»
« Ascolta , wenn du noch einmal auf Golem machst, zünde ich deinen Laden an, hast du mich verstanden?»
Carlo stolperte vor Schreck und stürzte zu Boden. «Roberto,
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