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Der Prediger von Fjällbacka

Der Prediger von Fjällbacka

Titel: Der Prediger von Fjällbacka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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heftigen Regenguß weggespült. Da er das Fenster weit aufgerissen hatte, konnte er den Geruch des Regens spüren. Wasser spritzte auf den Teil des Schreibtischs, der dem Fenster am nächsten stand, aber er hatte alle Papiere von dort weggenommen, so daß es keine Rolle spielte. Den Duft der Kühle spüren zu können lohnte die Mühe.
    Patrik hatte angerufen und mitgeteilt, daß er verschlafen habe, so daß Martin zur Abwechslung mal als erster am Platz war. Die Stimmung im Revier war gestern gedrückt gewesen, nachdem der grobe Schnitzer von Ernst bekanntgeworden war. Daher empfand Martin es als schön, jetzt hier in aller Ruhe sitzen zu können und den Gang der jüngsten Ereignisse zu überdenken. Er beneidete Patrik nicht um die Aufgabe, die Verwandten der Frau zu informieren, doch auch ihm war klar, daß Gewißheit der erste Schritt zur Heilung des Schmerzes war. Aber vermutlich wußten diese Leute nicht einmal, daß das Mädchen verschwunden war, also würde die Nachricht einen Schock auslösen. Jetzt kam es in erster Linie darauf an, die Familie der Toten zu finden, und eine von Martins heutigen Aufgaben war, Kontakt zu seinen deutschen Kollegen aufzunehmen. Hoffentlich war es möglich, mit ihnen auf englisch zu kommunizieren, andernfalls würde er Probleme bekommen. Ihm war sein Schuldeutsch noch so weit in Erinnerung, daß er Patriks Sprachkünste nicht gerade als Aktivposten betrachtete, nachdem er gehört hatte, wie der Kollege sich durch das Gespräch mit Tanjas Freundin stakste.
    Er wollte gerade den Hörer abnehmen, um in Deutschland anzurufen, als ein durchdringendes Klingeln ertönte. Sein Pulsschlag erhöhte sich, als er hörte, daß der Anruf von der Gerichtsmedizin in Göteborg kam, und er streckte den Arm nach seinem vollgekritzelten Notizblock aus. Eigentlich hätte der Bericht an Patrik gehen sollen, aber da er noch nicht im Haus war, mußte Martin genügen.
    »Ihr scheint da oben in der Wildnis ja langsam viel um die Ohren zu kriegen.«
    Die Bemerkung des Gerichtsmediziners Tord Pedersen zielte auf die Obduktion, die er anderthalb Jahre zuvor an Alex Wijkner vorgenommen hatte und die für die Tanumsheder Polizei den Auftakt zu einer der bisher äußerst seltenen Mordermittlungen dargestellt hatte.
    »Ja, man kann sich langsam fragen, ob man uns irgendwas ins Wasser getan hat. Wir haben Stockholm in der Mordstatistik wohl bald eingeholt.«
    Der leicht sarkastische Tonfall war in dieser Sparte, ebenso wie bei vielen anderen Berufsgruppen, die oft mit Tod und Unglück in Berührung kamen, nur eine Methode, die tägliche Arbeitssituation zu bewältigen, und deutete keinesfalls darauf hin, daß sie den Ernst der Angelegenheit nicht sahen.
    »Seid ihr schon dazu gekommen, sie zu obduzieren? Ich könnte mir vorstellen, bei dieser Hitze haben sich weit mehr Leute als gewöhnlich gegenseitig den Kopf eingeschlagen«, fuhr Martin fort.
    »Ja, an sich hast du recht. Wir kriegen es zu spüren, daß die Leute bei diesen Temperaturen schneller in die Luft gehen, aber in den letzten Tagen herrschte hier Flaute, also haben wir eure Sache schneller als gedacht erledigt.«
    »Dann laß mal hören.« Martin hielt die Luft an. Der Erfolg der Ermittlung hing zu großen Teilen von dem Ergebnis ab, das die Gerichtsmedizin zu bieten hatte.
    »Ja, ihr habt es da eindeutig mit keiner besonders sympathischen Figur zu tun. Die Todesursache ließ sich ziemlich leicht feststellen, die Frau wurde erwürgt, doch das wirklich Bemerkenswerte ist das, was vor Eintritt des Todes mit ihr passiert ist.«
    Pedersen legte eine Pause ein, und es klang, als setzte er sich die Brille auf.
    »Ja?« Martin konnte seine Ungeduld kaum zügeln.
    »Wollen mal sehen . Das hier kommt auch als Fax zu euch . Hmmm«, Pedersen brummelte vor sich hin, und Martins Hand wurde von dem krampfhaften Griff um den Hörer schweißnaß.
    »Ja, hier haben wir es. Vierzehn Frakturen an verschiedenen Stellen des Skeletts. Sämtlich zugefügt vor Eintritt des Todes, zu urteilen nach dem variierenden Grad der Heilung.«
    »Du meinst .«
    »Ich meine, daß jemand ihr im Laufe von schätzungsweise einer Woche Arme, Beine, Finger und Zehen gebrochen hat.«
    »Sind sie bei einer einzigen Gelegenheit gebrochen worden oder bei mehreren, könnt ihr das sehen?«
    »Wie ich gesagt habe, wurde bei den Frakturen ein unterschiedlicher Heilungsgrad erreicht, also gehe ich davon aus, daß sie während der gesamten Periode entstanden sind. Ich habe eine Skizze mit der

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