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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Sitzgelegenheiten Platz, die irgendwo zwischen Stuhl und Sessel einzuordnen waren. Auch Solveig setzte sich wieder.
    »Wer kann das meinem kleinen Jungen angetan haben?« Sie wiegte sich vor und zurück. »Ich habe gesehen, wie sie ihn rausgetragen haben, er kam mir wie ein ganz anderer vor. Und alles war voll Blut.«
    Linda zuckte zusammen und verzog das Gesicht. Robert saß mit unbewegter Miene da. Als Patrik dessen schwarze Jeans und das schwarze T-Shirt näher betrachtete, sah er darauf noch immer große Flecken von Johans Blut.
    »Ihr habt gestern abend nichts gehört und auch nichts gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Robert irritiert. »Wir haben es den anderen Polizisten schon gesagt, wie oft müssen wir das noch durchkauen!«
    »Ich bitte wirklich um Entschuldigung, aber ich muß diese Fragen stellen. Bitte habt einen kurzen Moment Geduld mit mir.«
    Das Mitgefühl in seiner Stimme war echt. Polizist zu sein war zuweilen ein schwerer Job, wenn man sich, wie in solchen Fällen, Menschen aufdrängen mußte, die an bedeutend wichtigere Dinge zu denken hatten. Aber Solveig kam ihm unerwartet zu Hilfe.
    »Unterstütze ihn jetzt lieber, Robert. Du verstehst doch wohl, daß wir alles, was wir können, tun sollten, um ihnen zu helfen, den zu fassen, der unserem Johan das angetan hat.« Sie drehte sich zu Patrik um.
    »Ich glaubte, ein Geräusch zu hören, kurz bevor Robert mich gerufen hat. Aber wir haben niemanden gesehen, weder vorher noch nachdem wir ihn gefunden haben.«
    Patrik nickte. Dann sagte er zu Linda: »Und du hast gestern abend nicht zufällig Jacob gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Linda verblüfft. »Ich habe auf dem Gutshof übernachtet. Er war wohl zu Hause auf Västergärden, denke ich. Warum fragst du das?«
    »Er scheint gestern abend nicht nach Hause gekommen zu sein, also dachte ich, du hast ihn vielleicht gesehen?«
    »Nein, wie gesagt, das habe ich nicht. Aber erkundige dich doch bei meinen Eltern.«
    »Das haben wir schon gemacht. Sie haben ihn auch nicht gesehen. Du kennst nicht vielleicht einen anderen Ort, wo er sich aufhalten könnte?«
    Nun wirkte Linda allmählich beunruhigt. »Nein, wo sollte das sein?« Dann schien ihr ein Gedanke zu kommen. »Kann er nach Bullaren gefahren sein und dort geschlafen haben? Das hat er zwar noch nie gemacht, aber …«
    Patrik ließ die Faust auf den Schenkel knallen. Total bescheuert, daß sie nicht selbst an den Hof in Bullaren gedacht hatten. Er entschuldigte sich und ging Martin anrufen. Der sollte auf der Stelle hinfahren und die Sache kontrollieren.
    Als er ins Wartezimmer zurückkam, war die Stimmung verändert. Linda hatte in der Zwischenzeit ihr Handy benutzt, um zu Hause anzurufen. Nun schaute sie ihn mit der ganzen Aufsässigkeit eines Teenagers an.
    »Was ist eigentlich los? Papa hat gesagt, daß Marita bei euch angerufen hat, um zu melden, daß Jacob verschwunden ist, und daß diese beiden anderen Polizisten dort gewesen sind und jede Menge Fragen gestellt haben. Papa klang superunruhig.«
    Sie stand vor Patrik, die Hände in die Seiten gestemmt.
    »Es gibt bisher keinen Grund zur Beunruhigung.« Er sagte dasselbe wie Gösta und Martin draußen auf dem Gut. »Vermutlich hat sich dein Bruder zurückgezogen, um ein bißchen für sich zu sein, aber wir müssen all solche Anzeigen ernst nehmen.«
    Linda musterte ihn mißtrauisch, aber schien sich mit der Auskunft zufriedenzugeben. Dann sagte sie mit leiser Stimme: »Papa hat auch das von Johannes erzählt. Wann hattest du die Absicht, es denen dort zu sagen?«
    Sie wies mit dem Kopf heftig auf Robert und Solveig. Patrik konnte nicht anders, als fasziniert der Bahn zu folgen, die ihr langes blondes Haar durch die Luft beschrieb. Dann fiel ihm ein, wie jung sie war, und er erschrak bei dem Gedanken, daß die Umwälzung, die die Bildung einer Familie mit sich brachte, bei ihm womöglich eine Tendenz zur Altersgeilheit ausgelöst hatte.
    Er antwortete im selben leisen Ton. »Wir warten ein bißchen damit. Jetzt scheint mir die Gelegenheit nicht besonders günstig, im Hinblick auf Johans Zustand.«
    »Du irrst dich«, erwiderte Linda ruhig. »Gerade jetzt brauchen sie ein paar positive Neuigkeiten. Und glaube mir, die Nachricht, daß Johannes sich nicht das Leben genommen hat, wird in dieser Familie als gute Nachricht betrachtet. Also wenn du es ihnen jetzt nicht erzählst, dann tue ich es.«
    Was für eine aufsässige Person. Aber Patrik war geneigt, ihr recht zu geben. Er hatte vielleicht schon zu

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