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Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition)

Titel: Der Poliziotto tappt im Dunkeln (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli T. Swidler
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halte dich fest: Toggi hat von der EU fünfzig Millionen Euro aus dem CIP–3 INTELLIGENT ENERGY EUROPE II Fonds für erneuerbare Energien bekommen. Und weitere vierzig Millionen aus dem EIB – FEMIP – FACILITY FOR EURO-MEDITERRANEAN INVESTMENT AND PARTNERSHIP als langfristiges, äußerst günstiges Darlehen. Logischerweise rentiert sich erneuerbare Energie am Markt nicht und muss subventioniert werden.»
    Roberto nahm einen Schluck Falerio, der bei La Cerqua immer eine Klasse für sich hatte. «Klingt für mich nicht sehr aufregend.»
    Toto schob sich die letzte Portion seiner strozzapreti rein und schlang sie herunter, um schnell weitersprechen zu können. «Dann hör dir das an: Ausgezahlt wurde ein Großteil der insgesamt neunzig Millionen vor einem Jahr.» Toto sah Roberto triumphierend an.
    «Ja, und?»
    «Die Regeln für beide Gelder sehen vor, dass sie erst mit Baubeginn ausgezahlt werden dürfen.» Toto griff sich Robertos Weinglas und leerte es in einem Zug.
    «Was soll das?», fuhr Roberto ihn an.
    «Was?», fragte Toto verständnislos zurück.
    Roberto winkte dem Padrone zu. «Noch ein Glas, Umberto.» Er wandte sich wieder Toto zu. «Versteh ich nicht. Die haben mit dem Bauen doch noch gar nicht begonnen.»
    «Das ist der Punkt. Vor einem Jahr hatte Toggi noch keinen einzigen Pachtvertrag abgeschlossen, sie konnten also nicht einmal wissen, ob sie die Grundstücke bekommen, die sie für den Windpark brauchen.»
    Roberto füllte sein neues Weinglas und nahm einen Schluck.
    «Die müssen mit gefälschten Unterlagen gearbeitet haben.» Toto hob mit seiner Gabel die Alufolie an. Keine strozzapreti mehr da. «Was hast du als secondo bestellt, Roberto?»
    «Coniglio in porchetta.»
    «Oh!», strahlte Toto und warf einen sehnsüchtigen Blick in Richtung Küche. «Vielleicht solltest du denen sagen, dass wir in Eile sind.»
    «Du bist in Eile, nicht ich», erwiderte Roberto und wandte sich trotzdem an den padrone . «Umberto, das coniglio zweimal und bitte schnell.»
    «Eh, eh!», regte Umberto sich auf. «Du bist hier nicht in einer Pizzeria, Poliziotto. Gutes Essen braucht Zeit.»
    «Du hast vollkommen recht. Und jetzt leg einen Zahn zu, va bene ?»
    Umberto streckte entrüstet die Arme aus. «Ich habe ja noch nicht einmal die Teller vom primo abgeräumt!»
    «Niemand hindert dich, es sofort zu tun.»
    Umberto ging grummelnd zur Küchentür und rief ein paar Kommandos hinein, worauf er wütende Worte zu hören bekam, die er seinerseits mit einigen Beschimpfungen beantwortete.
    «Toto, Toto», sagte Roberto kopfschüttelnd, «mit dir kann man nirgendwo hingehen. Manchmal habe ich den Eindruck, du bist überhaupt kein Italiener.»
    «Was?» Toto hatte nicht zugehört, sein Blick war konzentriert nach innen gerichtet, während er eine Scheibe pane comune nach der anderen in sich hineinstopfte, nachdem er sie jeweils mit Salz und Pfeffer bestreut hatte.
    «Und wieso braucht Toggi plötzlich die Pachtverträge, wenn es bis jetzt gutgegangen ist?»
    «Das ist der Hammer!» Totos Stimme überschlug sich. «Die aus Brüssel müssen Lunte gerochen haben und haben Toggi eine Frist gesetzt, die notariell beglaubigten Pachtverträge vorzulegen. Und jetzt halt dich fest: Die Frist endet übermorgen.»
    «Das ist zu abenteuerlich», wandte Roberto ein. «Verträge fälschen, Baugenehmigung fälschen, und das soll nicht auffliegen? Bei so einem hohen Betrag? Da gibt es doch bestimmt Kontrollen.»
    Toto lachte meckernd. «Manchmal habe ich den Eindruck, du bist überhaupt kein Italiener.»
    Roberto sah ihn erstaunt an.
    «Was ich meine, ist: Es gibt in Italien eine lange Tradition des Subventionsbetrugs. Anders als im Fußball sind wir in der Disziplin seit Jahrzehnten Europameister. Besser sogar als die Griechen. Aber die Zeiten haben sich radikal geändert; spätestens seit Beginn der Finanzkrise sind alle extrem wachsam geworden. Die Steuerbehörde, die Bürokraten in Brüssel. Willst du etwas über die Schnüffel-Software namens Serpico hören, die die Finanzbehörde in Rom neuerdings einsetzt? Serpico ist ein Akronym und steht für ‹Servizi per i contribuenti› . Die Software durchforstet Bankkonten, Unterlagen des Katasteramts, die Kfz-Verwaltung, Renten- und Autoversicherungen –»
    Roberto hob die Hand, um Toto zum Schweigen zu bringen. «Und jetzt droht der Schwindel aufzufliegen.»
    Toto nickte heftig. «Aber das ist nicht alles.» Schon wieder rückte er ganz nah an Roberto heran. «Die Namen der

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