Der Präsident
gelegentlich beobachtete er auch, wie teure Autos mit mannequinähnlichen Insassen die sauber asphaltierte Auffahrt herunter und durch die wuchtigen Tore brausten. Noch nie hatte er eines der Häuser betreten, für deren Bewachung er bezahlt wurde; er erwartete auch nicht, dass dies je geschehen werde.
Fred blickte an dem eindrucksvollen Gebäude hinauf. Vier bis fünf Millionen Dollar, schätzte er. Mehr Geld, als er in fünf Leben verdienen konnte. Manchmal war die Welt einfach nicht gerecht.
Über das Funkgerät gab er eine Meldung durch. Er sollte hier nach dem Rechten sehen. Was los war, wusste er nicht genau. Ihm war lediglich bekannt, dass der Hausbesitzer angerufen und gebeten hatte, man möge einen Wagen zur Überprüfung losschicken.
Die kalte Luft, die ihm ins Gesicht wehte, ließ Barnes an eine Tasse heißen Kaffee und Plundergebäck denken, gefolgt von acht Stunden Schlaf, bevor er wieder hinaus musste, um eine weitere Nacht lang seine Runden zu drehen und die Besitztümer der Reichen zu beschützen. Die Bezahlung war nicht übel, die Sozialleistungen jedoch unter aller Kritik. Auch seine Frau hatte eine Ganztagsarbeit, und bei drei Kindern kamen sie mit dem gemeinsamen Einkommen gerade über die Runden. Aber schließlich hatten es alle schwer. Barnes schaute zu der fünftorigen Garage auf der Hinterseite, betrachtete den Swimmingpool und die Tennisplätze. Nun, manche vielleicht nicht ganz so.
Als er um die Ecke rollte, entdeckte er das herabhängende Seil, und die Gedanken an Kaffee und Plundergebäck verpufften. Er duckte sich, und seine Hand fuhr automatisch nach der Waffe im Schulterhalfter.
Über das Mikrofon erstattete er Bericht, wobei seine Stimme sich vor Aufregung fast überschlug. In ein paar Minuten würde die echte Polizei hier sein. Er konnte auf sie warten oder selbst nach dem Rechten sehen. Aber für acht Dollar die Stunde, sagte er sich, war das entschieden zu viel verlangt.
Als erster traf Barnes’ Vorgesetzter in dem grellweißen Lieferwagen mit dem Firmenlogo ein. Eine halbe Minute später kam der erste von fünf Streifenwagen die Asphaltauffahrt heraufgefahren, bis die Autos schließlich wie ein wartender Zug vor dem Haus parkten.
Zwei Beamte sicherten das Fenster. Wahrscheinlich hatten die Einbrecher den Tatort schon lange verlassen, doch Mutmaßungen waren im Polizeialltag gefährlich.
Vier Polizisten gingen zur Vorderseite, zwei weitere deckten die Hinterseite. Paarweise drangen die vier Beamten in das Haus ein. Sie bemerkten, dass die Eingangstür unversperrt und die Alarmanlage ausgeschaltet war. Sie überprüften das Erdgeschoss und stiegen vorsichtig die breite Treppe hinauf, alle Sinne in höchster Alarmbereitschaft auf jedes Zeichen eines Geräusches oder einer Bewegung.
Als sie den Treppenabsatz zum zweiten Stock erreichten, witterte die Nase des verantwortlichen Sergeants, dass es sich hierbei um keinen gewöhnlichen Einbruch handelte.
Vier Minuten später standen die Polizisten im Kreis um die Überreste einer ehemals jungen, hübschen Frau. Die gesunde Gesichtsfarbe der Männer war einem fahlen Weiß gewichen.
Der Sergeant, ein dreifacher Familienvater, der die Fünfzig bereits überschritten hatte, schaute dankbar zum offenen Fenster hinüber. Doch selbst mit der frischen Luft von draußen war der Gestank im Zimmer betäubend. Nach einem weiteren Blick auf die Leiche schritt er rasch ans Fenster und sog gierig die klare Luft ein.
Er hatte eine Tochter in etwa demselben Alter. Einen Augenblick lang stellte er sich vor, sie läge dort auf dem Fußboden, mit kaum mehr erkennbarem Gesicht, das Leben brutal ausgelöscht. Die Angelegenheit fiel nun nicht mehr in seinen Zuständigkeitsbereich, dennoch hatte er einen Wunsch: Er wollte dabei sein, wenn derjenige geschnappt wurde, der dieses abscheuliche Verbrechen begangen hatte.
KAPITEL 7 Lieutenant Seth Frank kaute an einem Stück Toast und versuchte gleichzeitig, seiner sechsjährigen Tochter die Zöpfe für die Schule zurechtzumachen, als der Anruf kam. Der Blick seiner Frau sagte ihm alles. Sie übernahm die Haarbänder. Seth klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, während er die Krawatte band und den ruhigen, knappen Worten des Anrufers lauschte. Zwei Minuten später saß er bereits im Wagen. Obwohl überflüssig, war das Einsatzlicht auf dem Dach des Ford befestigt, der ihm als Dienstwagen zur Verfügung stand, und verstreute weithin sichtbar sein unheilverkündendes Blau, als er durch die nahezu
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