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Der Präsident

Der Präsident

Titel: Der Präsident Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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beobachtete das rege Treiben der Polizei aufmerksam. Bald schon würde sich die Neuigkeit wie ein Lauffeuer in der Gegend verbreiten. Der Mann konnte nicht wissen, dass er gerade Spuren einer Flucht vernichtete. Ebenso wenig wusste es Seth Frank, als er aus dem Wagen stieg, die Jacke anzog und durch die Eingangstür eilte.
    Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, ließ der Kommissar den Blick langsam durch den Raum wandern, vom Boden über die Wände hinauf an die Decke; anschließend zurück zur verspiegelten Tür und an die Stelle, an der die Verstorbene während der letzten paar Tage gelegen hatte. Seine Augen nahmen jede Einzelheit auf.
    »Ich will jede Menge Fotos, Stu«, sagte Seth Frank. »Sieht so aus, als könnten wir sie brauchen.«
    Der Polizeifotograf schritt, ausgehend von der Leiche, in einem exakten Raster durch den Raum, um jeden Aspekt des Zimmers auf Film zu bannen, einschließlich des einzigen Bewohners. Danach würde eine vollständige Videoaufnahme des gesamten Tatorts mit Erläuterungen erfolgen. Das war zwar vor Gericht nicht unbedingt zulässig, doch es war von unschätzbarem Wert für die Ermittlungen. So wie Footballspieler sich auf Video Spiele ansahen, durchforschten Fahnder immer öfter Videos nach zusätzlichen Hinweisen, die sie erst nach der achten, zehnten, oder hundertsten Betrachtung entdeckten.
    Das Seil war noch an der Kommode befestigt und hing aus dem Fenster. Nur war es mittlerweile mit schwarzem Fingerabdruckpulver bedeckt, wenngleich sie kaum etwas finden würden. Im Normalfall trug man Handschuhe, wenn man ein Seil hinunterkletterte.
    Sam Magruder, der Einsatzleiter, trat an Frank heran, nachdem er gerade zwei Minuten aus dem Fenster gebeugt nach frischer Luft geschnappt hatte. Er war Mitte Fünfzig, mit einem buschigen roten Haarschopf über dem rundlichen, bartlosen Gesicht, und er hatte Mühe, das Frühstück im Magen zu behalten. Man hatte einen tragbaren Ventilator ins Zimmer gebracht, und die Fenster standen weit offen. Das gesamte Ermittlungspersonal trug geruchsfilternde Masken, dennoch war der Gestank unerträglich. Der Abschiedsgruss der Toten an die Lebenden. Wunderschön in einem Augenblick, im nächsten nur noch faules Fleisch.
    Frank sah Magruders Notizen durch, als er die grünliche Gesichtsfarbe des Einsatzleiters bemerkte.
    »Sam, wenn du vom Fenster wegbleibst, stellt sich dein Geruchssinn in etwa vier Minuten darauf ein. So machst du es nur schlimmer.«
    »Ich weiß, Seth. Mein Verstand sagt es mir, aber meine Nase will nicht daraufhören.«
    »Wann hat ihr Mann angerufen?«
    »Heute Morgen, 7 Uhr 45 Ortszeit.«
    Frank versuchte, das Gekritzel des Polizisten zu entziffern. »Und wo ist er?«
    »Auf Barbados.«
    Frank sah hoch. »Wie lange schon?«
    »Das überprüfen wir gerade.«
    »Gut so.«
    »Wie viele Visitenkarten haben sie hinterlassen, Laurie?« Frank wandte sich der Spurensicherungsexpertin, Laurie Simon, zu.
    Sie schaute auf, ohne ihm in die Augen zu sehen. »Viel finde ich nicht, Seth.«
    Frank ging zu ihr hinüber. »Komm schon, Laurie. Sie muss überall im Zimmer gewesen sein. Was ist mit ihrem Mann? Dem Hausmädchen? Hier müssen überall verwertbare Abdrücke sein.«
    »Ist aber nicht viel da.«
    »Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?« Simon, die ihre Arbeit sehr ernst nahm, war die beste Aufspürerin von Fingerabdrücken, mit der Frank je zusammengearbeitet hatte, das New York Police Department miteingeschlossen. Beinahe entschuldigend sah sie ihn an. Überall war Karbonpulver, und es gab keine Abdrücke? Ganz im Gegensatz zum weit verbreiteten Glauben hinterließen zahlreiche Verbrecher Fingerabdrücke am Tatort. Man musste nur wissen, wo man danach zu suchen hatte. Leider wusste Laurie Simon, wo sie zu suchen hatte, und meldete dennoch Fehlanzeige. Hoffentlich ergab sich nach der Laboranalyse etwas. Viele latente Abdrücke waren einfach mit bloßem Auge nicht zu erkennen, ganz gleich, aus welchem Winkel man Licht darauf warf. Deshalb nannte man sie auch latente Abdrücke. Man konnte nur alles bepulvern und abnehmen, von dem man annahm, die Täter könnten es berührt haben. Und vielleicht hatte man Glück.
    »Ich hab’ ein paar Sachen zusammengepackt, die ich mir im Labor näher ansehen will. Wenn ich sie mit Ninhydrin präpariert und die Reste mit Super Glue bearbeitet habe, kommt vielleicht was dabei raus.« Pflichtbewusst machte sie sich wieder an die Arbeit.
    Frank schüttelte den Kopf. Super Glue, ein Zyanoakrylat, war

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