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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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die es verdiente, daß die Familie die Hand von ihr abzog. Aber es war nicht christlich, so zu denken, und die Folge eines jeden solchen Gedankens waren stets Stunden der Selbstprüfung und der eifrigen Bibelstudien, in der Hoffnung, dadurch neue Kraft zu finden.
    Nach außen erschien er noch immer als ein Fels der Sicherheit und Zuversicht. Jacob wußte, daß die Menschen in seiner Umgebung ihn als jemanden brauchten, an den sie sich jederzeit anlehnen konnten, und noch war er nicht bereit, dieses Bild von sich zu opfern. Von dem Punkt an, als er über die Krankheit, die eine Zeitlang in ihm gewütet hatte, als Sieger hervorgegangen war, kämpfte er darum, nicht die Kontrolle über das Dasein zu verlieren. Aber schon die Anstrengung, nur die Fassade aufrechtzuerhalten, zehrte an seinen letzten Ressourcen, und der Abgrund rückte mit Riesenschritten näher. Wieder dachte er über die Ironie nach, die darin lag, daß sich der Kreis nach so vielen Jahren geschlossen hatte. Der Bescheid hatte ihn eine Sekunde dazu gebracht, das Unmögliche zu tun. Zu zweifeln. Der Zweifel währte nur einen Augenblick, aber er hatte einen winzigen Riß in dem starken Gewebe hinterlassen, das sein Leben zusammengehalten hatte, und dieser Riß erweiterte sich immer mehr.
    Jacob verjagte die Gedanken und tat sein Bestes, sich auf den Burschen vor ihm und dessen klägliches Leben zu konzentrieren. Die Fragen, die er ihm stellte, kamen automatisch, genau wie das einfühlsame Lächeln, das er für jedes neue schwarze Schaf in seiner Herde stets übrig hatte.
    Ein weiterer Tag. Ein weiterer zerbrochener Mensch, der instand gesetzt werden mußte. Es nahm nie ein Ende. Aber sogar Gott hatte am siebten Tag ruhen dürfen.
     
    Nachdem Erica die jetzt schweinchenrosafarbene Familie draußen von der Schäre abgeholt hatte, wartete sie eifrig auf Patriks Heimkehr. Sie suchte auch nach Anzeichen, daß Conny und seine Familie ihre Siebensachen packten, aber jetzt war es halb sechs, und sie machten keine Anstalten zum Aufbruch. Erica entschloß sich, noch ein Weilchen zu warten, bevor sie sich auf irgendwie feinfühlige Weise erkundigen wollte, ob sie nicht bald losfuhren, aber das Geschrei der Kinder hatte bei ihr heftige Kopfschmerzen ausgelöst, und dieses Weilchen durfte also nicht zu lange währen. Erleichtert hörte sie Patrik draußen auf der Treppe und ging ihm mit schweren Schritten entgegen.
    »Hallo Liebling.« Sie mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn küssen zu können.
    »Hallo. Sind sie noch nicht weg?« Patrik sprach mit leiser Stimme und spähte zum Wohnzimmer.
    »Nein, und sie machen auch keinerlei Anstalten. Verdammt, was sollen wir nur tun?« Erica antwortete mit ebenso leiser Stimme und verdrehte die Augen, um ihre Unzufriedenheit mit der Situation auszudrücken.
    »Die können doch wohl nicht einfach einen Tag länger bleiben, ohne zu fragen? Oder können sie das?« sagte Patrik mit nervösem Gesicht.
    Erica schnaufte verächtlich. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Gäste meine Eltern über die Jahre Sommer für Sommer gehabt haben, die eigentlich nur kurz vorbeischauen wollten und dann eine Woche geblieben sind, um sich möglichst rundum bedienen und gratis beköstigen zu lassen. Die Leute sind nicht ganz dicht. Und die Familie ist dabei immer am schlimmsten.«
    Patrik wirkte erschrocken. »Sie können doch wohl nicht eine ganze Woche bleiben! Wir müssen irgendwas machen. Kannst du ihnen nicht sagen, daß sie fahren müssen?«
    »Ich, warum soll ich es denn sagen?«
    »Es sind doch schließlich deine Verwandten.«
    Erica mußte zugeben, daß er da irgendwie recht hatte. Dann mußte sie wohl in den sauren Apfel beißen. Sie begab sich ins Wohnzimmer, um sich nach den Plänen der Gäste zu erkundigen, aber kam gar nicht erst dazu.
    »Was gibt es zu essen?« Vier Augenpaare richteten sich erwartungsvoll auf sie.
    »Äh …« Erica kam aus reiner Verblüffung über soviel Frechheit völlig aus dem Konzept. Sie nahm in Gedanken rasch eine Inventur des Tiefkühlers vor. »Spaghetti mit Fleischsoße. In einer Stunde.«
    Erica wollte sich am liebsten selbst einen Tritt in den Hintern verpassen, als sie zu Patrik in die Küche zurückkehrte.
    »Was haben sie gesagt? Wann fahren sie?«
    Erica sah Patrik nicht in die Augen, sondern erwiderte: »Ich habe keine Ahnung. Aber in einer Stunde gibt es Spaghetti mit Fleischsoße.«
    »Hast du nichts gesagt?« Jetzt war Patrik an der Reihe, die Augen zu verdrehen.
    »Das ist

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