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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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nicht so einfach. Versuch es doch selber, dann wirst du schon sehen.« Erica fauchte ihn gereizt an und zog scheppernd Töpfe und Pfannen aus dem Schrank. »Wir müssen noch einen Abend durchhalten. Ich werde sie morgen auffordern zu fahren. Fang jetzt lieber an, Zwiebeln zu hacken, ich schaffe es nicht allein, das Essen für sechs Personen zu machen.«
    Unter lastendem Schweigen arbeiteten sie ein Weilchen jeder an seinem Platz, bis Erica nicht mehr an sich halten konnte.
    »Ich war heute in der Bibliothek und habe ein bißchen Material herausgesucht, das dir vielleicht nützen kann. Es liegt dort.« Sie deutete mit dem Kopf in Richtung Küchentisch, wo sich ein umfangreicher Stapel kopierter Seiten befand.
    »Ich habe doch gesagt, du sollst nicht .«
    »Nein, nein, ich weiß. Aber jetzt ist es getan, und es hat zur Abwechslung richtig Spaß gemacht, das war was anderes, als immer nur zu Hause zu sitzen und die Wände anzustarren. Also reg dich bitte nicht auf.«
    Patrik hatte inzwischen gelernt, wann er besser den Mund hielt, und er setzte sich an den Küchentisch und begann das Material durchzugehen. Es waren Zeitungsartikel über das Verschwinden der beiden Mädchen, und er las mit großem Interesse.
    »Mann, wirklich gut! Du, ich werde das hier morgen mit ins Büro nehmen und es mir etwas genauer anschauen, aber es sieht wirklich hervorragend aus.«
    Er kam zu ihr an den Herd, stellte sich hinter sie und legte die Arme um ihren prallen Bauch. »Ich rege mich doch nicht auf. Ich mache mir nur Sorgen um dich und das Bambino.«
    »Ich weiß.« Erica drehte sich um und schlang ihm die Arme um den Hals. »Aber ich bin wirklich nicht aus Porzellan, und wenn die Frauen früher auf dem Acker arbeiten konnten, bis sie womöglich an Ort und Stelle ihr Kind bekamen, dann kann ich ja wohl in einer Bibliothek sitzen und in Papieren blättern, ohne daß irgendwas passiert.«
    »Ja. Okay. Ich weiß.« Er seufzte. »Wenn wir nur erst unsere Untermieter wieder los sind, damit wir uns mehr umeinander kümmern können. Und du mußt versprechen, daß du Bescheid sagst, wenn du willst, daß ich an einem Tag zu Hause bleiben soll. Im Revier wissen sie, daß ich auf eigenen Wunsch arbeite und daß du vorgehst.«
    »Ich verspreche es. Aber hilf mir jetzt lieber, das Essen fertigzumachen, vielleicht beruhigen sich dann die Kinder da draußen.«
    »Das glaube ich kaum. Vielleicht sollten sie vor dem Essen jeder einen Schluck Whisky kriegen, dann würden sie bestimmt einschlafen.« Er lächelte sarkastisch.
    »Uuh, wie gemein du bist. Schenke lieber Conny und Britta ein Glas ein, dann halten wir wenigstens sie bei guter Laune.«
    Patrik tat, was sie ihm vorgeschlagen hatte, und betrachtete traurig den rasch sinkenden Spiegel der Flasche mit seinem besten Maltwhisky. Wenn sie noch ein paar Tage blieben, konnte er seine Whiskysammlung vergessen.
     
    3
     
    Sommer 1979
    Sie öffnete die Augen mit äußerster Vorsicht, denn ihr war, als würde ihr der Kopf zerspringen - der Schmerz zerrte an den Haarwurzeln. Doch merkwürdigerweise sah sie auch dann nichts, nachdem sie die Augen aufgeschlagen hatte. Es herrschte noch immer totale Finsternis. Einen Augenblick lang dachte sie voller Schrecken, sie sei blind geworden. Vielleicht war der Selbstgebrannte, den sie gestern gebechert hatten, nicht in Ordnung gewesen, so was hatte sie schon öfter gehört: Jugendliche waren blind geworden, weil sie Selbstgebrannten getrunken hatten. Ein paar Sekunden später begann sich die Umgebung schwach abzuzeichnen, und sie begriff, daß an ihren Augen nichts auszusetzen war, aber daß sie sich irgendwo befand, wo es kein Licht gab. Sie schaute nach oben, um zu kontrollieren, ob sie den Sternenhimmel sehen konnte oder eine Mondsichel, falls sie nun irgendwo draußen lag, erinnerte sich aber im selben Moment, daß es im Sommer nie so dunkel wurde. Statt dessen müßte sie das schimmernde Licht der nordischen Sommernacht sehen.
    Sie befühlte den Untergrund, auf dem sie lag, und bekam sandige Erde zu fassen, die zwischen ihren Fingern durchrieselte. Die Krümel rochen stark nach Humus, ein süßlicher, Übelkeit erregender Geruch, und sie hatte das Gefühl, sich unter der Erde zu befinden. Panik erfaßte sie. Klaustrophobie. Ohne zu wissen, wie groß der Raum war, sah sie Wände vor sich, die sich ihr langsam näherten, die sie einschlossen. Sie griff sich an den Hals, als sie meinte, gleich keine Luft mehr zu bekommen, aber zwang sich dann, ein paarmal ruhig und

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