Der Präsident
winzigen Objekten zu durchforsten, die sich oftmals als große Hilfe erwiesen. Denn was der Täter nicht sah, konnte er auch nicht entfernen.
Magruder versuchte, witzig zu sein. »Ich wünschte, mein Teppich wäre so sauber.«
Frank wandte sich an das Untersuchungsteam. »Haben wir irgendeine Spur, Leute?« Alle sahen einander an und überlegten, ob Frank wohl scherzte oder nicht. Das fragten sie sich immer noch, als er den Raum verließ und die Treppe hinunterging.
An der Eingangstür sprach ein Vertreter der Alarmanlagenfirma mit einem Beamten. Ein Mitglied des Untersuchungsteams packte gerade die Abdeckplatte und die Drähte in Plastikbeutel für Beweisstücke. Man zeigte Frank, wo die Farbe leicht zerkratzt war, außerdem einen mikroskopisch kleinen Metallsplitter, der darauf hinwies, dass die Schalttafel abmontiert worden war. An den Drähten waren geringfügige zahnartige Einbuchtungen erkennbar. Bewundernd betrachtete der Fachmann für Alarmanlagen die Handarbeit des Einbrechers. Magruder trat zu ihnen; langsam kehrte Farbe in sein Gesicht zurück.
Der Vertreter nickte mit dem Kopf. »Sieht so aus, als hätten sie einen Zähler benutzt.«
Seth sah ihn an. »Was ist das?«
»Ein computerunterstütztes Verfahren, um Unmengen von Zahlenkombinationen in die Erkennungsbank des Systems zu schaufeln, bis man die richtige Kombination hat. Sie wissen schon, wie die Dinger, die zum Knacken von Geldautomaten verwendet werden.«
Frank blickte zu dem leer geräumten Schaltschrank, dann zurück zu dem Mann. »Überrascht mich, dass ein solches Haus über kein besseres System verfügt.«
»Es ist ein hervorragendes System.« Der Vertreter klang geradezu beleidigt.
»Eine Menge Gauner benützen heutzutage Computer.«
»Ja, aber der springende Punkt ist, dass dieses Baby hier fünfzehn Stellen hat, nicht zehn, außerdem ein Zeitlimit von dreiundvierzig Sekunden. Wenn man es nicht innerhalb der Zeit schafft, schnappt die Falle zu.«
Frank rieb sich die Nase. Er musste nach Hause, um zu duschen. Der Gestank des Todes, der sich mehrere Tage lang in dem heißen Zimmer ausgebreitet hatte, hinterließ kaum entfernbare Rückstände in Kleidung, Haaren und Haut. Und in den Nasenhöhlen.
»Also?«, fragte Frank.
»Also, die tragbaren Modelle, die man wahrscheinlich für einen Einbruch wie den hier verwenden würde, können einfach in dreißig Sekunden nicht genügend Kombinationen durchspielen. Bei einer fünfzehnstelligen Konfiguration hat man es mit über dreiunddreißig Trillionen Möglichkeiten zu tun! Und es ist ja nicht so, dass die Kerle PCs mit sich herumschleppen.«
Der Einsatzleiter schaltete sich ein. »Warum dreißig Sekunden?«
Frank antwortete. »Man braucht auch ein wenig Zeit, um die Abdeckung loszuschrauben, Sam.« Er wandte sich wieder dem Sicherheitsspezialisten zu. »Was also wollen Sie damit sagen?«
»Ich will damit sagen, dass er bereits einige der möglichen Stellen ausgeschlossen haben muss, wenn er diese Anlage mit einem Nummernsucher überlistet hat. Vielleicht die Hälfte, vielleicht auch mehr. Ich meine, vielleicht haben sich die Typen ja selbst etwas zusammengebastelt, um diese Nuss zu knacken. Und wir reden hier auf keinen Fall von billiger Hardware und irgendwelchen Pennern, die in ein Elektrogeschäft gehen und mit einem Taschenrechner wieder herauskommen. Aber es bleibt ein Haken dabei: Die Computer werden zwar jeden Tag schneller und kleiner, doch man muss auch wissen, dass die Geschwindigkeit der eigenen Hardware das Problem nicht löst. Entscheidend ist, wie schnell der Computer der Alarmanlage auf die eingegebenen Kombinationen reagiert. Wahrscheinlich um einiges langsamer als die eigene Maschine. Kurz und gut, man braucht für so einen Job eine Rückversicherung, verstehen Sie? In dem Gewerbe kriegt man keine zweite Chance.«
Frank begutachtete die Montur des Mannes, dann die Schalttafel. Er wusste, was es bedeutete, sollte der Bursche recht haben. In diese Richtung hatte er schon selbst gedacht und zwar aufgrund der Tatsache, dass an der Eingangstür weder Gewalt angewendet, noch sonst irgendeine Spur hinterlassen worden war.
Der Vertreter der Alarmanlagenfirma redete weiter: »Tatsächlich könnten wir die Möglichkeit der Manipulation sogar ganz ausschließen. Wir haben Systeme, die sich weigern, auf riesige Zahlenmengen zu reagieren, die man hineinstopft. Das Problem ist nur, solche Anlagen sind so störungsempfindlich, dass sie auch immer wieder bei den Besitzern anschlagen,
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