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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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Frage der Zeit.
    »Aber sie haben doch jetzt, was sie wollten?« Ihre Stimme kippte. Fast flehentlich sah sie ihn an.
    Jack legte sich aufs Bett und streckte die erschöpften Glieder, die nicht mehr ihm zu gehören schienen.
    »Darauf kann ich kaum bauen, Kate.« Er richtete sich auf und schaute durch das Zimmer auf die gegenüber liegende Wand. Auf das billige Jesusbild, das da hing. Im Augenblick käme ein wenig höhere Unterstützung gut gelegen. Ein kleines Wunder hätte schon gereicht.
    »Aber du hast niemanden getötet, Jack. Frank hat das schon begriffen. Die Leute aus dem Polizeipräsidium werden es auch noch kapieren.«
    »Meinst du? Frank kennt mich, Kate. Er kennt mich, und trotzdem habe ich anfangs Zweifel in seiner Stimme gehört. Zwar hat er die Sache mit dem Glas herausgefunden, aber es gibt keinen Beweis dafür, dass sich jemand daran oder an der Waffe zu schaffen gemacht hat. Andererseits gibt es einiges, das eindeutig, ja, unzweifelhaft darauf hinweist, dass ich zwei Menschen getötet habe. Mein Anwalt würde mir vorschlagen, einen Vergleich anzustreben und auf zwanzig Jahre bis lebenslänglich mit möglicher Bewährung zu hoffen. Das würde ich als Anwalt selbst empfehlen. Wenn es zum Prozess kommt, habe ich keine Chance. Es gibt nur einen Haufen Spekulationen, dass Luther, Walter Sullivan und alle Übrigen irgendwie in eine Verschwörung verwickelt waren, die – das musst du zugeben – über jede Vorstellungskraft hinausgeht. Der Richter würde mich unter schallendem Gelächter aus dem Gerichtssaal befördern lassen. Die Geschworenen müssten es sich gar nicht erst anhören. Im Übrigen, was sollte ich ihnen auch erzählen?«
    Jack stand auf, steckte die Hände in die Taschen und lehnte sich an die Wand. Er sah sie nicht an. Sowohl seine unmittelbare als auch seine längerfristige Zukunft bot lediglich apokalyptische Aussichten.
    »Ich werde als alter Mann im Knast sterben, Kate, das heißt, wenn ich überhaupt alt werde, was an sich schon ziemlich fragwürdig ist.«
    Sie setzte sich aufs Bett und faltete die Hände im Schoß. Hoffnungslosigkeit schnürte ihr die Kehle zu, nahm ihr fast den Atem, so wie ein Felssturz sich ergießt in einen tiefen, dunklen See.
    Seth Frank schlug die Augen auf.
    Zunächst erkannte er überhaupt nichts. Was er sah, glich einer riesigen, weißen Leinwand, übergossen mit Hunderten Litern schwarzer, weißer und grauer Farbe, die ein klumpiges, sinnbetäubendes Durcheinander ergaben. Nach ein paar furchterfüllten Augenblicken erkannte er die Umrisse eines Krankenhauszimmers, mit all den grellweißen, chromfarbenen und scharfen Winkeln.
    Als er versuchte, sich aufzusetzen, drückte ihn eine Hand zurück.
    »Na-na, Lieutenant. Nicht so schnell.«
    Frank blickte hinauf in das Gesicht von Laurie Simon. Das Lächeln vermochte die besorgten Züge um die Augen nicht ganz zu verbergen. Ihr Seufzer der Erleichterung war klar vernehmbar.
    »Deine Frau ist gerade gegangen, um nach den Kindern zu sehen. Sie war die ganze Nacht hier. Ich hab’ ihr gleich gesagt, dass du aufwachen würdest, sobald sie geht.«
    »Wo bin ich?«
    »Im George Washington Hospital. Zumindest hast du dir einen Platz in der Nähe eines Krankenhauses ausgesucht, um dir eins über den Schädel ziehen zu lassen.« Simon beugte sich weiterhin übers Bett, damit Frank den Kopf nicht drehen musste. Er schaute zu ihr auf.
    »Seth, erinnerst du dich, was passiert ist?«
    Frank dachte zurück an die letzte Nacht. War es überhaupt die letzte Nacht gewesen?
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Donnerstag.«
    »Also ist es gestern Nacht passiert?«
    »Gegen elf Uhr. Zumindest hat man dich um die Zeit gefunden. Dich und den anderen.«
    »Welchen anderen?« Frank fuhr mit dem Kopf herum. Schmerz schoss durch seinen Nacken.
    »Vorsichtig, Seth.« Simon legte ein Kissen neben Franks Kopf.
    »Da war noch ein anderer Bursche. Ein Obdachloser. Man hat ihn noch nicht identifiziert. Hat auch einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Wahrscheinlich war er auf der Stelle tot. Du hast Glück gehabt.«
    Behutsam berührte Frank seine pochenden Schläfen. Allzu glücklich fühlte er sich nicht.
    »Sonst noch jemand?«
    »Wie?«
    »Hat man sonst noch jemanden gefunden?«
    »Ach so. Nein, aber du wirst es nicht für möglich halten. Erinnerst du dich an den Anwalt, mit dem wir das Video angeschaut haben?«
    Frank versteifte sich. »Ja, Jack Graham.«
    »Genau. Der Typ hat zwei Leute in seiner Anwaltskanzlei umgebracht und wurde

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