Der Prediger von Fjällbacka
Informationen bekommen haben.«
»Glauben Sie, daß derjenige, der die Deutsche ermordet hat, auch versucht haben könnte, Johan umzubringen?« Maritas Unterlippe zitterte schwach. Man konnte sich leicht vorstellen, was sie eigentlich fragen wollte.
»Es gibt keinen Grund, das anzunehmen«, erwiderte Martin freundlich. »Ich bin sicher, daß wir bald erfahren werden, was passiert ist. Ich meine, Johan und Robert haben sich ja nicht gerade wenig in ziemlich zweifelhaften Kreisen bewegt, also ist es wohl wahrscheinlicher, daß so etwas dahintersteckt.«
»Und was tun Sie jetzt, um Jacob zu finden?« bohrte Marita beharrlich weiter. »Wird hier im Gebiet eine Suchaktion vorgenommen, oder?«
»Nein, das werden wir wohl nicht tun. Ehrlich gesagt, glaube ich, daß er sich irgendwohin zurückgezogen hat und nachdenkt . über die Situation und in Kürze zu Hause auftauchen wird. Also das Beste, was Sie tun können, ist eigentlich, zu Hause zu bleiben und uns dann direkt anzurufen, um uns mitzuteilen, daß er wieder da ist. Okay?«
Keiner sagte etwas, und sie nahmen es als Zeichen, daß ihr Vorschlag akzeptiert worden war. Es gab wirklich nicht viel, was sie machen konnten. Außerdem mußte sich Martin eingestehen, daß er keineswegs so viel Zuversicht verspürte, wie er Jacobs Familie zu vermitteln suchte. Es war eine seltsame Parallele, daß Jacob am selben Abend verschwunden war, an dem sein Cousin oder Bruder, oder wie man Johan nun bezeichnen wollte, zusammengeschlagen wurde.
Auf der Rückfahrt im Auto sagte er genau das zu Gösta, der zustimmend nickte. Auch er hatte das dumpfe Gefühl, daß nicht alles in Ordnung war. Solche auffälligen Parallelen gab es in der Realität ziemlich selten, und sie waren nichts, wobei es ein Polizeibeamter belassen konnte. Sie hofften, daß Patrik etwas mehr herausbekam.
11
Sommer 2003
Sie wachte mit rasenden Kopfschmerzen und einem klebrigen Gefühl im Mund auf. Jenny verstand nicht, wo sie war. Das letzte, woran sie sich erinnerte, war, daß sie getrampt war und in einem Auto gesessen hatte, und jetzt fand sie sich plötzlich in irgendeiner Art seltsamer dunkler Wirklichkeit wieder. Zunächst bekam sie nicht einmal Angst. Ihr war, als könnte das nur ein Traum sein, jeden Moment würde sie aufwachen und feststellen, daß sie sich wieder im Wohnwagen ihrer Familie befand.
Nach einer Weile kam ihr langsam die Erkenntnis, daß es sich hier um einen Traum handelte, aus dem sie nicht mehr aufwachen würde. In Panik begann sie in der Finsternis herumzusuchen, und an der letzten Wand fühlte sie Holzbretter unter den Fingern. Eine Treppe. Sie kletterte nach oben, indem sie sich bei jeder Stufe langsam vortastete. Krachend schlug sie mit dem Kopf gegen ein Hindernis. Eine Decke stoppte ihr Aufwärtssteigen schon nach wenigen Schritten, und sie empfand Klaustrophobie. Sie stellte fest, daß sie mit Mühe und Not aufrecht stehen konnte, höher war der Raum nicht. Es war auch schnell gegangen, sich an den Wänden entlangzutasten, es konnten höchstens zwei Meter dazwischen liegen. Voller Panik stemmte sie sich am Ende der Treppe nach oben und fühlte, wie die Bretter ein wenig federten, doch waren sie weit davon entfernt nachzugeben. Ein Rasseln erklang, und sie begriff, daß sich auf der anderen Seite vermutlich ein Vorhängeschloß befand.
Nach ein paar weiteren Versuchen, die Luke aufzustemmen, kletterte sie enttäuscht wieder nach unten und setzte sich auf den Erdboden, die Arme um die Knie geschlungen. Das Geräusch von Schritten über ihr brachte sie dazu, sich instinktiv in die äußerste Ecke zurückzuziehen.
Als der Mann zu ihr herunterkam, sah sie sein Gesicht vor sich, obwohl es im Raum kein Licht gab. Sie hatte ihn gesehen, als er sie im Auto mitgenommen hatte, und diese Tatsache erschreckte sie. Jenny konnte ihn identifizieren, sie wußte, was für ein Auto erfuhr, und das sprach dafür, daß er sie niemals lebend laufenlassen würde.
Sie begann zu schreien, aber er legte ihr sanft die Hand auf den Mund und sprach beruhigend auf sie ein. Als er überzeugt war, daß sie nicht schreien würde, nahm er die Hand von ihrem Mund und begann sie statt dessen vorsichtig auszuziehen. Er befühlte genußvoll, fast liebevoll ihre Glieder. Sie hörte, wie sein Atem schwerer wurde, und preßte die Lider fest zusammen, um den Gedanken an das, was kommen würde, auszusperren.
Hinterher bat er um Entschuldigung. Dann nahm der Schmerz seinen Anfang.
Der Sommerverkehr war
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